Businessjet (Foto: GlobeAir AG).
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Schadenersatz: GlobeAir AG klagt Pratt & Whitney Canada

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Nicht nur Linienfluggesellschaften sind von Lieferproblemen des Triebwerksherstellers Pratt & Whitney betroffen, sondern zunehmend trifft es auch die Business Aviation. Beispielsweise kann die österreichische GlobeAir AG seit über einem Jahr im Durchschnitt sechs bis sieben Flugzeuge nicht einsetzen.

Dem Unternehmen bereitet dieser Umstand zunehmend Sorgen, denn man wartet bereits lange auf dringend benötigte Tauschtriebwerke. Diese kann Pratt & Whitney Canada aber nicht zügig liefern, weshalb Globe Air AG laut Firmenchef Bernhard Fragner im Durchschnitt sechs bis sieben Maschinen nicht nutzen kann.

Personalstand musste angepasst werden

Dies hatte auch Folgen für das Personal: „Tatsächlich ist es so, dass wir große Sorgen haben mit unserem Triebwerkshersteller. Wir haben seit über einem Jahr 6-7 Flugzeuge ständig am Boden weil wir keine Triebwerke haben. Traurigerweise mussten wir auch die Crew entsprechend anpassen, was sehr bedauerlich ist aber unausweichlich. Gleichzeitig haben wir uns aber entschieden, die gesamte Non-Flying Organisation nicht anzupassen, da wir diese dann in weiterer Folge dennoch wieder benötigen, wir derzeit aber etwas overstaffed sind im Overhead. Für mich aber die beste Entscheidung wie sich zeigte, weil wir einiges andere weiter vorwärts bringen“, so Fragner gegenüber Aviation.Direct.

Betroffen ist nicht nur die Lieferung werksneuer Triebwerke, sondern auch die Überholung bestehender. Nach einer gewissen Anzahl von Starts und Landungen bzw. Flugstunden müssen diese aufwendig gewartet werden, um die Zuverlässigkeit und Flugsicherheit gewährleisten zu können. Globe Air AG hat für diese Tätigkeit den Hersteller, Pratt & Whitney Canada, vertraglich verpflichtet. Eigentlich die beste Lösung, denn es ist davon auszugehen, dass jenes Unternehmen, das ein Produkt herstellt, auch die meiste Kompetenz dazu hat. Allerdings scheint Pratt & Whitney Canada seit einiger Zeit nicht in der Lage zu sein die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Globe Air AG und anderen Kunden zu erfüllen.

GlobeAir AG fordert Schadenersatz

„PWC hat uns im Vertrag eine Durchlaufzeit von 50 Tagen bei einer Triebwerksüberholung zugesagt, von Versand durch uns bis zum Wiedereinlangen. Auf diesen Vertragsbestandteil haben wir unsere Planung der Triebwerksüberholungen ausgelegt und als Buffer auch 4 Ersatztreibwerke gekauft“, so Globe-Air-Chef Bernhard Fragner. „Fakt ist, dass seit Corona PWC ein massives Personal- und Qualitätsproblem hat (siehe auch die Triebwerke von den Airlines) und wir nun im Durschnitt bei 225+ Tagen Durchlauf liegen. Damit ist das ganze nicht mehr zu stemmen und es stehen Flugzeuge am Boden ohne Triebwerke und das für lange Zeit“.

Das Management des österreichischen Bedarfsluftfahrtunternehmens will die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen. Man braucht nicht viel von der Aviation zu verstehen, um realisieren zu können, dass GlobeAir AG mit jenen Maschinen, die auf dem Boden stehen, keine Einnahmen erzielen kann. Nur Flugzeuge, die von Kunden für Bedarfsflüge gebucht werden und fliegen können, erzielen Umsatz. Genau deshalb hat das oberösterreichische Unternehmen Schadenersatzklagen gegen Pratt & Whitney Canada eingebracht. Konkret geht es darum aufgrund der Vertragsbrüchigkeit für entgangene Einnahmen entschädigt zu werden.

„Parallel gibt es ein paar technische Probleme bei PWC und den SBs die auch nur ganz langsam behoben werden. Wir haben eine rechtliche Auseinandersetzung mit PWC wo es um achtstellige Beträge gibt. Natürlich hätten wir die gesamte Flotte im Einsatz aber PWC hindert uns eben daran“, erklärt Fragner.

Stabile Finanzen, neuer Hangar und Flottenerneuerung

Angesprochen darauf, ob die aktuelle Situation das Unternehmen in irgendeiner Form gefährdet, beruhigt der GlobeAir-Geschäftsführer: „Die Finanzlange der GlobeAir ist stabil, genauso stabil wie diese die letzten Jahre war. Wir haben keinerlei Fremdverbindlichkeiten, hatten wir auch noch nie, Flugzeuge gehören alle uns und sind nicht finanziert. Wir haben soliden Cashflow und sind Skonto-Zahler. Wir hatten bisher ein gutes 2024, sogar besser als geplant und die Sommersaison (Juni – September bis heute) war wirklich sehr gut“.

Offensichtlich steckt man bei GlobeAir AG den Kopf nicht in den Sand, denn das bislang größte Infrastrukturprojekt in der Firmengeschichte wird fortgesetzt und soll in Kürze fertiggestellt werden. GlobeAir AG wird auf dem Linzer Flughafen unter anderem einen eigenen Wartungshangar in Betrieb nehmen.

„Wir sind gerade am Fertigstellen unseres eigenen Wartungshangars samt Werkstätte, eigenem Apron und Büros am Flughafen Linz-Hörsching. In wenigen Tagen werden wir einziehen worauf wir uns alle sehr sehr freuen. Ich traue mir zu behaupten, eine der schönste und qualitativsten Hangar in Österreich für diesen Zweck“, kündigt Fragner an.

Im Gegensatz zu anderen Businessjet-Operators befinden sich bei der GlobeAir AG sämtliche Maschinen im Eigentum des Unternehmens. Man hat keine Jets im Management. Demnächst soll es zu einer Flottenerneuerung kommen: „Weiter beginnen wir unsere Mustang-Flotte zu reduzieren, zwei Flugzeuge haben wir bereits verkauft, weitere 3-5 sollen in den nächsten Monaten verkauft werden. Wir haben keinen Druck, nur wenn der Preis passt. Gleichzeitig bauen wir die Flotte der nächsten GlobeAir Plattform aus. Hier haben wir uns für die Citation M2G2 entschieden und freuen uns sehr darauf. Dieses Projekt ist sehr umfassend und beansprucht einiges an internen Personalressourcen, welche wir auch nicht unbegrenzt haben, daher wir dem Projekt auch ausreichend Zeit gewähren“.

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