Flughafen Dresden (Foto: Flughafen Dresden GmbH, Michael Weimer)
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Verdi und Lufthansa erreichen Tarifkompromiss für das Bodenpersonal in Leipzig/Halle und Dresden

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Nachdem die Gewerkschaft Verdi und die Lufthansa über mehrere Runden hinweg um einen Tarifvertrag für das Bodenpersonal der Lufthansa-Töchter ASL (Airport Service Leipzig) und ASD (Airport Service Dresden) gerungen hatten, konnte nun endlich eine Einigung erzielt werden.

Der Tarifvertrag sieht eine spürbare Gehaltserhöhung und einen Inflationsausgleich vor, der vor allem den Beschäftigten an den ostdeutschen Flughäfen zugutekommen soll. Im Rahmen dieses Kompromisses wurde den Forderungen der Gewerkschaft zum Teil stattgegeben, allerdings nicht in dem Umfang, den die Beschäftigten erhofft hatten.

Am Ende einer schwierigen und zähen Verhandlungsphase wurde das neue Angebot mit einer rückwirkenden Gehaltserhöhung ab Oktober 2023 sowie einer Einmalzahlung von 3.000 Euro für den Inflationsausgleich beschlossen. Die monatliche Gehaltserhöhung für das Bodenpersonal beläuft sich auf 240 Euro. Dies ist ein Fortschritt, jedoch hinter den ursprünglichen Forderungen von Verdi zurück. Die Gewerkschaft hatte mehr als 850 Euro monatlich sowie ebenfalls eine Inflationsausgleichszahlung gefordert, um die Lohnunterschiede zwischen den ost- und westdeutschen Flughäfen zu verringern.

Unterschiedliche Gehälter im Osten und Westen Deutschlands

Ein zentrales Thema der Tarifverhandlungen war das Lohngefälle zwischen den Standorten in Ost- und Westdeutschland. Die Beschäftigten am Flughafen Leipzig/Halle sowie am Flughafen Dresden verdienen teilweise deutlich weniger als ihre Kollegen in anderen Teilen Deutschlands, insbesondere an den großen Flughäfen in Westdeutschland. Laut einer Tariftabelle verdienen die Bodenarbeiter in Leipzig und Dresden monatlich bis zu 1.300 Euro weniger als ihre Pendants in Frankfurt, München oder Hamburg. Diese Unterschiede wurden von Verdi als untragbar angesehen, weshalb die Gewerkschaft in die Verhandlungen mit der Forderung nach einer Angleichung der Löhne ging.

Die Forderung nach einer Lohnangleichung an westdeutsche Flughäfen war ein zentrales Anliegen der Gewerkschaft, um die Lebenshaltungskosten im Osten Deutschlands besser ausgleichen zu können und die Attraktivität der Arbeitsplätze zu erhöhen. Auch wenn die Gehaltserhöhung von 240 Euro nicht die geforderten 850 Euro erreicht, stellt sie eine Verbesserung für die Beschäftigten dar, die seit Jahren mit den unterschiedlichen Löhnen leben müssen. Der Inflationsausgleich von 3.000 Euro soll darüber hinaus helfen, die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kompensieren, die viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders in den letzten Jahren belastet haben.

Kompromiss und Friedenspflicht: Eine schwierige Einigung

Nach der dritten Verhandlungsrunde war klar, dass es ohne eine Einigung zu einer dramatischen Eskalation hätte kommen können. Verdi hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder mit Streiks und Arbeitsniederlegungen gedroht, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ein solcher Arbeitskampf hätte nicht nur die Flughafenbetreiber und die Fluggesellschaften betroffen, sondern auch eine Vielzahl von Passagieren und anderen Unternehmen, die auf den Betrieb der Flughäfen angewiesen sind. Laut Paul Schmidt, dem Verhandlungsführer von Verdi, sei die Alternative zu dem Kompromiss eine Eskalation gewesen, die erhebliche Folgekosten für Dritte und eine unklare Perspektive für die Beschäftigten mit sich gebracht hätte.

Das neue Verhandlungsergebnis, das von 67 Prozent der Verdi-Mitglieder im Betrieb akzeptiert wurde, sieht daher eine „absolute Friedenspflicht“ vor, was bedeutet, dass in der Zeit nach der Einigung keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen stattfinden werden. In den kommenden Monaten sollen nun weitere Details über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan zwischen den Betriebsräten und dem Arbeitgeber ausgehandelt werden. Diese Verhandlungen dürften maßgeblich dafür entscheidend sein, wie die langfristige Perspektive der Beschäftigten aussieht und wie sich das Arbeitsumfeld am Flughafen Leipzig/Halle und Dresden weiterentwickelt.

Ausblick: Ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht am Ziel

Die Einigung zwischen Verdi und Lufthansa ist ein erster Erfolg für das Bodenpersonal der Lufthansa-Töchter in den ostdeutschen Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden, doch die Frage der Angleichung an westdeutsche Löhne bleibt weiterhin ein zentrales Thema. Die Lohnunterschiede zwischen den Regionen sind nach wie vor ein ungelöstes Problem, das in den kommenden Jahren immer wieder auf die Tagesordnung zurückkehren wird.

Zudem wird es entscheidend sein, wie die weiteren Verhandlungen über den Interessenausgleich und den Sozialplan verlaufen. In der Vergangenheit gab es immer wieder Unstimmigkeiten und Spannungen zwischen den Betriebsräten und der Unternehmensführung, vor allem wenn es um die Arbeitsbedingungen und die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen ging. Sollte es hier zu weiteren Auseinandersetzungen kommen, könnte dies die Atmosphäre am Flughafen und das Vertrauen zwischen den Beschäftigten und dem Arbeitgeber weiter belasten.

Insgesamt ist das erzielte Ergebnis jedoch ein wichtiger Schritt für die Beschäftigten in Leipzig und Dresden, die mit der neuen Vereinbarung zumindest kurzfristig eine finanzielle Verbesserung erleben werden. Die Herausforderung wird es sein, diese Fortschritte langfristig zu sichern und in den kommenden Jahren weiter an den Lohnunterschieden und Arbeitsbedingungen zu arbeiten.

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