Flagge der Volksrepublik China (Foto: Pixabay).
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Stillgelegte Flugzeuge belasten Nepal Airlines: Fünf chinesische Maschinen verursachen Millionenkosten

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Seit nunmehr fünf Jahren stehen fünf chinesische Flugzeuge der staatlichen Nepal Airlines Corporation (NAC) ungenutzt auf dem Rollfeld des Tribhuvan International Airport in Kathmandu. Die Maschinen – zwei des Typs MA60 und drei Y12E – wurden einst mit großem diplomatischem Aufwand in einer von China unterstützten Vereinbarung nach Nepal gebracht. Doch die als Fortschritt gefeierte Kooperation entwickelte sich rasch zu einer teuren Bürde für die ohnehin finanziell angeschlagene Fluggesellschaft.

Der Erwerb der sechs chinesischen Flugzeuge, ursprünglich vier Y12E und zwei MA60, erfolgte zwischen 2014 und 2018 im Rahmen eines Regierungsabkommens zwischen Nepal und der Volksrepublik China. Zwei der Maschinen wurden Nepal Airlines als Geschenk übergeben, die anderen vier wurden mit Hilfe eines zinsgünstigen Darlehens der chinesischen Regierung finanziert. Federführend war dabei die Aviation Industry Corporation of China (AVIC), ein staatlicher Rüstungs- und Luftfahrtkonzern mit umfassenden globalen Interessen.

Die Zusammenarbeit wurde in Nepal damals als strategischer Schritt gesehen, um die starke Abhängigkeit von westlicher Luftfahrttechnik zu verringern und gleichzeitig die bilateralen Beziehungen zu China zu vertiefen. Doch die Euphorie war von kurzer Dauer.

Technische Probleme und operationelle Hürden

Bereits kurz nach Aufnahme des Flugbetriebs zeigte sich, dass die Maschinen nicht den Anforderungen der schwierigen Topographie Nepals gerecht wurden. Die MA60-Modelle galten als schwer steuerbar, speziell bei Landungen auf kurzen und hochgelegenen Pisten. Ersatzteile waren nur schwer zu beschaffen, und auch das geschulte Personal für Wartung und Betrieb fehlte. Die Y12E, als kleinere Regionalmaschinen gedacht, litten unter ähnlichen Problemen.

Nachdem eine der Y12E bei einem Zwischenfall auf der Piste schwer beschädigt wurde, entschied sich die Fluggesellschaft im Jahr 2020 zur vollständigen Stilllegung der Flotte. Seitdem stehen fünf der Flugzeuge ungenutzt in Kathmandu. Sie benötigen aufwendige Wartung, auch wenn sie nicht fliegen, um Sicherheitsauflagen zu erfüllen.

Jährliche Belastung von Millionenhöhe

Nach Angaben der Nepal Airlines verursacht die Lagerung der Flugzeuge jährliche Kosten in Höhe von rund 200 Millionen nepalesischen Rupien, umgerechnet etwa 1,47 Millionen US-Dollar. Diese Summe setzt sich aus Parkgebühren, Versicherungskosten sowie Wartungsausgaben zusammen. Für eine Fluggesellschaft, die sich ohnehin mit roten Zahlen konfrontiert sieht, stellt dies eine erhebliche finanzielle Belastung dar.

Die Leitung der NAC versuchte in den vergangenen Jahren mehrfach, die Flugzeuge zu verkaufen, zu verleasen oder gar zurückzugeben. Ausschreibungen in den Jahren 2022 und 2023 blieben ohne Resonanz – trotz Bewertung der Maschinen durch internationale Luftfahrtberater. Der von Nepal angesetzte Mindestverkaufspreis lag bei rund 19,6 Millionen US-Dollar – ein Preis, den kein Interessent zu zahlen bereit war.

Im Dezember 2024 trat der Vorstandsvorsitzende von Nepal Airlines, Ubaraj Adhikari, in direkten Dialog mit Vertretern der AVIC. Bei einem Treffen ersuchte er die chinesische Seite, die Maschinen als Zeichen guter Zusammenarbeit wieder zurückzunehmen. Die chinesischen Gesprächspartner lehnten diesen Vorschlag jedoch ab. Man erklärte sich lediglich bereit, beim Verkauf oder bei der Weiterverwendung durch Dritte zu helfen – allerdings nur unter der Bedingung, dass Nepal Airlines zuvor offene Rechnungen für Ersatzteile und technische Hilfe begleiche.

Chinas zögerliche Haltung

Offenbar gibt es auf chinesischer Seite wenig Interesse, eine offizielle Rücknahme öffentlich zu machen. Eine solche Geste könnte als Eingeständnis gewertet werden, dass die chinesischen Flugzeugmodelle auf dem internationalen Markt keinen Erfolg haben. Die MA60 etwa hat bereits in mehreren Ländern einen schlechten Ruf erhalten, vor allem aufgrund von Sicherheitsbedenken und mangelhafter Ersatzteilversorgung.

Peking hält sich daher auffallend zurück. Trotz mehrfacher diplomatischer Anfragen aus Kathmandu – auch auf Ebene des Außenministeriums – blieb die chinesische Regierung vage. Zwar signalisiert man Kooperationsbereitschaft, doch konkrete Angebote oder Lösungen fehlen bislang.

Die Flugzeuge wurden größtenteils über ein zinsgünstiges Darlehen in Höhe von 3,72 Milliarden nepalesischen Rupien (rund 27,3 Millionen US-Dollar) finanziert. Die Vereinbarung sah eine siebenjährige tilgungsfreie Zeitspanne vor. Diese endete im Jahr 2021. Seither fallen Zinszahlungen an. Zahlungen sind laut Informationen bislang nicht erfolgt. Die chinesische Seite hat dies bislang jedoch nicht aktiv eingefordert – möglicherweise, um die diplomatische Beziehung nicht zusätzlich zu belasten.

Mögliche Alternativen zur Ausmusterung

AVIC schlug Nepal Airlines vor, die Flugzeuge an staatliche Institutionen innerhalb Nepals weiterzugeben – etwa an die Luftwaffe oder an die Zivilluftfahrtbehörde. Auch wurde angeregt, eine neue Verkaufskampagne zu starten, möglicherweise mit Fokus auf kleinere chinesische Fluggesellschaften. Ob es für die Maschinen tatsächlich einen Markt gibt, ist allerdings fraglich. Ihr Zustand verschlechtert sich zunehmend, und eine Reaktivierung wäre mit erheblichen Kosten verbunden.

Die Führung von Nepal Airlines wirkt zunehmend desillusioniert. Es ist nicht das erste Mal, daß eine ehrgeizige Beschaffung ohne gründliche Bedarfsanalyse langfristig zum Verlustgeschäft wurde. Die derzeitige Führung hat das Finanzministerium erneut um „Richtungsweisung“ gebeten – eine diplomatisch formulierte Bitte um politische Unterstützung, notfalls auch mit Beteiligung des Premierministers.

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