Saba G Kassaye: “Äthiopien muss man einfach besucht haben”

Saba G Kassaye (Foto: Jan Gruber).
Saba G Kassaye (Foto: Jan Gruber).

Saba G Kassaye: “Äthiopien muss man einfach besucht haben”

Saba G Kassaye (Foto: Jan Gruber).
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Nicht mehr viele Fluggesellschaften unterhalten in Wien Repräsentanzen mit einem eigenen Country Manager. Eine von diesen ist Ethiopian Airlines. Seit einiger Zeit ist Saba G Kassaye für den Carrier vor Ort und wie es in Zeiten wie diesen kommen musste: Kurz nach ihrer Ankunft im Vorjahr verhängte die österreichische Regierung den zweiten Lockdown.

„Ich bin der neue Regional Manager der Ethiopian Airlines für Österreich, Ungarn, Tschechien, Polen, Ukraine, Serbien, Slowenien, Slowakei, Kroatien, Mazedonien und Bosnien. Ich bin stolz, mich als erste weibliche Regionalleiterin für die genannten Gebiete bezeichnen zu dürfen“, stellt sich Saba G Kassaye selbst vor.

Von ihrem Büro, das sich nur wenige Schritte vom bekannten Prater-Riesenrad entfernt befindet, organisiert die Äthiopierin so ziemlich alles, das der Carrier in den in ihre Verantwortung gelegten Märkte braucht. Der Ticketvertrieb ist dabei nur ein kleiner Teil des Aufgabengebiets, denn die Regionalleiterin muss sich beispielsweise auch um Genehmigungen für Sonderflüge kümmern. Letzteres war und ist in Zeiten von Corona aufgrund nationaler Beschränkungen immer wieder erforderlich.

Im Gespräch mit Aviation.Direct stellt Saba G Kassaye nicht nur Ethiopian Airlines vor, sondern erklärt auch wie der Carrier durch die schwerste Krise in der Luftfahrtgeschichte gekommen ist. Auch verrät sie was man in ihrem Heimatland unbedingt gesehen haben muss und welche kulturellen Highlights sie in Österreich ihren Kollegen, Freunden und Gästen empfiehlt.

Die Corona-Krise hat die gesamte Luftfahrtindustrie hart getroffen. Wie hat Ethiopian Airines die Krise bisher überstanden? Welche Maßnahmen mussten ergriffen werden?

Saba G Kassaye: Covid-19 hat die Luftfahrtindustrie nachteilig getroffen und Ethiopian Airlines ist davon nicht ausgenommen. Aufgrund der drastisch gesunkenen Reisenachfrage hatte die Airline eine Zeit hinter sich, in der sie im Passagierflugbetrieb nur noch 10 Prozent ihrer Kapazität ausgeschöpft hatte. Um zu überleben hatten wir mehrere Sparmaßnahmen gesetzt. Allein im Jahr 2020 hat Ethiopian zusammen mit den MRO-Experten der Fluggesellschaft etwa 25 Passagierflugzeuge in Frachter umkonfiguriert, um seine Frachtkapazität zu erhöhen, da die Nachfrage nach dem Transport von medizinischer Notfallversorgung in die Höhe schoss.

Seite an Seite haben wir COVID-19-Protokolle in Eisendisziplin implementiert. Darüber hinaus haben wir an allen Kundenkontaktpunkten Technologien für minimalen physischen Kontakt implementiert. Wir haben mehr als 360 Charter-Frachtflüge durchgeführt und medizinische Ausrüstung in über 80 Länder befördert. Wir haben über 470 Charter-Rückführungsflüge durchgeführt und mehr als 63.000 Bürger verschiedener Länder mit ihren Familien und Angehörigen zusammengeführt. Ethiopians 75-jährige Erfahrung in der Krisenbewältigung in der Luftfahrtindustrie hat dabei unterstützt, durch die Flut der globalen Pandemie zu navigieren und die Krisen schließlich noch stärker zu bewältigen.

Heute steht unsere Branche vor einer ernsthaften Herausforderung durch COVID-19. Der Weg, den wir gewählt haben, um diese Herausforderung zu meistern, besteht darin, den Gürtel enger zu schnallen und die Art und Weise wie wir Geschäfte machen zu ändern und agil zu sein. Wir bleiben die einzige kommerzielle Fluggesellschaft, die keine staatliche Rettungsaktion beantragt und keinen einzigen Mitarbeiter entlassen hat.

Aviation.Direct: In Bezug auf die Wien-Route: Würden Sie bitte einen Überblick über die Entwicklung der Nachfrage seit März 2020 geben?

Saba G Kassaye: Seit März 2020 ist die Nachfrage der Passagiere rückläufig. Die ersten fünf Monate waren hauptsächlich von Rückerstattungen an die Passagiere geprägt. In etwa ab August 2020 trat eine leichte Erholung ein. Der September 2020 war auch noch ganz gut, aber dann nicht mehr. Wir hatten bis September 2020 alle Erstattungen abgewickelt. Dieses Jahr hatten wir einen starken Sommer und in den letzten Monaten ist eine konstant positive Entwicklung zu sehen.

Aviation.Direct: Wie ist Nachfrage momentan?

Saba G Kassaye: Die Nachfrage ist derzeit gut. Wir beobachten seit einiger Zeit, dass der Trend eher zu Last-Minute-Buchungen geht. Vorausgebucht wird in etwa im Zeitraum von ein bis zwei Monaten vor Abflug.

Aviation.Direct: Und wie wird es sich Ihrer Meinung nach weiterentwickeln?

Saba G Kassaye: Alle positiven oder negativen Entwicklungen hängen von der Öffnung oder Schließung der Grenzen der bei unseren Passagieren beliebten Reiseziele Botswana, Kenia, Südafrika, Uganda, Seychellen, Südafrika und Namibia ab. Wenn das Reisen möglich und sicher ist, werden die Passagiere buchen und reisen. Wenn aber die Fluggäste der Ansicht sind, dass mit Grenzschließungen und/oder Quarantäne zu rechnen ist, dann ist davon auszugehen, dass auch in diesem Winter Reisen zu Freizeitzwecken vermieden werden.

Saba G Kassaye (Foto: Jan Gruber).

Aviation.Direct: Ethiopian Airlines ist seit 1946 in der Luft. Können Sie bitte einen kurzen Überblick über die Highlights der Firmengeschichte geben?

Saba G Kassaye: Wir begannen 1946 mit fünf kriegsüberzähligen Flugzeugen. Heute sind wir mit sieben strategischen Geschäftsbereichen der größte afrikanische Luftfahrtkonzern. Wir bereiteben rund 130 junge und hochmoderne Flugzeuge. Unser Streckennetz enthält mehr als 130 Destinationen auf fünf Kontinenten, davon 62 Ziele in Afrika. Wir befördern in etwa 12 Millionen Passagiere pro Jahr und sind die profitabelste, panafrikanische Fluggesellschaft. Wir sind der Luftfahrtriese des afrikanischen Kontinents.

Während wir das 75 Jahre Bestandsjubiläum feiern, ziehen wir eine Bilanz unserer Errungenschaften über ein Dreivierteljahrhundert. Zu den vielen Neuheiten, die Ethiopian eingeführt hat, gehören das erste Jet-Flugzeug in Afrika, der erste Linienflug von Ostafrika nach Westafrika, die erste Fluggesellschaft aus der westlichen Hemisphäre, die nach China fliegt, der erste Liniendienst zwischen den Hauptstädten der bevölkerungsreichsten Nationen in der Welt – von Neu-Delhi bis Peking, die erste Fluggesellschaft in Afrika, die die B767, B777-200LR, B787 (den Dreamliner) und später die A350 nach Afrika brachte.

Aviation.Direct: Wie hoch ist der Anteil der Transferpassagiere im Vergleich zu den Punkt-zu-Punkt-Fluggästen bei Ethiopian Airlines?

Saba G Kassaye: Rund 75 Prozent unserer Passagiere sind Transitpassagiere, die unser riesiges Streckennetz nutzen, um ihr Ziel zu erreichen. Wir fliegen zu mehr als 62 Destinationen in Afrika und insgesamt 130 Destinationen weltweit und sind als Drehscheibe für die Verbindung Afrikas mit dem Rest der Welt am strategisch besten Standort.

Aviation.Direct: Warum sollte man Äthiopien unbedingt mal besuchen?

Saba G Kassaye: Äthiopien hat alle Attraktionen, die Sie brauchen: Kultur, Geschichte und Natur. Äthiopien ist einer dieser magischen Orte, die man gesehen haben muss, um zu glauben, mit einer wunderschönen Kultur, einer faszinierenden Tierwelt und einer langen Geschichte. Es ist vielleicht nicht der erste Ort, an den man bei Afrika denkt, aber eine Äthiopien-Tour sollte es auf jeden Fall sein. Äthiopien hat die außergewöhnlichsten Landschaften in Afrika. Von den zerklüfteten Gipfeln der Simien-Berge bis hin zu den dichten afro-alpinen Wäldern der Bale Mountains oder die kaleidoskopischen Säurequellen der Danakil Depression – es ist eines der schönsten Länder der Welt.

Aviation.Direct: Würden Sie uns bitte Ihren persönlichen Must-See-Ort in Äthiopien vorstellen?

Saba G Kassaye: In Äthiopien gibt es neun UNESCO-Welterbeattraktionen, acht Kulturstätten und ein Naturschutzgebiet, den Simien-Nationalpark. Die täglichen Abenteuer variieren von Ausflügen, die sich auf die reiche Geschichte unseres Landes konzentrieren, über die Schönheit des täglichen Lebens indigener Stämme, Vogelbeobachtung in Hülle und Fülle für Enthusiasten, Trekking in atemberaubender natürlicher Umgebung oder einfach nur zum Entspannen in der Wärme unserer äthiopischen Gastfreundschaft

Sie können sich auch für eine Wanderung zum „Dach Afrikas“ entscheiden – die Simien-Berge im Norden Äthiopiens sind bekannt für ihre dramatischen Landschaften und atemberaubenden Landschaften mit tiefen Schluchten, Steilhängen, steilen Abgründen und zerklüfteten Türmen.

Äthiopisches Meskel: Auffinden des wahren Kreuzes, Timket (Epiphanie) und der Große Lauf werden in Äthiopien wunderschön gefeiert. Äthiopien für Feinschmecker Äthiopische kulinarische Genüsse – Jede ethnische Gruppe hat ihre eigene Kultur, die sich in der weit verbreiteten Ernährung manifestiert. Äthiopisches Essen ist gut gewürzt. Teff ist nach Kaffee das zweite Geschenk Äthiopiens an die Welt. Sie werden auch die berühmte äthiopische Gastfreundschaft genießen, wohin Sie auch gehen.

Aviation.Direct: Und wenn man in Äthiopien gefragt wird: Was sollte man in Österreich unbedingt sehen?Saba G Kassaye: Österreich ist ein wunderschönes Land, in dem es viel zu entdecken gibt. Da ich erst seit wenigen Monaten hier bin, hatte ich nur die Gelegenheit, Wien zu besuchen, das ich aber noch nicht ganz entdeckt habe. Ich würde Äthiopiern raten, das Schloss Schönbrunn mit dem ältesten Zoo Europas, die jahrhundertelang Sitz der Monarchie war, das Schloss Belvedere mit einer wunderbaren Sammlung von Kunstwerken und den Stephansdom, der die schönste Kathedrale ist, die ich je gesehen habe in meinem Leben gesehen habe, zu besuchen.

DHC Dash 8-400 (Foto: V1Images.com/Kevin Rowett).

1 Comment

  • Andreas Poltin , 3. November 2021 @ 10:51

    Ich bin mit Ethiopian von Wien über Addis nach Manila und zurück. Aufgrund der Anschlusszeit gab es bei Hin und Rückflug ein Tageszimmer im Zentrum der Stadt. So konnt ich mir Addis ein wenig anschauen.
    Da ich mit dieser Leistung eigentlich sehr zufrieden war habe ich dann Wien – Addis – Dar es Salaam und zurück gebucht. Der Flug wurde leider covid bedingt storniert. Es kam auch sofort die Stornobenachrichtigung aus dem CRS aber kein Geld zurück auf die Kreditkarte. Emails wurden weder vom lokalen Sales Agent in Wien noch von der Reservierung in Addis beantwortet. Also Charge Back mit der Kreditkarte. Das hat dann letztendlich funktioniert. Bin mir nicht sicher, ob ich nochmals mit Ethiopian fliegen werde. Als Alternative gibt es Turkish Airlines, Emirates, Qatar oder die Europäischen Carrier die nach Afrika fliegen.

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  • Andreas Poltin , 3. November 2021 @ 10:51

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    Da ich mit dieser Leistung eigentlich sehr zufrieden war habe ich dann Wien – Addis – Dar es Salaam und zurück gebucht. Der Flug wurde leider covid bedingt storniert. Es kam auch sofort die Stornobenachrichtigung aus dem CRS aber kein Geld zurück auf die Kreditkarte. Emails wurden weder vom lokalen Sales Agent in Wien noch von der Reservierung in Addis beantwortet. Also Charge Back mit der Kreditkarte. Das hat dann letztendlich funktioniert. Bin mir nicht sicher, ob ich nochmals mit Ethiopian fliegen werde. Als Alternative gibt es Turkish Airlines, Emirates, Qatar oder die Europäischen Carrier die nach Afrika fliegen.

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