Der Flughafen München erprobt seit Kurzem neue Formen der technischen Unterstützung für seine Fluggäste. In Zusammenarbeit mit dem Lufthansa Innovation Hub und dem Start-up Ottonomy werden im Terminal 2 autonome Serviceroboter eingesetzt. Ziel des Projekts ist es, sowohl den Servicekomfort für Passagiere zu erhöhen als auch betriebliche Abläufe effizienter zu gestalten. Diese Initiative steht exemplarisch für den wachsenden Einfluss automatisierter Systeme im Alltag großer Verkehrsknotenpunkte.
Im Rahmen einer Pilotphase hat der Flughafen München zwei sogenannte „Ottobots“ stationiert, die im Gatebereich sowie im Bereich der Gepäckausgabe ihren Dienst verrichten. Die Roboter sind so konzipiert, daß sie sich eigenständig durch das Terminal bewegen können und dabei mittels eingebauter Sensorik Hindernissen ausweichen und Passagiere gezielt ansprechen können. Die Fahrzeuge sind klein, auf vier Rädern mobil und mit einem Bildschirm sowie QR-Codes ausgestattet, über welche Reisende auf ein digitales Hilfemenü zugreifen können.
Der Zugriff auf diese digitale Hilfe erfolgt über das Einscannen eines Codes, woraufhin sich ein Fenster mit einem Chat-Assistenten der Lufthansa öffnet. Reisende haben dann die Möglichkeit, Informationen zu ihrem Flug abzurufen, Buchungen zu ändern oder im Falle von Verspätungen einen Erstattungsantrag zu stellen. Die intuitive Nutzeroberfläche soll insbesondere in Momenten helfen, in denen kein Flughafenpersonal verfügbar ist.
Technik aus Start-up-Schmiede
Die Ottobots stammen vom US-amerikanischen Unternehmen Ottonomy, das sich auf autonome Liefersysteme spezialisiert hat. Neben Flughäfen werden die Fahrzeuge auch in Krankenhäusern sowie bei sogenannten „letzten Meile“-Zustellungen eingesetzt. Am Flughafen München kommt die Technologie nun zum ersten Mal in Deutschland flächendeckend im öffentlichen Terminalbetrieb zum Einsatz.
Laut Ottonomy sind die Roboter mit künstlicher Intelligenz ausgestattet, die es ihnen erlaubt, in Echtzeit Entscheidungen zu treffen – beispielsweise bei der Wahl der effizientesten Route durch Menschenmengen. Das System arbeitet kontextbezogen und kann damit auf wechselnde Anforderungen im Flughafenbetrieb flexibel reagieren.
Mehr als nur digitale Auskunft
Die Ottobots bieten mehr als reine Fluginformationen. Zusätzlich geben sie Hinweise zu Steuerrückerstattungen für ausländische Reisende, weisen den Weg zu Serviceeinrichtungen wie dem Fundbüro und sind perspektivisch auch als mobile Verkaufsstationen geplant. Die Roboter verfügen über integrierte Behälter, die eine Ausgabe kleiner Artikel wie Wasserflaschen oder Snacks ermöglichen sollen – ein Schritt, der insbesondere bei Wartezeiten im Abflugbereich für Entlastung sorgen könnte.
Neben den Ottobots wird derzeit auch ein zweiter Robotertyp unter dem Namen „JEEVES“ getestet. Dieser ist speziell als mobiler Verkaufsautomat konzipiert und kann sich autonom durch den Terminalbereich bewegen. Mit einem eingebauten Bildschirm ausgestattet, ermöglicht er es Reisenden, Snacks und Getränke zu kaufen. Die Bezahlung erfolgt über kontaktlose Verfahren wie Kreditkarte oder Smartphone. Ein Gewichtssensor stellt sicher, daß Artikel nur nach erfolgter Zahlung entnommen werden können.
JEEVES wurde von der deutschen Firma Robotise entwickelt und ist bereits in Hotels im Einsatz. Die Übertragung dieser Technologie auf einen internationalen Flughafen ist ein Novum und soll in München erprobt werden.
Ziele der Partnerschaft zwischen Flughafen und Lufthansa
Der Flughafen München verfolgt mit dem Einsatz der Serviceroboter mehrere Ziele: Neben der direkten Verbesserung des Serviceangebotes für Fluggäste soll auch die Akzeptanz solcher Technologien getestet werden. Die Erfahrungen aus der Pilotphase dienen dazu, langfristige Strategien für einen automatisierten Terminalbetrieb zu entwickeln.
Die Kooperation mit dem Lufthansa Innovation Hub erlaubt es zudem, jungen Technologiefirmen wie Ottonomy oder Robotise eine Plattform zu bieten, ihre Systeme unter realen Bedingungen zu testen und weiterzuentwickeln. Das Memorandum of Understanding, das zwischen Flughafenbetreiber und Lufthansa abgeschlossen wurde, bildet den Rahmen für eine langfristige Zusammenarbeit in diesem Bereich.
Hintergrund: Terminal 2 als Testfeld
Das Terminal 2 des Münchner Flughafens dient seit jeher als eine Art Vorzeigeprojekt für moderne Flughafentechnologie. Gemeinsam mit der Lufthansa betrieben, bietet es durch seine Struktur und Organisation ideale Bedingungen für die Einführung neuer Systeme. Schon in der Vergangenheit wurden hier biometrische Passkontrollen, automatisierte Gepäckaufgaben und digitalisierte Einlaßprozesse eingeführt.
Durch den Einsatz der Serviceroboter wird nun ein weiterer Schritt hin zu einer digitalisierten, automatisierten Infrastruktur unternommen, die sowohl den Komfort als auch die Effizienz erhöhen soll.
Ausblick
Ob sich die eingesetzten Systeme bewähren, wird sich im Laufe der kommenden Monate zeigen. Sowohl Flughafen München als auch Lufthansa zeigen sich jedoch offen für eine Ausweitung der Testphase und planen, bei positiver Resonanz weitere Roboter zu integrieren. Auch eine Anbindung an bestehende digitale Passagierdienste ist denkbar, wodurch ein nahtloser Übergang zwischen menschlicher und maschineller Betreuung ermöglicht werden könnte.
Während noch nicht alle Reisenden an die freundlichen Maschinen im Terminal gewöhnt sind, zeigt die Praxis bereits erste Vorteile. Die Reduzierung der Wartezeiten bei einfachen Anfragen, die Entlastung des Personals sowie der positive Eindruck vieler Passagiere sprechen für eine Fortsetzung des Projekts.