Der bislang am Flughafen Innsbruck tätige Flugwetterdienst steht unmittelbar vor dem Aus. Die bisherige Tätigkeit soll künftig von Wien aus erledigt werden. Dagegen laufen ACG-Betriebsrat, Gewerkschaft, Airport und Land Tirol regelrecht Sturm.
Bislang sind in Innsbruck sechs Meteorologen für die Erstellung der Wetterdaten für den Flugverkehr zuständig. Die Austro Control will auf ein neues System „Polaris“ umstellen. Die Folge daraus: Die Dienststelle in Tirol soll aufgelöst werden und gleichzeitig sollen in Wien zusätzliche Planstellen entstehen. Das Verkehrsministerium, das von Leonore Gewessler (Grüne), die keine Gelegenheit auslässt, um ihre Abneigung gegenüber der Luftfahrt öffentlich kundzutun, sieht in der beschlossenen Änderung überhaupt kein Problem.
Der ÖVP-Abgeordnete Hermann Gahr brachte im Ministerium eine Petition, die den Erhalt des Innsbrucker Flugwetterdiensts fordert, ein. Diese fand jedoch keinen Anklang, denn laut Tiroler Tageszeitung argumentiert man dahingehend, dass international der Trend zu automatisierter Wetterbeobachtung gehen würde. Man könne also die Dienstelle an jedem beliebigen Ort in Österreich unterhalten.
Auch schreibt das Gewessler-Ministerium, dass durch die Auflösung in Innsbruck und die Umstellung auf Polaris die Kosten sinken würden und das würde dem Auftrag in Sachen mehr Effizienz entsprechen. „Mit der international längst üblichen Modernisierung der Serviceerbringung und der damit einhergehenden Effizienzsteigerung leistet Austro Control einen entscheidenden Beitrag zu diesem Auftrag“, heißt es dazu unter anderem aus dem Ministerium. An der Entscheidung soll nichts mehr zu rütteln sein, so dass es ab 2024 keinen Flugwetterdienst vor Ort in Innsbruck geben wird. In Wien-Schwechat soll dann das aus der Sicht des Verkehrsministeriums modernste meteorologische Zentrum Europas in Betrieb gehen.
Valluga-Wetterradar seit 2017 kaputt
Zwischen dem Land Tirol und der Bundesregierung wird aber auch um ein seit 2017 defektes Wetterradar, das sich auf der Valluga nahe der Landesgrenze zu Vorarlberg befindet, gestritten. Ein Blitzschlag setzte dieses vor einigen Jahren außer Gefecht, jedoch wurde es bislang weder repariert noch ersetzt. Die Bundesregierung will dieses nicht mehr finanzieren und hat zwischenzeitlich gar den Vertrag gekündigt. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler (ÖVP) kann das Verhalten des Gewessler-Ministeriums nicht nachvollziehen und verweist gar darauf, dass europaweit das Wetterradar-System ausgebaut wird und in Österreich gehe man genau den umkehrten Weg. Auch verweist der Politiker darauf, dass die staatliche Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik die Einrichtung in Tirol ausdrücklich befürwortet. Das kleine, aber feine Problem: Die ZAMG untersteht nicht dem Gewessler-Ministerium, sondern dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, also Martin Polaschek (ÖVP). Somit liegt das Problem eher darin, dass das grün geführte Ressort (Infrastruktur) kein Geld für etwas ausgeben möchte, für das indirekt ein Ressort unter schwarzer Führung profitiert.
In Tirol und Vorarlberg ist der Unmut groß, denn sowohl am Flughafen Innsbruck als auch auf der Valluga stehen aus der Sicht der Landespolitik essentiell wichtige Wetterstationen nicht bzw. bald nicht mehr zur Verfügung. Die Landesregierungen haben die ZAMG darum ersucht eine Art Kostenvoranschlag zu erstellen und die Bereitschaft signalisiert, dass gemeinsam Finanzmittel auf die Beine gestellt werden sollen, um die Ko-Finanzierung zu übernehmen. Allerdings muss der Bund ebenfalls seinen Teil beitragen und das will das Infrastrukturministerium aus heutiger Sicht nicht. Im Herbst soll die Kalkulation der ZAMG vorliegen und dann wollen die Landesräte Druck auf den Bund machen, um das Wetterradar auf der Valluga so schnell wie möglich wieder ans Netz zu bringen.
ACG-Zentralbetriebsrat wirft gar Postenschacher vor
Philip Wohlgemuth, Tirols ÖGB-Vorsitzender, erklärt zur Gesamtsituation bezüglich der bevorstehenden Auflösung des Flugwetterdienstes am Flughafen Innsbruck gegenüber der Tiroler Tageszeitung unter anderem, dass er die beschlossene Vorgehensweise für „grob fahrlässig“ hält. Der Arbeitnehmervertreter argumentiert unter anderem mit der speziellen geografischen Lage des Airports, die es notwendig macht, dass Meteorologen vor Ort sein müssen. Alles andere hätte negative Auswirkungen und das möglicherweise auch auf die Flugsicherung, so der Gewerkschafter, der das Verhalten der Austro Control als „unverantwortlich und grob fahrlässig“ bezeichnet.
Hinter den Kulissen brodelt es innerhalb der ACG noch heftiger, denn die Tiroler Tageszeitung zitiert die Stellungnahme des Zentralbetriebsrates der Austro Control wie folgt: „Polaris ist in der vorliegenden Form ungeeignet, um den Flugwetterdienst auf nachhaltige Beine zu stellen. Qualität und Serviceleistungen werden damit auf ein Minimum reduziert. Dies führt zu negativen Auswirkungen in wirtschaftlicher und ökologischer Sicht bei allen Stakeholdern, wie zum Beispiel Flughäfen oder Airlines“. Auch rechnen die Arbeitnehmervertreter damit, dass es zu einer deutlichen Steigerung von Durchstartemanövern, Ausweichlandungen, Verspätungen und letztlich auch zu mehr Kohlenstoffdioxid-Ausstoß.
Das ist jedoch nicht der einzige Kritikpunkt der Betriebsräte, denn diese werfen den leitenden Mitarbeitern gar internen Postenschacher um die Aufstockung in Wien-Schwechat vor. Im Grunde wären die Stellen bereits vergeben bevor sie überhaupt ausgeschrieben werden. Man würde das meteorologische Personal reduzieren und gleichzeitig im Bereich der Verwaltung um 13 weitere Stellen „aufblasen“. Diese Jobs wären bereits vergeben, so dass die Arbeitnehmervertreter von Postenschacher sprechen.
Diesen Vorwurf will die Austro Control nicht unkommentiert stehen lassen und sagte gegenüber der Tiroler Tageszeitung unter anderem: „Mit dem Projekt Polaris setzt Austro Control einen entscheidenden Schritt zur Modernisierung der Flugmeteorologie in Österreich im Sinne der weiteren Erhöhung der Sicherheit der Luftfahrt und entlang internationaler Standards mit den modernsten verfügbaren Technologien, die im Rahmen des Projekts beschafft und zum Einsatz gebracht werden. Die künftige Besetzung von Stellen erfolgt transparent und damit mit den bestgeeigneten Kandidaten“.
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