Vias: Flughafen Wien wendet Siko-Chaos mit nachgebessertem Angebot in letzter Sekunde ab

Die Vias ist auch für PRM-Services zuständig (Foto: Jan Gruber).
Die Vias ist auch für PRM-Services zuständig (Foto: Jan Gruber).

Vias: Flughafen Wien wendet Siko-Chaos mit nachgebessertem Angebot in letzter Sekunde ab

Die Vias ist auch für PRM-Services zuständig (Foto: Jan Gruber).
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Am Freitag hielt der Betriebsrat der Sicherheitstochter der Flughafen Wien AG, Vias, gestaffelte Betriebsversammlungen ab. Im letzten Moment konnte die Geschäftsleitung verhindern, dass es zu erheblichen Wirkungen für die Passagiere gekommen ist. Man übermittelte ein Angebot für Einmalzahlungen.

Die Arbeitnehmervertreter haben die Versammlung dann in drei gestaffelte Termine gesplittet, so dass es zu keinen Einschränkungen für die Passagiere gekommen ist. Die Mitarbeiter der Vias sind am Flughafen Wien in erster Linie für die Durchführung der Sicherheitskontrollen und für PRM-Services wie Unterstützung von Rollstuhlfahrern zuständig.

Hintergrund der Betriebsversammlung: Die Personalsituation ist extrem angespannt. Derzeit sollen nach Ansicht der Arbeitnehmervertreter rund 300 Mitarbeiter fehlen. Derzeit kompensiert die Belegschaft das mit Hilfe von freiwilligen Überstunden. Diese werden vom Arbeitgeber ausbezahlt, so dass die Beschäftigten zumindest nicht für „Zeitausgleich“ arbeiten müssen. Mit der Auszahlung der Überstunden sind die Sicherheitsmitarbeiter auch zufrieden, denn man hat so am Monatsende mehr Lohn.

Allerdings löst das das grundsätzliche Problem nicht: Die Bezüge der Vias-Mitarbeiter sind nicht gerade auf dem Niveau von Spitzenverdienern, so dass die jüngsten Teuerungen mitunter gravierende Auswirkungen haben. Ein Betroffener meinte gegenüber Aviation.Direct, dass man sich das Leben nicht mehr leisten könne, denn im Zuge der kurzarbeitsbedingten Einkommenseinbußen wurden bei vielen zuvor Rücklagen regelrecht „aufgefressen“.

Die Konzernführung der Flughafen Wien AG zeigte nun Verständnis für die komplizierte finanzielle Situation und hat dem Betriebsrat am Abend vor den Betriebsversammlungen ein stark nachgebessertes Angebot für eine zeitnahe Einmalzahlung übermittelt. Dies hat dazu geführt, dass sich die Arbeitnehmervertreter entschlossen haben die Zusammenkunft so durchzuführen, dass es möglichst keine Einschränkungen für die Passagiere gab, sprich: Statt wie ursprünglich geplant einen Termin gab es drei gestaffelte. „Im letzten Moment eine riesige Störung im Flugbetrieb verhindert, da ursprünglich eine geplant war und diese aufgesplittet wurde“, so ein Vias-Mitarbeiter.

Verhandlungen sollen langfristig bessere Löhne bringen

Klar ist auch, dass die Einmalzahlung nur eine Art kurzfristige Hilfe ist. Der Betriebsrat und die zuständige Gewerkschaft Vida wollen langfristige Lösungen erreichen. Die Bereitschaft ist seitens des Arbeitgebers vorhanden und man setzt sich nun an den Verhandlungstisch. Das gemeinsame Ziel lautet: Bis spätestens Jahresende soll eine Lösung gefunden werden, die zu besserer Entlohnung der Sicherheitsmitarbeiter führt.

Dazu Daniel Liebhart, Fachbereichsvorsitzender bei Vida: „Bei den Gehältern ist viel Luft nach oben aber wir sehen auch, dass das Management das Problem erkannt hat und sind guter Dinge dass wir hier eine gute Lösung finden werden“.

Der Personalmangel bei der Sicherheitstochter der Flughafen Wien AG ist aber kein Einzelfall am Standort. Wie eingangs erwähnt fehlen allein bei Vias rund 300 Sicherheitsmitarbeiter. Im Bereich Ground Handling haben die am größten Flughafen Österreichs tätigen Dienstleister rund 600 Beschäftigte zu wenig. Auch hier stehen die Belegschaften momentan zusammen und kompensieren den Personalmangel mit Überstunden.

Blickt man auf die Fluggesellschaften, die in Wien Flugzeuge stationiert haben, so ist das Bild ähnlich: Bei Wizz Air, Austrian Airlines, Lauda Europe, Malta Air und Buzz ist die Personaldecke im Bereich der Flugbegleiter äußerst knapp. Noch gibt es keine akuten Engpässe, die im großem Stil zur Streichung von Flügen führen, aber noch fliegen die Anbieter auch nicht das volle Sommerprogramm. Dem Vernehmen nach hat allein Austrian Airlines etwa 150 Flugbegleiter zu wenig. Bei den Piloten hingegen ist der Personalstand generell stabil, was auch daran liegt, dass diese es massiv schwerer haben sich in anderen Branchen neu zu orientieren.

Liebhart: „Es ist angerichtet für ein großes Sommerchaos“

Die Kernursache des momentanen Personalmangels ist simpel: Seit dem Beginn der Corona-Pandemie wurden Löhne gekürzt bzw. in der Kurzarbeit, sofern angemeldet, erhielten die Beschäftigten deutlich weniger pro Monat. Gerade in Bereichen, in denen die Gehälter ohnehin keine Spitzenlöhne sind, wirkte sich dies für Betroffene existenzbedrohend aus. Viele haben daher der Luftfahrt den Rücken gekehrt und sich neu orientiert. Obwohl es enorm viele freie Stellen gibt, bewerben sich nur sehr wenige für Jobs in der Luftfahrt.

Seitens der Gewerkschaft Vida und der Betriebsräte der am Flughafen Wien tätigen Unternehmen ist man skeptisch, dass die Hauptreisezeit – Sommer 2022 – ohne gröberes Chaos bewältigt werden kann. Sobald die Fluggesellschaften ihre Ferienprogramme voll hochfahren, könnten sich der Personalmangel drastisch zeigen und zu langen Wartezeiten, Verspätungen und Ausfällen führen. Daniel Liebhart von der Vida fügte im Gespräch mit Aviation.Direct hinzu, dass auch bei der Flugsicherung Austro Control die Personaldecke extrem angespannt ist und auch hier ein Faktor lauert, der zu Verspätungen führen könnte. Seiner Ansicht nach ist aufgrund des akuten Personalmangels auf nahezu allen Ebenen, die sichtbar und im Hintergrund für die Passagiere tätig sind, durchaus mit einem Sommerchaos zu rechnen. „Es ist alles dafür angerichtet“, meinte Daniel Liebhart, der im Sinne der Flugreisenden hofft, dass es dennoch anders kommt.

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