Anzeigetafel am Flughafen Frankfurt am Main (Foto: Jan Gruber).
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Verkehrsmittel im Europa-Check: Automobilclubs testen Reise von Frankfurt nach Zadar

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Welches Verkehrsmittel eignet sich am besten für die Urlaubsreise quer durch Europa? Dieser Frage sind Automobilclubs der Interessengemeinschaft European Automobile Clubs (EAC) in einem aufwendigen Praxistest nachgegangen. Vier Teams simulierten eine typische Urlaubsreise von Frankfurt am Main bis nach Zadar in Kroatien und verglichen dabei die beliebtesten Reisemöglichkeiten: Elektroauto, Verbrenner, Zug und Flugzeug.

Die Ergebnisse des Praxistests zeigen, daß jedes Verkehrsmittel seine eigenen Vor- und Nachteile birgt und die ideale Wahl stark von individuellen Präferenzen und äußeren Umständen abhängt. Dabei wurde deutlich, daß es auf dem Wege zu einer unkomplizierten, schnellen und kostengünstigen grenzüberschreitenden Mobilität in Europa noch erheblichen Handlungsbedarf gibt.

Die „Europa-Challenge“: Ein Praxistest der Mobilität

Bürger der Europäischen Union reisen gerne und häufig in den Urlaub. Dabei wünschen sie sich vor allem schnelle, kostengünstige und komfortable Reisemöglichkeiten. Die Wahl des Verkehrsmittels ist dabei eine zentrale Entscheidung, die von vielen Faktoren beeinflußt wird. Um die tatsächlichen Unterschiede zwischen den gängigsten Transportmitteln – Auto, Zug, Flugzeug und Bus – zu beleuchten, haben sich Mitglieder der Interessengemeinschaft European Automobile Clubs (EAC) zu einer außergewöhnlichen „Europa-Challenge“ entschlossen. Beteiligt waren die deutschen Automobilclubs ACV Automobilclub Verkehr eV (ACV), ARCD Auto- und Reiseclub Deutschland eV (ARCD), KRAFTFAHRER-SCHUTZ eV (KS) sowie der österreichische Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs (ARBÖ).

Vier Teams begaben sich auf den Weg von Frankfurt am Main nach Zadar an der kroatischen Adriaküste. Jedes Team nutzte dabei ein anderes Verkehrsmittel: ein Elektroauto, ein Verbrenner-Fahrzeug, den Zug und das Flugzeug. Die gesamte Challenge wurde von einem Kamerateam der Videoproduktionsfirma Fabrik Lamäng aus Köln begleitet, welches die Ergebnisse und Erlebnisse in einem anschaulichen Video dokumentierte. Ziel war es, einen neutralen Vergleich zu ermöglichen und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Verkehrsmittel unter realitätsnahen Bedingungen zu testen.

Die Ergebnisse im Überblick: Geschwindigkeit, Kosten und Komfort

Der Praxistest lieferte klare Erkenntnisse über die jeweiligen Stärken und Schwächen der vier Verkehrsmittel:

Flugzeug: Schnell, aber teuer und mit Anbindungsproblemen

Die Reise mit dem Flugzeug erwies sich, wie zu erwarten, als die schnellste Art zu reisen. Die reine Flugzeit für die Strecke von Frankfurt nach Zadar ist unschlagbar. Allerdings ist sie laut EAC auch die teuerste Option. Ein wesentlicher Nachteil, welcher im Test deutlich wurde, ist die oft schlechte Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs an die Flughäfen. Dies führt dazu, daß die Anreise zum Flughafen ohne Auto zu lange dauert und den Zeitvorteil des Fluges teilweise wieder aufzehrt. Die Gesamtreisezeit von Tür zu Tür kann somit, inklusive Check-in, Sicherheitskontrollen und Gepäckabholung, erheblich länger sein als die reine Flugzeit suggeriert.

Zug: Günstiger und erlebnisreich, doch unzuverlässig und langwierig

Wer auf das Budget achten will, findet im Zug eine günstigere Reisealternative. Allerdings ist man hier auch mit Abstand am längsten unterwegs. Die Reise von Frankfurt nach Zadar mit dem Zug erfordert oft mehrere Umstiege und lange Fahrzeiten. Ein weiterer, gravierender Nachteil sind die im Test offenbar gewordenen Verspätungen und Unwägbarkeiten, welche die Zugreise durch Europa eher zu einem „Abenteuer statt zu einer verläßlichen Mobilitätsalternative“ machen. Insbesondere auf grenzüberschreitenden Verbindungen in Europa kann die fehlende Koordination der Bahngesellschaften und unterschiedliche Infrastrukturstandards zu Frustration führen. Die Notwendigkeit, Fahrpläne akribisch zu studieren und sich auf mögliche ungeplante Aufenthalte einzustellen, mindert den Reisekomfort erheblich.

Elektroauto: Reichweite kein Problem, Ladeinfrastruktur in Osteuropa mangelhaft

Die Fahrt mit dem Elektroauto erwies sich in puncto Reichweite als unproblematisch: „Reichweitenangst beim Elektroauto ist kein Thema – die Fahrt mit dem Elektroauto hat sich in Punkto Ladeinfrastruktur, Ad-hoc Laden und Bezahlen im Praxis-Check bewährt“, so das Fazit des EAC. Dies widerlegt häufig geäußerte Bedenken bezüglich der Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen auf Langstrecken. Dennoch mußten die Reisenden mehr Zeit einplanen für die Fahrt mit dem Elektroauto, was primär auf die Ladezeiten zurückzuführen ist. Die Kosten für die Fahrt mit dem Verbrenner erwiesen sich als deutlich günstiger im Vergleich zum Elektroauto. Ein signifikanter Kritikpunkt ist jedoch die Ladeinfrastruktur in Osteuropa, welche dringend ausgebaut werden müsse, „damit das Laden im Ausland auch bei stärkerem Reiseverkehr innerhalb der Ferien reibungslos funktionieren kann.“ Dies ist ein Hinweis auf eine europaweite Herausforderung, da die Ladeinfrastruktur, beispielsweiße im Balkan oder in Teilen Osteuropas, noch nicht mit der in Westeuropa mithalten kann.

Individuelle Wahl und politische Forderungen

Die Ergebnisse des Tests unterstreichen, daß die Wahl des Verkehrsmittels von individuellen Faktoren abhängt. Für Familien mit Kindern beispielsweise stehen oft andere Prioritäten im Vordergrund als für Alleinreisende oder Paare. Komfort, Gepäcktransportmöglichkeiten, Reisezeit und Kosten spielen hier eine entscheidende Rolle. Das Auto, sei es mit Verbrennungsmotor oder elektrischem Antrieb, bietet dabei die größte Flexibilität für individuelle Reisepläne und das Mitführen von viel Gepäck.

Die Interessengemeinschaft European Automobile Clubs (EAC) leitet aus den Testergebnissen klare Forderungen an die Europäische Union und die nationalen Regierungen ab. EAC-Präsident Holger Küster betonte die Notwendigkeit, dringend die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, „damit Reisen in Europa künftig unkompliziert, schnell, günstig und nachhaltig möglich ist.“ Er forderte: „Grenzüberschreitende Mobilität in Europa muß alltagstauglich, bezahlbar und klimafreundlich sein – ohne moralischen Zeigefinger.“ Diese Aussage zielt auf eine Verbesserung der Infrastruktur für alle Verkehrsmittel ab, die Bürokratie an Grenzen zu reduzieren und die Kosten für Reisen in Europa zu senken, um die Freizügigkeit innerhalb der Union tatsächlich zu gewährleisten.

Herausforderungen und Potenziale der europäischen Mobilität

Die Ergebnisse des Praxistests spiegeln die aktuellen Herausforderungen der europäischen Mobilität wider. Obschon die Europäische Union bestrebt ist, einen gemeinsamen Binnenmarkt für Verkehr zu schaffen, bestehen weiterhin erhebliche Disparitäten in der Infrastruktur und den Dienstleistungen der Mitgliedstaaten.

Die Bahninfrastruktur in Europa ist zwar in Westeuropa gut ausgebaut, aber der grenzüberschreitende Verkehr leidet oft unter unterschiedlichen Signalsystemen, nationalen Regelungen und mangelnder Koordinierung der Fahrpläne. Dies führt zu suboptimalen Verbindungen und unattraktiven Reisezeiten im Vergleich zum Flugzeug oder Auto. Eine stärkere Harmonisierung und Investitionen in Hochgeschwindigkeitsstrecken und Direktverbindungen wären hier notwendig, um die Bahn zu einer echten Alternative für längere Distanzen zu machen.

Der Luftverkehr ist nach wie vor das schnellste Mittel für lange Distanzen, leidet aber unter dem Problem der „letzten Meile“ – der Anbindung an die Flughäfen. Viele Flughäfen sind nur unzureichend an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen, was die Gesamtreisezeit und den Komfort für Reisende ohne Auto mindert. Hier sind Investitionen in eine bessere Anbindung der Flughäfen an das Schienen- und Busnetz erforderlich.

Für den Straßenverkehr, insbesondere für Elektroautos, ist der Ausbau einer europaweiten, zuverlässigen und benutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur von entscheidender Bedeutung. Obschon die Situation in Westeuropa sich stetig verbessert, gibt es in vielen Teilen Ost- und Südeuropas noch erhebliche Lücken. Eine Vereinheitlichung der Bezahlsysteme und eine erhöhte Dichte an Schnellladestationen wären notwendig, um die „Reichweitenangst“ gänzlich zu eliminieren und das Reisen mit Elektroautos über Ländergrenzen hinweg zu vereinfachen.

Ein Appell für eine bessere Reiseinfrastruktur in Europa

Der Praxistest der European Automobile Clubs liefert wertvolle Einblicke in die Realitäten des Reisens in Europa. Er zeigt auf, daß es keine Patentlösung für die „beste“ Reiseart gibt, sondern die Wahl stets eine Abwägung individueller Präferenzen sein wird. Gleichzeitig offenbart der Test deutliche Schwachstellen in der europäischen Verkehrsinfrastruktur und den Dienstleistungen, welche es den Bürgern erschweren, unkompliziert, schnell und kostengünstig grenzüberschreitend zu reisen. Der Appell von EAC-Präsident Holger Küster an die EU und die nationalen Regierungen ist somit ein wichtiger Aufruf, die Mobilität in Europa aktiv zu gestalten und die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die vielbeschworene Reisefreiheit nicht an praktischen Hürden scheitert. Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser „Europa-Challenge“ sollen auf der EAC-Webseite in einem ausführlichen Bericht und einem Video frei abrufbar sein, um eine breite Öffentlichkeit für diese wichtigen Themen zu sensibilisieren.

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