Vida: “EU-Kommission unterstützt Billigtickets”

Daniel Liebhart ist Luftfahrt-Fachgruppenleiter bei der Gewerkschaft Vida (Foto: Jan Gruber).
Daniel Liebhart ist Luftfahrt-Fachgruppenleiter bei der Gewerkschaft Vida (Foto: Jan Gruber).

Vida: “EU-Kommission unterstützt Billigtickets”

Daniel Liebhart ist Luftfahrt-Fachgruppenleiter bei der Gewerkschaft Vida (Foto: Jan Gruber).
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Heftige Kritik an den jüngsten Plänen der EU-Kommission übt Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart, der hauptberuflicher Fluglotse ist. Der Vorschlag zum Single European Sky-Abkommen soll zu niedrigeren Kosten für die Airlines führen. Die Arbeitnehmervertreter befürchten, dass damit billige Flugtickets weiter gefördert werden.

„Anstatt für die Absicherung einer stabile Flugsicherung in Europa zu sorgen und zum Beispiel die weitere Ausbildung von FluglotsInnen zu fördern, setzt die EU-Kommission auf Wettbewerb“, so Liebhart. „Die aktuelle Krise muss dafür genutzt werden, um die richtigen Investitionen und Anreize zu setzen. Es kann nicht sein, dass im Nachhinein wieder einmal die LotsInnnen für das Scheitern der Politik und für zahlreiche Verspätungen aufgrund von Personalmangel öffentlich gescholten werden“.

Insbesondere in den Sommermonaten der Jahre 2018 und 2019 wurde der europaweite Lotsenmangel deutlich spürbar. Zwar war der überwiegende Teil der Verspätungen von den Airlines hausgemacht, doch der Bereich Flugsicherung leistete auch seinen unrühmlichen Beitrag und zwar weil schlichtweg nicht genug Personal vorhanden war, um die vielen Flüge betreuen zu können. Das zuletzt genannte Problem stellt sich aufgrund der Corona-Pandemie zumindest vorläufig nicht mehr, doch weniger Flüge bedeuten auch weniger Einnahmen und damit Spardruck, der letztlich mancherorts auf die Lotsen durchgereicht wird.

Positiv sieht man bei der Gewerkschaft Vida die von der EU-Kommission vorgeschlagene weitere Ökologisierung des Flugverkehrs. Bei diesem Projekt sollten auch die Flugsicherungen ihren Beitrag leisten, jedoch nicht in Form sinkender Kosten für die Dienstleistungen. „Der Weg, den die Kommission jüngst dazu aufgezeigt hat, ist im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Die Kommission sollte ein nachhaltiges Preisniveau für die Flugsicherung festlegen und das Ziel der österreichischen Bundesregierung, eines Mindestpreises für Flugtickets, mit voller Kraft unterstützen“, erklärt Daniel Liebhart. „Dies wären wichtige Meilensteine, um Beschäftigung zu sichern und einen ökologisch vertretbaren Flugverkehr und vor allem einen fairen Wettbewerb in Europas Luftfahrt etablieren zu können. Wir fordern die EU-Kommission daher auf, in diese Richtung aktiv zu werden.“

Die Gewerkschaft befürchtet, dass der Wettbewerb unter den Billigfliegern noch stärker werden könnte, was letztlich zu Lasten der Arbeitnehmer gehen wird. „Von der österreichischen Bundesregierung erwarten wir uns, dass sie aktiv eine nachhaltige Finanzierung der kritischen Infrastruktur in der Luftfahrt von der EU-Kommission einfordert, damit in Zukunft für mehr Nachhaltigkeit in der Luftfahrt gesorgt ist“, sagt der Vida-Gewerkschafter.  

Der Flughafen Wien-Vorstand habe insofern Recht, als dass die Luftfahrt eine kritische Infrastruktur ist. „Selbst bei geringer Auslastung fallen die Kosten des laufenden Betriebs an. Flughäfen und Flugsicherungen sind auch in der Zeit eines Lockdowns gefordert und können nicht einfach zusperren und den Luftraum sich selbst überlassen. Es könnte etwa jederzeit ein Flug mit einem Spenderorgan für eine lebenserhaltende Transplantation am Flughafen Wien landen. Hierfür fallen Betriebskosten an, auch dann, wenn eigentlich der Flugbetrieb stillsteht. Die Überbrückungsfinanzierung für die Flugsicherung und Flughäfen muss daher gesichert werden“, betont Liebhart. „Vor der Corona-Pandemie waren die Unternehmen der kritischen Infrastruktur in der Luftfahrt gesunde Unternehmen ohne öffentliche Zuschüsse und werden dies auch nach der Krise wieder sein. Allerdings darf jetzt in der Krise niemand zurückgelassen werden“.

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