Boeing 777 (Foto: Lukas von Daeniken).
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Swiss verlegt ihren rechtlichen Sitz von Basel nach Kloten

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Die Schweizerische Fluggesellschaft Swiss International Air Lines hat ihren rechtlichen Firmensitz von Basel nach Kloten verlegt, in unmittelbare Nähe ihres operativen Hauptsitzes am Flughafen Zürich. Der Umzug, der bereits am 9. Mai erfolgte, ist einer Veröffentlichung im Schweizerischen Handelsamtsblatt zu entnehmen. Bislang war die Adresse der Swiss im zentralen Basler Viertel St. Alban-Vorstadt, an der Malzgasse 15, wo auch Stiftungen, eine Anwaltskanzlei und andere Unternehmen ihren juristischen Sitz haben.

Die Wahl von Basel als ursprünglicher Sitz der Swiss im Jahr 2002 war historisch bedingt. Die Fluggesellschaft entstand nach dem Zusammenbruch der Swissair und wurde auf der Basis der Regionalfluggesellschaft Crossair aufgebaut, die ihren Hauptsitz in Basel hatte. Nach der Umwandlung von Crossair in Swiss wurde deren Domizil beibehalten. Dabei spielten wohl auch die Gründungsaktionäre eine Rolle, zu denen mit der Großbank UBS sowie den Pharmaunternehmen Roche und Novartis gewichtige Basler Konzerne gehörten. Nun ist die heutige Swiss International Air Lines auch rechtlich in Kloten ansässig – über diese Veränderung, die im Amtsblatt mitgeteilt wurde, berichtete zunächst Aerotelegraph.com.

Abschied von Basel als Flugstandort bereits 2015

Die operative Steuerung der Swiss erfolgte jedoch von Beginn an vom Hauptsitz in Kloten aus, in direkter Nachbarschaft zum Flughafen Zürich. Nun vollzieht die Fluggesellschaft auch formell den Schritt und verlegt den rechtlichen Sitz ebenfalls nach Kloten an die Obstgartenstrasse 25.

Das Datum der Sitzverlegung birgt eine gewisse Ironie, da Swiss erst vor zehn Jahren ihre Linienflüge ab Basel eingestellt hatte. Am 31. Mai 2015 hob mit Flug LX486 nach London City das letzte Flugzeug der Swiss vom Euro Airport Basel-Mülhausen ab, wo die Airline einst einen Marktanteil von 60 Prozent besessen hatte.

McDonnell Douglas MD-11 (Foto: Aero Icarus).

Kürzere Wege zu Zürcher Behörden als Beweggrund

Die Verlegung des rechtlichen Sitzes von Basel nach Kloten wird voraussichtlich nur geringe konkrete Auswirkungen haben. Lediglich im Bereich der Steuern ergeben sich durch den Kantonswechsel gewisse Änderungen. Zudem könnte die Entscheidung zu regionalpolitischen Diskussionen führen. Faktisch wird damit aber nur eine Situation formalisiert, die ohnehin schon bestand.

Eine Sprecherin der Swiss erklärte, daß der bisherige Sitz in Basel bei einer Anwaltskanzlei gewesen sei. Da diese Kanzlei nun aufgelöst werde, habe man eine neue Lösung finden müssen. Der Flughafen Basel sei aufgrund seiner Lage auf französischem Territorium keine Option gewesen. „Das war die perfekte Gelegenheit, die offizielle Swiss-Adresse nach Zürich zu holen“, so die Sprecherin. Dies bringe zahlreiche Vorteile mit sich. Künftig seien die Zürcher Ämter und Instanzen für Swiss zuständig und nicht mehr die Basler. „Die Wege sind somit direkter und kürzer.“ Die Verlegung des rechtlichen Sitzes unterstreicht somit die zunehmende Zentrierung der Swiss am Standort Zürich, wo sich bereits der operative Hauptsitz und der wichtigste Flughafen für die Airline befinden.

Vom Grounding zur Neugründung: Wie aus Crossair die Swiss International Air Lines entstand

Die Geschichte der Swiss International Air Lines ist eng verknüpft mit dem dramatischen Niedergang ihrer Vorgängerin, der traditionsreichen Swissair. Im Zuge der beispiellosen Pleite der SAirGroup, der Muttergesellschaft der Swissair, im Jahr 2001, stand die Schweizerische Luftfahrt vor einem tiefgreifenden Umbruch. In dieser turbulenten Zeit spielte die Regionalfluggesellschaft Crossair eine entscheidende Rolle, indem sie zur Keimzelle der heutigen nationalen Fluggesellschaft der Schweiz wurde.

Die Crossair, mit ihrem Hauptsitz in Basel, hatte sich seit ihrer Gründung im Jahr 1975 unter dem visionären Management von Moritz Suter von einer kleinen Regionalfluglinie zu einer bedeutenden europäischen Gesellschaft entwickelt. Sie bediente ein dichtes Netz an regionalen und europäischen Strecken und galt als solide und zuverlässig. Diese Stabilität sollte sich nach dem Grounding der Swissair als entscheidender Faktor für die Kontinuität der Schweizer Luftfahrt erweisen.

McDonnell Douglas MD-82 (Foto: Aero Icarus).

Die Stunde der Crossair: Aufbau der neuen Nationalairline

Nach dem abrupten Ende der Swissair im Oktober 2001 übernahm die Crossair einen Großteil der verbliebenen Flugaktivitäten und formierte sich zur neuen nationalen Fluggesellschaft der Schweiz. Dieser Übergang war ein komplexer Prozeß, der die Übernahme von Vermögenswerten und die Neudefinition der strategischen Ausrichtung umfaßte.

Als Grundlage für die neue Swiss International Air Lines dienten primär die operationellen Strukturen und die Flotte der Crossair. Hinzu kamen ausgewählte Vermögenswerte der ehemaligen Swissair, insbesondere deren lukrative Streckenrechte und ein Teil der Langstreckenflotte. Die genaue Aufteilung der übernommenen Assets war Gegenstand intensiver Verhandlungen. Fest stand jedoch, daß die solide Basis der Crossair, insbesondere ihre gut etablierten europäischen Strecken und ihre moderne Regionalflugzeugflotte, das Fundament für den Neustart bildete.

Die einstige Crossair-Verwaltung in Basel spielte in der Anfangsphase der Swiss noch eine Rolle, wurde aber im Laufe der Zeit zunehmend in den operativen Hauptsitz in Kloten integriert. Die formelle Auflösung der ursprünglichen Crossair-Verwaltungsstrukturen in Basel erfolgte schrittweise, parallel zur Konsolidierung der neuen Fluggesellschaft am Standort Zürich.

Crossair Europe: Ein kurzes Kapitel in Frankreich

Ein interessantes, wenngleich kurzlebiges Kapitel in der Geschichte der Crossair stellte die Gründung ihrer französischen Tochtergesellschaft Crossair Europe dar. Diese wurde im Jahr 1993 ins Leben gerufen, um von Frankreich aus regionale Flugverbindungen anzubieten. Crossair Europe operierte hauptsächlich von den Flughäfen Mülhausen und Straßburg aus und bediente Strecken innerhalb Frankreichs sowie zuDestinationen in Deutschland und der Schweiz.

Die Flugzeugflotte von Crossair Europe umfaßte primär kleinere Regionalflugzeuge, darunter Typen wie die Saab 2000 und die Embraer EMB 145. Diese Maschinen waren ideal geeignet für die angeflogenen regionalen Strecken mit geringerem Passagieraufkommen.

Die Existenz von Crossair Europe währte jedoch nicht lange. Im Jahr 2002, im Zuge der Neugründung der Swiss International Air Lines, wurde Crossair Europe aufgelöst. Die Gründe hierfür waren primär die strategische Neuausrichtung der Muttergesellschaft auf das Kerngeschäft von Zürich aus und die Notwendigkeit, Ressourcen zu bündeln. Die Strecken von Crossair Europe wurden teilweise eingestellt oder in das Netz der neuen Swiss integriert, soweit sie strategisch relevant erschienen.

So schließt sich der Kreis: Aus der soliden Basis der regionalen Crossair, gestärkt durch ausgewählte Assets der untergegangenen Swissair, entstand die heutige Swiss International Air Lines. Die Episode Crossair Europe blieb ein Randaspekt in dieser Transformation, verdeutlicht aber die Expansionsbestrebungen der ursprünglichen Crossair vor dem tiefgreifenden Wandel der Schweizer Luftfahrt zu Beginn des neuen Jahrtausends.

Saab 340B (Foto: Konstantin von Wedelstaedt).
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