Im Herzen der deutschen Hauptstadt, anläßlich des 26. Tourismusgipfels, haben die Spitzen der deutschen Reisebranche, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) und den Deutschen Reiseverband (DRV), einen eindringlichen Appell an die neue Bundesregierung gerichtet. Vor einem hochkarätigen Publikum von rund 350 Teilnehmern aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Medien, versammelt im renommierten Hotel Adlon, formulierten BTW-Präsident Sören Hartmann und DRV-Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann ihre dringenden Erwartungen an die politische Führung des Landes.
Im Zentrum ihrer Forderungen standen die Schaffung stabiler und verläßlicher Rahmenbedingungen, der Abbau lähmender Bürokratie und eine Politik, die durch Verläßlichkeit und klare Kommunikation das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland stärkt. Die Reisebranche, so der Tenor des Gipfels, erwartet von der neuen Regierung nun entschlossenes Handeln, um das immense Wachstumspotential der Branche freizusetzen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern.
BTW-Präsident Sören Hartmann eröffnete die Debatte mit einem klaren Statement: „Wir sind ein Wachstumsmarkt, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ Er unterstrich die immense Bedeutung des Tourismus für die deutsche Wirtschaft, der nicht nur Arbeitsplätze schafft und sichert, sondern auch maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung beiträgt. Während Hartmann anerkennend erste positive Signale im aktuellen Koalitionsvertrag der Regierung hervorhob, mahnte er gleichzeitig eine zügige und konsequente Umsetzung der dort avisierten Maßnahmen an, um die dringend benötigten Entlastungen für die Unternehmen der Branche zu realisieren.
Das Dreigestirn der Forderungen: Bürokratieabbau, Steuerentlastung und zukunftsweisende Mobilität
Die Kernforderungen der Tourismuswirtschaft lassen sich auf drei wesentliche Bereiche konzentrieren. Erstens der Abbau der als erdrückend empfundenen Bürokratie, die insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen der Branche belastet. Hier werden konkrete Schritte gefordert, um administrative Prozesse zu vereinfachen und unnötige Auflagen zu streichen. Zweitens die steuerliche Entlastung der Unternehmen und der Reisenden selbst. Die Beibehaltung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Speisen in der Gastronomie wird ebenso begrüßt wie die Forderung nach geringeren Luftverkehrsgebühren, um den Flugverkehrsstandort Deutschland wettbewerbsfähiger zu gestalten. Drittens die Investitionen in eine zukunftsweisende und effiziente Mobilitätsinfrastruktur. Dazu zählen der Ausbau des Schienenverkehrs, die Förderung alternativer Antriebsformen und die Sicherstellung einer guten Anbindung der touristischen Destinationen. Auch flexible Arbeitszeitregelungen werden von der Branche als wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit angesehen, um auf saisonale Schwankungen reagieren zu können.
Hartmann betonte die Bedeutung des kürzlich beschlossenen Sofortprogramms der Regierung als ein erstes positives Signal. Die Erwartung in der Branche ist groß, daß dieses Programm bereits vor Beginn der Sommerferien erste konkrete Maßnahmen auf den Weg bringt, die spürbare Entlastungen für die Unternehmen und eine positive Wirkung auf das Reiseverhalten der Bürger haben. Das übergeordnete Ziel müsse es sein, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands als Ganzes wieder nachhaltig zu stärken und dabei die bedeutenden Dienstleistungsbranchen, zu denen der Tourismus unzweifelhaft gehört, endlich die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken.
Im globalen Wettbewerb bestehen: Faire Bedingungen gefordert
Die Tourismuswirtschaft sieht die Notwendigkeit, daß die wirtschaftliche Erholung Deutschlands nicht primär auf die Industriepolitik fokussiert sein darf. Vielmehr müsse die Politik erkennen, daß der Tourismus ein ebenso integraler und unverzichtbarer Baustein für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist, der in erheblichem Maße zur Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen sowie zur regionalen Wertschöpfung beiträgt. In diesem Kontext unterstrich Hartmann die elementare Bedeutung von Verläßlichkeit und einer klaren, nachvollziehbaren Kommunikation seitens der politischen Entscheidungsträger. Die Politik sei gefordert, wieder eine verbindende Rolle einzunehmen, anstatt durch polarisierende Tendenzen zu spalten und dem besorgniserregenden Vormarsch des Populismus entschieden entgegenzutreten, um ein stabiles und positives wirtschaftliches Klima zu schaffen.
Ein weiterer zentraler Punkt der Forderungen betrifft die Schaffung fairer Wettbewerbsbedingungen im internationalen Kontext, insbesondere innerhalb der Europäischen Union. Die Branche beklagt eine zunehmende Überregulierung und mahnt den Abbau bestehender sowie die Vermeidung neuer Belastungen an, um sicherzustellen, daß deutsche Reisebüros und Reiseveranstalter im globalen Wettbewerb weiterhin bestehen und ihre Innovationskraft entfalten können.
Auch die Stärkung des Luftverkehrsstandorts Deutschland wurde als dringendes Anliegen formuliert. Hier sehen die Verbände akuten Handlungsbedarf, um die Wettbewerbsfähigkeit durch eine Reduzierung der hohen Steuern und Gebühren zu sichern. Darüber hinaus fordern sie verstärkte Investitionen in die Forschung und Entwicklung zukunftsweisender, möglicherweise synthetischer Kraftstoffe für die Luftfahrt sowie den konsequenten Ausbau der Landstromversorgung in den deutschen Seehäfen, um hier moderne und zukunftsfähige Standards zu etablieren.
Der Deutsche Reisesicherungsfonds im Fokus: DRV drängt auf schnellere Entlastung der Veranstalter
Ein weiteres gewichtiges Thema auf der Agenda des Tourismusgipfels war der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF). DRV-Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann forderte in diesem Zusammenhang eine zügige Senkung der jährlich von den Reiseveranstaltern zu entrichtenden Entgelte unter die kritische Marke von einem Prozent des jeweiligen Umsatzes.
Angesichts der nachgewiesenen soliden Kapitalausstattung des Fonds sei eine solche Reduzierung durchaus realisierbar. Die jüngste Insolvenz des Reiseveranstalters FTI habe eindrücklich demonstriert, daß das Sicherungssystem grundsätzlich funktioniere und die finanziellen Schäden für die betroffenen Reisenden effektiv begrenzen könne. Gleichzeitig betonte Wehrmann die Notwendigkeit einer Anpassung der Kriterien für die Hinterlegung von Sicherheiten, um die Solidargemeinschaft der Reiseveranstalter künftig noch besser vor unvorhergesehenen Großschäden zu schützen und die Lasten fairer zu verteilen.
Kritische Auseinandersetzung mit EU-Plänen zur Pauschalreiserichtlinie
Die geplante Revision der Pauschalreiserichtlinie auf europäischer Ebene stieß bei den Vertretern der Tourismuswirtschaft ebenfalls auf deutliche Kritik. Insbesondere die in Brüssel diskutierte Einführung verpflichtender Schlichtungsstellen wird vom DRV entschieden abgelehnt. Der Verband argumentiert nachdrücklich, daß solche zusätzlichen Institutionen lediglich unnötige Kosten verursachen würden, ohne dabei den Verbraucherschutz in irgendeiner messbaren Form zu verbessern. Die anhaltend hohe Zufriedenheit der Reisenden mit Pauschalreisen, die sich laut DRV weiterhin auf einem Niveau von über 90 Prozent bewegt, sowie die sehr niedrige Reklamationsquote im unteren einstelligen Bereich würden die Notwendigkeit solcher verpflichtenden Schlichtungsstellen keineswegs belegen.
Abschließend richtete die Branche einen dringenden Appell an die Politik, den sogenannten Outgoing-Tourismus, also die Reisen der deutschen Bürger ins Ausland, nicht aus dem Blickfeld zu verlieren. Reisen sei heutzutage keine Frage des Luxus mehr, sondern vielmehr ein wesentlicher Bestandteil von Lebensqualität, gesellschaftlicher Teilhabe und ein unverzichtbarer Beitrag zur internationalen Verständigung und zum kulturellen Austausch. Die Politik sei daher in der Pflicht, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß Reisen auch in Zukunft für breite Schichten der Bevölkerung erschwinglich und ohne unnötige Hürden möglich bleibe. Die auf dem 26. Tourismusgipfel in Berlin formulierten Forderungen unterstreichen eindrücklich die immense Bedeutung der Tourismuswirtschaft für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes und verdeutlichen den dringenden Wunsch der Branche nach einer unterstützenden und verläßlichen Politik, die die Weichen für zukünftiges Wachstum und nachhaltigen Erfolg richtig stellt.