Anfang September 2024 stand die Wiener Marx Halle ganz im Zeichen von Kaffee und -maschinen. Das heurige Vienna Coffee Festival ist von 6. bis 8. September 2024 über die Bühne gegangen. Die B2C-Messe war stark darauf ausgelegt Produkte direkt an Ort und Stelle an Konsumenten zu verkaufen.
Die österreichische Bundeshauptstadt hat in Sachen Kaffee eine äußerst lange Tradition und gilt auch als Inbegriff der so genannten Kaffeehauskultur. Dass der benötigte Rohstoff im Regelfall gar nicht in der Alpenrepublik angebaut werden kann, ist nebensächlich. Bereits im 18. und 18. Jahrhundert haben sich in Wien Importeure bzw. so genannte Veredler auf dem Markt etabliert. Zum Teil bestehen diese auch heute noch und zählen zumindest in Europa zu den führenden Anbietern.
Somit sind die Erwartungen, die an eine internationale Kaffee-Messe, die in Wien stattfindet, gestellt werden, durchaus hoch. Zahlreiche Aussteller aus verschiedenen Staaten, aber auch kleine regionale Betriebe haben ihre Produkte präsentiert. Vom typischen Tchibo/Eduscho-Packerl bis hin zu Bio-Sorten, die angeblich besonders nachhaltig angebaut und verarbeitet worden sein sollen, war so ziemlich alles zu sehen und auf Wunsch auch käuflich zu erwerben. Selbst Kaffeepflanzen und andere Staudengewächse wurden feilgeboten.
Schwerpunkt lag auf dem Verkauf
Allerdings war die Messe auch ausschließlich auf Kaffee und -maschinen konzentriert. Wer nun erwartet hat, dass auch Teetrinker auf ihre Kosten gekommen wären, wurde enttäuscht. Doch es war nun mal eine Kaffee- und keine Tee-Ausstellung. Dennoch wirkte ein Stand der tschechischen Budweiser-Brauerei, die auch als Sponsor aufgetreten ist, ein wenig deplatziert, da dieser nicht wirklich zum Messethema gepasst hat. An fast allen Ständen konnte der angebotene Kaffee auch verkostet werden. Hinsichtlich der „Beilagen“ mangelte es aber, da im Foodbereich ein doch sehr rudimentäres Angebot herrschte, denn nur wenige Anbieter waren hier präsent.
Der Schwerpunkt des Vienna Coffee Festivals lag offensichtlich auf dem Verkauf von Produkten an Endkunden. Je nach Stand war es nach einer Kostprobe dann mehr oder weniger offensichtlich worum es dem Personal des jeweiligen Ausstellers gegangen ist. Mitunter wurden die zum Teil im so genannten Premium-Segment angesiedelten Kaffeeprodukte auch recht aufdringlich und verbunden mit vermeintlichen Rabatt-Aktionen feilgeboten. Sinngemäß angewandt gilt dies auch für Kaffeemaschinen, jedoch dürfte hier die Schwelle bei den Besuchern deutlich höher gelegen haben, da es sich eben nicht um ein Packerl Kaffeebohnen mit einem Preis zwischen zehn und etwa 50 Euro (je nach Produkt), sondern um hochpreisige Geräte aus dem eher gehobenen Segment gehandelt hat.
Seitens vieler Besucher war ein durchaus positives Feedback zu hören, denn der eine oder andere scheint sich gar mit einem Jahresvorrat eingedeckt zu haben. So erklärte eine Besucherin im Gespräch mit Aviation.Direct, dass es hier eine spezielle Sorte eines kleinen Betriebes aus dem Ausland geben würde, die sie sonst nirgendwo bekommen würde. Auf die Frage warum sie diese nicht einfach online bestellt, antwortete die Frau, dass sie auch zum Verkosten gekommen wäre und wer weiß, vielleicht findet sie eine noch bessere Sorte.
Heiße Messehalle, zu wenige Toiletten
Allerdings äußerte sich der eine oder andere Messebesucher durchaus auch darüber verwundert. Für den Eintrittspreis von rund 20 Euro habe man mehr oder weniger die Berechtigung erworben einkaufen zu gehen. Das Vienna Coffee Festival ist eben eine B2C-Verkaufsmesse und besonders in Zeiten vor dem Online-Shopping dienten Messen stets dem Knüpfen neuer Kundenkontakte sowie dem Verkauf. Ob nun Maschinen, Flugzeuge oder eben Kaffeebohnen verkauft werden, macht keinen Unterschied. Die Kritiker haben sich vermutlich ein wesentlich größeres Event erwartet, zumal die Messe in den Wochen vor dem Beginn durchaus stark beworben wurde.
Möglicherweise hat auch eine Rolle gespielt, dass es während der Messetage in der Marx-Halle durchaus warm war. Das liegt daran, dass es sich um ein historisches Gebäude handelt. Dieses gibt der Ausstellung zwar ein ausgesprochen tolle Atmosphäre, jedoch ist die Kehrseite, dass eine wirksame Klimaanlage schlichtweg nicht vorhanden ist. Möglicherweise hat das Bundesdenkmalamt etwas dagegen, denn rein aus technischer Sicht könnte der Gebäudeeigentümer dies durchaus nachrüsten.
Ein weiteres Manko an der Location ist, dass es viel zu wenige Toiletten gibt. So standen im Messebereich lediglich je eine WC-Anlage zur Verfügung. Angesichts des doch großen Besucheransturms ist dies natürlich viel zu wenig, so dass es punktuell zu Engpässen und damit verbundenen Wartezeiten gekommen ist.
Für Aussteller bestimmt erfolgreich
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Vienna Coffee Festival für Personen, die auf der Suche nach neuen Kaffeesorten bzw. -maschinen waren, eine durchaus attraktive, wenn auch kleine Veranstaltung war. Wer sich erwartet hat auf einer Großmesse nach dem Vorbild der Farnborough Air Show zu landen, wurde enttäuscht. Allerdings wurde vom Veranstalter dies auch nie versprochen. Bestimmt konnte das eine oder andere Messeschnäppchen gemacht werden. Aufgrund des Umstands, dass an den Ständen viel verkauft wurde, ist davon auszugehen, dass es sich für die Aussteller durchaus gelohnt haben dürfte.
Aus der Sicht der Besucher ist es eben so, dass wer mit der klaren Absicht einzukaufen gekommen ist, sicherlich viel Freude auf der Messe hatte. Wer sich jedoch nur informieren wollte bzw. Neues kennenlernen wollte, könnte durchaus vom Umstand, dass die Ausstellung recht klein war, ein kleines bisschen enttäuscht gewesen sein. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass es den Organisatoren gelingt weitere Aussteller aus dem In- und Ausland zu gewinnen, so dass das Vienna Coffee Festival stetig wachsen kann und den Teilnehmern Jahr für Jahr mehr bieten kann.