Die in Florida ansässige Fluggesellschaft Silver Airways steht vor einem möglichen Aus. Ein aktueller Bericht des gerichtlich eingesetzten Insolvenzverwalters deutet darauf hin, daß eine Fortführung des Geschäftsbetriebs kaum realistisch sei. Die Traditionsairline, die seit den späten 1980er Jahren den Regionalflugverkehr in Florida und der Karibik mit Turboprop-Maschinen prägte, hat mit schwerwiegenden finanziellen und operativen Problemen zu kämpfen.
Am 11. April 2025 legte der für das Insolvenzverfahren zuständige Treuhänder dem US-Konkursgericht für den südlichen Bezirk Floridas einen detaillierten Bericht vor. Darin kommt er zu dem Schluß, daß die wirtschaftliche Lage von Silver Airways keine Grundlage mehr für eine erfolgreiche Restrukturierung biete. Der Bericht spricht eine klare Empfehlung zur Abwicklung des Unternehmens aus.
Silver Airways hatte am 30. Dezember 2024 Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts beantragt. Ziel dieses Verfahrens war es, eine geordnete finanzielle Restrukturierung durchzuführen, während der laufende Betrieb aufrechterhalten werden sollte. Öffentlich hatte das Management mehrfach betont, daß der Restrukturierungsplan „auf Kurs“ sei. Doch der Treuhänder widerspricht diesen Aussagen deutlich.
Die Einnahmenprognosen, auf die sich Silver Airways stützt, seien „nicht mit der operativen Realität vereinbar“, heißt es im Bericht. Seit Beginn des Insolvenzverfahrens sei die Flotte drastisch reduziert worden. Laut Daten des Branchenportals ch-aviation bestand die aktive Flotte im April 2025 aus lediglich sechs Flugzeugen: zwei ATR 42-600 und vier ATR 72-600. Weitere fünf Maschinen – drei vom Typ ATR 42-600 und zwei ATR 72-600 – waren als inaktiv gemeldet.
Ein besonders einschneidender Rückschlag ereignete sich, als der Leasinggeber TrueNoord eine mehrstellige Millionensumme einklagte und mehrere geleaste Maschinen beschlagnahmen ließ. Diese juristischen Auseinandersetzungen beeinträchtigten die ohnehin geschwächte Flottenverfügbarkeit weiter.
Silver Airways ist eine von wenigen US-amerikanischen Linienfluggesellschaften, die ausschließlich auf Turboprop-Flugzeuge setzen. Seit der Gründung im Jahr 1988 bediente die Airline eine Vielzahl von regionalen Strecken zwischen Florida, den Bahamas, Puerto Rico sowie kleineren karibischen Inseln. Das operative Zentrum der Fluggesellschaft befindet sich am Fort Lauderdale–Hollywood International Airport.
Doch in den letzten Jahren mehrten sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Bereits 2023 drohte dem Unternehmen die Räumung seiner Betriebsstätten am Flughafen Fort Lauderdale wegen unbezahlter Miet- und Servicegebühren. Die zuständige Verwaltungseinheit Broward County hatte Rückstände in Höhe von annähernd einer Million US-Dollar festgestellt, die bis ins Jahr 2021 zurückreichten. Der damalige Zahlungsrückstand war bereits ein deutliches Warnsignal für die strukturellen Probleme der Airline.
Im Oktober 2024 kündigte Silver Airways noch ambitionierte Pläne an: eine umfassende Flottenerneuerung mit bis zu 50 neuen Turboprop-Maschinen des Typs ATR. Davon sollten 20 fest bestellt werden. Ziel war es, die älteren Saab-340-Flugzeuge vollständig zu ersetzen. Doch Beobachter der Branche äußerten schon damals Zweifel, da die Auslastung der bestehenden Flotte bei nur etwa 64 Prozent lag – ein im Wettbewerbsvergleich niedriger Wert, der auf fehlende Rentabilität hindeutete.
Im März 2025 folgte eine abrupte Einstellung aller Flüge ab dem Orlando International Airport. Diese Entscheidung traf Passagiere ebenso unerwartet wie Partnerunternehmen, da keine Vorwarnung gegeben wurde. Obwohl die Airline öffentlich beteuert hatte, daß der Geschäftsbetrieb trotz Insolvenzverfahren weiterlaufen werde, zeigte sich hier deutlich, wie angespannt die operative Lage tatsächlich war.
Die Empfehlung des Insolvenzverwalters, das Unternehmen endgültig abzuwickeln, markiert einen weiteren Tiefpunkt für die Regionalflugbranche in den Vereinigten Staaten. Derzeit prüft das zuständige Gericht den Bericht und muß über die endgültige Zukunft der Fluggesellschaft entscheiden. Sollte der Empfehlung zur Liquidation gefolgt werden, wäre dies das Ende einer der wenigen Airlines mit Fokus auf innerfloridische und karibische Regionalverbindungen.
Auch für Flughäfen wie Fort Lauderdale, Orlando und Tampa sowie kleinere Ziele wie Bimini, Key West oder San Juan hätte das mögliche Aus von Silver Airways unmittelbare Auswirkungen. In diesen Regionen war Silver Airways oft der einzige Anbieter planmäßiger Verbindungen mit kleinen Maschinen. Experten gehen davon aus, daß Lücken im Flugplan kurzfristig nicht vollständig ersetzt werden können.
In Fachkreisen wird nun darüber diskutiert, ob das Geschäftsmodell der reinen Turboprop-Fluggesellschaft unter heutigen Wettbewerbsbedingungen überlebensfähig ist. Angesichts des starken Wettbewerbs durch Billigfluglinien und der Konzentration des Luftverkehrs auf größere Drehkreuze geraten kleinere Anbieter zunehmend unter Druck.
Ob es für Silver Airways noch eine Rettung gibt, erscheint nach Lage der Dinge unwahrscheinlich. Ein möglicher Käufer ist bislang nicht in Sicht. Auch eine Übernahme durch einen Wettbewerber ist bislang nicht konkret geworden. Die Belegschaft der Airline – zuletzt rund 450 Mitarbeiter – steht damit möglicherweise vor einer ungewissen Zukunft.
Für viele Passagiere, insbesondere in abgelegeneren Regionen, wäre das endgültige Aus von Silver Airways nicht nur das Ende einer Airline, sondern auch ein herber Einschnitt in die Erreichbarkeit ihrer Wohnorte. Der Fall Silver Airways könnte daher auch eine Debatte über die Zukunft des regionalen Luftverkehrs in den USA anstoßen.