Vida: Lauda-Europe-Piloten soll das Grundgehalt gestrichen werden

A320 am Flughafen Borispil (Foto: Jan Gruber).
A320 am Flughafen Borispil (Foto: Jan Gruber).

Vida: Lauda-Europe-Piloten soll das Grundgehalt gestrichen werden

A320 am Flughafen Borispil (Foto: Jan Gruber).
Werbung

Die am Flughafen Wien tätige Lauda Europe soll laut Gewerkschaft Vida an der Lohnschraube der Piloten drehen. Künftig sollen diese einen Stundenlohn in der Höhe von 40 Euro (brutto) pro tatsächlich absolvierter Flugstunde bekommen. Das Grundgehalt soll demnach gestrichen werden.

Die Arbeitnehmervertreter berufen sich auf Unterlagen, die ihnen von betroffenen Flugzeugführern vorgelegt wurden. Das so genannte Basiseinkommen errechnete sich aus zumindest 40 Flugstunden zu diesem Stundensatz. Dieses war vertraglich garantiert. Laut Vida sollen so mindestens 1.600 Euro brutto pro Monat fix gewesen sein. Das soll sich nun ändern, denn künftig will man nur noch die tatsächlich geleistete Flugzeit mit 40 Euro brutto pro Flugstunde entlohnen. Die Gewerkschaft Vida rechnet damit, dass so die Einkommen sinken werden und es angesichts der Corona-Situation auch dazu kommen könnte, dass überhaupt ein Gehalt verdient wird. Hierzu gilt es unter anderem den Winter 2020/21 sowie die temporäre Einstellung des Flugbetriebs von März bis Ende Juni 2021, damals noch als Laudamotion, in Erinnerung zu rufen.

Viele wollen laut Vida “einfach nur weg”

Betroffenen berichten zudem von weiteren Schikanen seitens des Unternehmens: So soll auch während des Lockdowns in den Dienstplänen „Standby“ eingetragen worden sein, obwohl es an vielen Tagen ohnehin keine Flüge gegeben habe, berichten Piloten. Das habe nichts anderes bedeutet, als den ganzen Tag fern von den Familien in der Nähe des Flughafens absitzen zu müssen. Mit den neuen Verträgen verschärfe sich diese Situation abermals, da diese Dienste nun ohne jegliche Grundvergütung erfolgen würden. „Aufgrund dieser Schikanen sind zu Lockdown-Zeiten teilweise um die 80 Pilotinnen und Piloten in der Nähe des Flughafens sinnlos herumgesessen, ohne dass ein einziger Flug je stattfand“, berichtete uns ein Betroffener und ergänzte, „wir wollen hier einfach nur mehr weg.“

„Viele können oder wollen es sich angesichts derart prekärer und schikanöser Arbeitsbedingungen einfach nicht mehr leisten, für Lauda zu arbeiten. Wie man hört, sollen sich die Piloten in Scharen um neue Jobs umschauen oder das Unternehmen schon verlassen haben und bei anderen Airlines arbeiten. Schon jetzt hören wir, dass das Lauda Europe-Management Pilotinnen und Piloten kontaktiert und sie auffordert, ihren bereits genehmigten Urlaub wieder zurückzugeben“, so Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart.

„Dabei ist das Missmanagement des Unternehmens nur eine Seite der Medaille.“ Viel schwerwiegender seien „derart mittelalterlichen Arbeitsbedingungen“ für die direkt betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die zu einem großen Teil noch hohe Ausbildungskredite – meist in einer Höhe von 100.000 Euro – zurückzahlen müssten. Darüber hinaus werde durch diese verwerfliche Beschäftigungspolitik ein Dumpingwettbewerb in der Branche erzeugt, wodurch mittelfristig jedes Unternehmen zu derartig fragwürdigen Praktiken greifen werde, um im harten Preiskampf bestehen zu können. „Nur durch Zuschauen wird diese Situation nicht besser werden“, mahnt Liebhart die politischen Akteure: „Die Branche braucht dringend faire Spielregeln und harte Sanktionen, um Regelverstöße ahnden zu können.“

Vida fordert neuerlich den Branchen-KV

„Die Bundesregierung ist aufgefordert, endlich ihre Ankündigungen wahrzumachen und Maßnahmen gegen derart widerwärtiges Sozialdumping zu ergreifen“, kritisiert Daniel Liebhart, Vorsitzender des Vida-Fachbereichs Luftfahrt. Auch mit einem Branchen-Kollektivvertrag könnte in Österreich gegen Sozialdumping vorgegangen werden, appelliert der Gewerkschafter an die Wirtschaftskammer. „Sonst wird es auch in Zukunft Pilotinnen und Piloten mit Dienstort Flughafen Wien und befristeten, prekären maltesischen oder ähnlichen Dienstverträgen in Österreich geben und es kann weiter auf Kosten der Beschäftigten billig geflogen werden. Den Machenschaften der zur Ryanair-Gruppe zählenden Lauda Europe und der Entrechtung der Bordbeschäftigten gehört endlich ein rechtlich verbindlicher Riegel vorgeschoben. Derartige mitarbeiterverachtende Unternehmenskulturen dürfen in Österreich und in der EU nicht länger einen Nährboden vorfinden“, so Liebhart. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung