Vor einiger Zeit hat die private Eisenbahngesellschaft Westbahn die Verlängerung der bestehenden München-Strecke bis Stuttgart Hauptbahnhof angekündigt. Nun hat das Unternehmen mit dem Verkauf von Fahrscheinen begonnen. Angeboten werden zwei tägliche Kurspaare ab 15. Dezember 2024.
Über einen langen Zeitraum hinweg waren die Stadler-Doppelstockzüge der Westbahn zwischen Wien-Westbahnhof und Salzburg Hauptbahnhof unterwegs. Seit einiger Zeit befindet sich der private Anbieter auf Expansionskurs. Zunächst verlängerte man die „Stammstrecke“ bis München Hauptbahnhof, dann nahm man Innsbruck Hauptbahnhof ins Streckennetz auf und zuletzt hat man auch Bregenz Hauptbahnhof angebunden. Jeweils gibt es auf dem Weg zum Endpunkt einige Zwischenhalte zum Ein- und Aussteigen.
Dass die Westbahn innerhalb Deutschlands expandieren will, ist schon länger bekannt. Das Unternehmen hat die Aufnahme der Fahrten bis Stuttgart Hauptbahnhof früh angekündigt. Dies hat auch einen durchaus bürokratischen Hintergrund, denn die notwendigen Trassen müssen beim Netzbetreiber, im konkreten Fall bei der DB Netz AG, beantragt und von dieser bewilligt werden. Nicht selten kommt es dazu, dass Infrastruktureigentümer, die Töchter von Staatsbahnen sind, sich versuchen querzulegen, so dass die jeweils zuständige Aufsichtsbehörde mittels Bescheid anordnen muss.
Péage-Verträge wurden in der k.u.k.-Monarchie „erfunden“
Grundsätzlich hat jedes Eisenbahnunternehmen, das über eine gültige Konzession als Eisenbahnverkehrsunternehmen verfügt, das Recht uneingeschränkten Zugang zur Infrastruktur anderer Betreiber, meist formell ausgelagerte Töchter der Staatsbahnen, zu bekommen. Dafür gibt es klare Regeln und kostenlos ist das auf keinen Fall, denn der Nutzer muss eine Art Maut an den Eigentümer bezahlen. Dazu kommen Stationsentgelte und Gebühren für sonstige Dienstleistungen. Sofern man nicht mit eigenem Diesel fährt, sondern Strom benötigt, ist es von Land zu Land unterschiedlich. In Deutschland besteht freie Wahl des Stromanbieters, in Österreich bieten diese Versorgung derzeit nur die Österreichischen Bundesbahnen an, so dass eine Art Monopol besteht. Bislang hat sich schlichtweg noch kein österreichischer Energieversorger ernsthaft dafür interessiert Bahnstrom anzubieten, möglicherweise, weil der Kundenkreis zu klein sein könnte.
In Österreich haben so genannte Péage-Verträge, also die Nutzung „fremder“ Bahn-Infrastruktur gegen Entgelt, eine lange Tradition. Bereits zur Hochblütezeit der privaten Eisenbahn- und Infrastrukturbetreiber war dies Usus. Der erste seiner Art wurde im Jahr 1841 abgeschlossen. Nähere Informationen zur Historie von den ersten Péage-Vereinbarungen über die weitgehende Verstaatlichung bis hin zurück zum freien Wettbewerb, in diesem Artikel bei Aviation.Direct.
Zwei Kurspaare ab 15. Dezember 2024
Die Stuttgart-Züge der Westbahn werden ab 15. Dezember 2024 verkehren. Zunächst bietet das Unternehmen zwei tägliche Kurspaare an. In der Früh verlässt WB962 den Wiener Westbahnhof gegen 8 Uhr 08 und erreicht Stuttgart Hauptbahnhof um 14 Uhr 37. Die zweite Verbindung fährt als WB966 um 16 Uhr 08 in Wien West los und erreicht die Landeshauptstadt von Baden-Württemberg um 22 Uhr 39. Zwischenstopps gibt es unter anderem in Augsburg, Günzburg und Ulm.
Als WB962 geht es jeweils um 7 Uhr 12 am Stuttgarter Hauptbahnhof los. Der Westbahnhof der österreichischen Bundeshauptstadt wird gegen 13 Uhr 52 erreicht. Der zweite tägliche Zug fährt um 15 Uhr 12 in der BW-Landeshauptstadt los und kommt in Wien-Westbahnhof um 21 Uhr 52 an. Auf dem österreichischen Streckenabschnitt ist in beiden Fahrtrichtungen das Klimaticket gültig und bietet Reisenden die Möglichkeit ohne Aufpreis die Comfort-Class, die zwischen Economy- und First-Class angesiedelt ist, zu nutzen.
Für den deutschen Streckenanteil ist eine zusätzliche Fahrkarte notwendig, wobei es spezielle Sonderangebote für Inhaber von Klima- und/oder Deutschland-Karten gibt. Das so genannte 49-Euro-Ticket gilt in der Westbahn nicht, da im Gegensatz zum österreichischen Klimaticket der Fernverkehr explizit ausgenommen ist.