Boeing 787-9 (Foto: Flughafen München / Alex Tino Friedel).
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Verwechslung der Flugzeugmuster: American Airlines Boeing 787-9 landet in Rom statt Neapel

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Ein Flugzeug des Typs Boeing 787-9 der amerikanischen Fluggesellschaft American Airlines, das sich auf dem Weg nach Neapel in Italien befand, mußte am 4. Juni 2025 während des Endanflugs nach Rom-Fiumicino (FCO) umgeleitet werden.

Der Grund für diese unplanmäßige Landung war die späte Erkenntnis, daß der Zielflughafen Neapel-Capodichino (NAP) nicht über die notwendige Infrastruktur, insbesondere eine ausreichend lange Start- und Landebahn, verfügte, um ein Flugzeug dieser Größe sicher aufzunehmen. Obwohl American Airlines üblicherweise kleinere Boeing 787-8 Maschinen auf ihrer etablierten Strecke von Philadelphia (PHL) nach Neapel einsetzt, kam an diesem Tag irrtümlicherweise die größere 787-9-Variante zum Einsatz. Die rund 220 Kilometer nördlich von Neapel gestrandeten Passagiere mußten anschließend per Bus zu ihrem eigentlichen Ziel befördert werden, was ihre Reisezeit erheblich verlängerte.

Die Herausforderung der Flugzeuggröße und Flughafeninfrastruktur

Der Flughafen Neapel-Capodichino (NAP) verfügt über eine einzige Start- und Landebahn von 2.628 Metern Länge (8.622 Fuß). Diese Länge ist für eine Boeing 787-8, das üblicherweise auf der Strecke eingesetzte Modell, gerade ausreichend, wenn bestimmte Nutzlastbeschränkungen angewendet werden. Für eine Boeing 787-9 jedoch, ein längeres und schwereres Flugzeug mit anderen Start- und Landeanforderungen, reicht die Bahn in Neapel schlichtweg nicht aus. Flugzeuge dieses Kalibers benötigen längere Startbahnen, um die notwendige Geschwindigkeit für den Abflug zu erreichen, und längere Landebahnen, um sicher zum Stillstand zu kommen, insbesondere bei voller Beladung und unter bestimmten Wetterbedingungen.

Der Vorfall auf Flug AA780, der 231 Passagiere und 11 Besatzungsmitglieder an Bord hatte, wirft Fragen nach den internen Prozessen und Kommunikationswegen innerhalb der Fluggesellschaft auf. Es ist von zentraler Bedeutung, daß vor jedem Flug die Kompatibilität des eingesetzten Flugzeugtyps mit den technischen Gegebenheiten des Zielflughafens überprüft wird. Solche Überprüfungen gehören zum Standardprozedere im Operations Control Center (OCC) einer jeden Fluggesellschaft, wo Flugpläne erstellt, Wetterbedingungen analysiert und die Eignung von Flugzeugen für bestimmte Routen sichergestellt werden. Ein solches Mißgeschick, das zu einer Umleitung auf dem Endanflug führt, ist äußerst ungewöhnlich und deutet auf eine Lücke in diesen Überprüfungsprozessen hin.

Unannehmlichkeiten für die Passagiere und Auswirkungen auf den Flugbetrieb

Nach der Landung auf dem Flughafen Rom-Fiumicino, der als einer der größten und am besten ausgestatteten Flughäfen Italiens in der Lage ist, auch Großraumflugzeuge abzufertigen, mußten die Passagiere die verbleibende Strecke nach Neapel per Bus zurücklegen. Diese zusätzliche Fahrt von etwa 220 Kilometern verlängerte die Reisezeit um mehrere Stunden, was für die Betroffenen, die sich bereits am Ende eines Langstreckenfluges befanden, eine erhebliche Unannehmlichkeit darstellte. Flugumleitungen sind für Passagiere immer mit zusätzlichem Streß verbunden, da sie zu Verzögerungen, verpaßten Anschlüssen und im schlimmsten Fall zu unerwarteten Übernachtungen führen können.

American Airlines hatte erst im Mai 2025 ihren täglichen saisonalen Dienst von Philadelphia nach Neapel im Rahmen ihrer europäischen Sommernetzwerkerweiterung wieder aufgenommen. Solche saisonalen Routen sind oft entscheidend für das touristische Geschäft und die Anbindung von beliebten Reisezielen. Ein Vorfall dieser Art kann das Vertrauen der Reisenden beeinträchtigen und den Ruf der Fluggesellschaft kurzfristig schädigen. Fluggesellschaften sind bestrebt, solche operativen Fehler zu vermeiden, da sie nicht nur Kosten verursachen (für Busse, eventuelle Entschädigungen und Umplanung des Flugzeugs und der Besatzung), sondern auch die Kundenzufriedenheit direkt beeinflussen.

Blick auf die Flottenplanung und operative Sorgfalt

Die Boeing 787-Familie, bekannt als Dreamliner, umfaßt verschiedene Varianten, darunter die 787-8, 787-9 und die größere 787-10. Jede dieser Varianten weist unterschiedliche Spezifikationen hinsichtlich Länge, Passagierkapazität, Reichweite und den Anforderungen an Start- und Landebahnen auf. Die 787-8 ist die kleinste Version und eignet sich oft für Routen mit mittlerem Aufkommen oder Flughäfen mit kürzeren Bahnen. Die 787-9 ist länger und bietet eine höhere Kapazität und Reichweite, was sie ideal für stark frequentierte Langstrecken macht. Die 787-10 ist die größte Variante.

Der Vorfall in Neapel verdeutlicht die Notwendigkeit einer präzisen Flottenplanung und einer rigorosen operativen Sorgfalt. Fluggesellschaften müssen sicherstellen, daß die eingesetzten Flugzeuge stets mit den technischen Gegebenheiten der angeflogenen Flughäfen kompatibel sind. Dies schließt nicht nur die Länge der Start- und Landebahnen ein, sondern auch die Tragfähigkeit der Rollwege und Parkpositionen, die Verfügbarkeit von Bodenabfertigungsgeräten und die entsprechenden Notfall- und Rettungsdienste. Ein Fehler in dieser Kette, wie er in diesem Fall auftrat, kann zu erheblichen Störungen im Flugbetrieb führen und die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung gefährden. Fluggesellschaften investieren daher massiv in fortschrittliche Betriebssysteme und hochqualifiziertes Personal, um solche Fehler zu minimieren und einen reibungslosen und sicheren Ablauf ihrer Flüge zu gewährleisten. Die Untersuchung dieses spezifischen Vorfalls wird wahrscheinlich dazu dienen, die internen Prozesse von American Airlines weiter zu überprüfen und zu optimieren, um eine Wiederholung in der Zukunft zu vermeiden.

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