Angesichts der besorgniserregenden Zunahme von Hautkrebserkrankungen ist ein wirksamer Sonnenschutz von entscheidender Bedeutung. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat in seiner jüngsten Untersuchung 19 verschiedene Sonnenschutzmittel auf ihre Schutzwirkung und Qualität geprüft.
Die Ergebnisse, die in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift „Konsument“ veröffentlicht werden, offenbaren eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen Preis und Leistung: Gleich drei teure Produkte sind im Test gänzlich durchgefallen, während einige der günstigsten Mittel zu den Testsiegern gehören. Dies unterstreicht einmal mehr, daß der Preis keineswegs ein Garant für Qualität ist und Verbraucher sich nicht blind auf Markennamen verlassen sollten. Die Untersuchung liefert wichtige Erkenntnisse für den Schutz vor schädlicher UV-Strahlung und gibt Aufschluß über die Haltbarkeit von Sonnencremes aus dem Vorjahr.
Mangelhafter Schutz bei hochpreisigen Produkten
Der VKI hat 19 Sonnenschutzmittel, darunter Cremes, Lotionen und Sprays mit Lichtschutzfaktor (LSF) 30, 50 und 50+, auf ihre Wirksamkeit gegen schädliche ultraviolette (UV-)Strahlung geprüft. Die Ergebnisse sind in einigen Fällen ernüchternd, insbesondere bei Produkten aus dem höheren Preissegment. Drei Produkte fielen im Test als „nicht zufriedenstellend“ durch: Hierzu zählen die beiden teuersten Mittel von Coola (mit einem Preis von 19,77 Euro pro 100ml) und Sol de Janeiro (17,98 Euro pro 100ml), sowie der Sonnenspray von Vichy (10 Euro pro 100ml). Alle drei Produkte hielten den vom Hersteller ausgelobten UV-Schutz nicht ein und boten zudem eine kürzere Schutzdauer als beworben. Dies ist besonders kritisch, da ein unzureichender UV-Schutz das Risiko von Sonnenbrand und langfristigen Hautschäden erheblich erhöht.
Die Tatsache, daß ausgerechnet hochpreisige Markenprodukte in puncto Kernleistung – dem UV-Schutz – versagen, ist bemerkenswert und irritierend für Verbraucher. Es verdeutlicht, daß ein höherer Preis nicht automatisch eine höhere Qualität oder bessere Schutzwirkung bedeutet. Dies steht im Widerspruch zur Erwartung vieler Konsumenten, die oft davon ausgehen, daß teurere Produkte auch leistungsfähiger sind. Die VKI-Ergebnisse widerlegen dieses Vorurtheil und rufen dazu auf, Testergebnissen mehr Vertrauen zu schenken als dem Markenimage oder dem Preis.
Auf der erfreulichen Seite des Tests steht die große Anzahl an „sehr guten“ Sonnenschutzmitteln. Gleich sieben Produkte, deren Preise zwischen 2 Euro und 14,98 Euro lagen, konnten im Test überzeugen. Darunter befand sich auch die Cien Sun Sonnenmilch von Lidl, welche im Vorjahr noch durchgefallen war. Dies zeigt, daß die Hersteller ihre Rezepturen anpassen können und die Qualität nicht statisch ist. Verbraucher finden somit eine breite Auswahl an preiswerten und zugleich zuverlässigen Sonnenschutzmitteln auf dem Markt, die einen effektiven Schutz vor UV-Strahlung gewährleisten. Der Test umfaßte auch Produkte, die laut Anbieter unparfümiert waren (Sonnenspray von Sundance, Sun Cream von V.Sun), sowie ein Naturkosmetikprodukt (Sonnenlotion von Lavera), was die Vielfalt des Angebots unterstreicht.
Neben dem UV-Schutz: Prüfung weiterer Qualitätsmerkmale
Abgesehen vom zentralen Kriterium des UV-Schutzes prüfte der VKI die Sonnenschutzmittel auch auf weitere wichtige Aspekte. Dazu gehörte die Untersuchung auf kritische Stoffe, welche möglicherweise allergische Reaktionen auslösen oder andere unerwünschte Wirkungen auf die Haut oder den Körper haben könnten. Die genaue Zusammensetzung der Produkte und die Konzentration potentiell bedenklicher Inhaltsstoffe wurden hierbei genauestens unter die Lupe genommen.
Ein weiterer Prüfpunkt war die Entnahme und Anwendung der Produkte. Dies betrifft die Benutzerfreundlichkeit der Verpackung, die Konsistenz des Mittels und wie gut es sich auf der Haut verteilen läßt, ohne Rückstände zu hinterlassen oder klebrig zu wirken. Auch die Verpackung und Deklaration wurden analysiert. Hierbei wurde geprüft, ob alle gesetzlich vorgeschriebenen Informationen klar und deutlich auf der Verpackung angegeben sind, ob die Angaben zum LSF korrekt sind und ob die Anwendungshinweise verständlich formuliert sind. Eine klare und vollständige Deklaration ist entscheidend, damit Verbraucher informierte Entscheidungen treffen können und wissen, wie das Produkt korrekt zu verwenden ist, um den optimalen Schutz zu gewährleisten.
Die Ergebnisse der Prüfung auf kritische Stoffe und die Anwendungseigenschaften sind für viele Konsumenten von großer Relevanz, da sie über den reinen Schutzfaktor hinausgehen und die Verträglichkeit und den täglichen Gebrauch des Sonnenschutzmittels beeinflussen. Die Tatsache, daß Markenprodukte keine Garantie für Qualität bieten, zeigt sich auch daran, daß Rezepturänderungen durch die Hersteller zu starken Qualitätsschwankungen führen können. Ein Produkt, das im Vorjahr noch als unzureichend galt, kann im Folgejahr zu den besten zählen – und umgekehrt. Dies macht eine regelmäßige Prüfung durch unabhängige Organisationen wie den VKI unerläßlich.
Die Haltbarkeit von Sonnencreme: Ein Langzeittest mit wichtigen Erkenntnissen
Ein weiteres wichtiges Thema, das der VKI in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Verbraucherschutzorganisationen im Jahre 2024 in einem Langzeittest untersuchte, ist die Haltbarkeit von Sonnenschutzmitteln. Die zentrale Frage: Kann Sonnencreme aus dem Vorjahr bedenkenlos weiterverwendet werden? Die Ergebnisse dieses Tests liefern wichtige Erkenntnisse, die Konsumenten unbedingt beachten sollten, um einen sicheren UV-Schutz zu gewährleisten.
Der Test zeigte, daß die Wirksamkeit von Sonnenschutzmitteln durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden kann. Insbesondere die Lagerbedingungen spielen eine große Rolle: Wenn das Produkt häufig erwärmt wird, beispielsweise durch Lagerung in der prallen Sonne am Strand oder im Auto, beschleunigt dies die Alterung des Mittels und kann zum Verlust des UV-Schutzes führen. Auch das häufige Öffnen der Verpackung beschleunigt den Alterungsprozeß, da das Produkt mit Sauerstoff und Mikroorganismen in Kontakt kommt.
Zusätzlich zur Lagerung ist die Verwendungsdauer nach dem Öffnen (PAO) sowie das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) von entscheidender Bedeutung. Sonnenschutzmittel sollten nach dem Öffnen nicht zu lange aufbewahrt werden, da ihre Wirksamkeit mit der Zeit nachläßt. Dr. Birgit Schiller, Kosmetikexpertin beim VKI, warnt eindringlich: „Konsument:innen sollten sich nicht blind auf die PAO-Frist oder das MHD verlassen. Wenn das Präparat unangenehm riecht, sich die Konsistenz verändert oder sich das Mittel in einer wässrigen und einer öligen Phase aufgespalten hat, sollte es nicht mehr verwendet werden. Das Risiko, daß der UV-Schutz dann ebenfalls beeinträchtigt ist, ist zu groß.“
Diese Warnung ist von großer praktischer Relevanz, da viele Menschen dazu neigen, angebrochene Sonnencreme-Flaschen aus dem Vorjahr weiterzuverwenden, um Verschwendung zu vermeiden. Die sichtbaren oder riechbaren Veränderungen im Produkt sind klare Indikatoren dafür, daß die Stabilität der Formulierung nicht mehr gewährleistet ist und somit auch der versprochene UV-Schutz nicht mehr verläßlich ist. Das Nichtbeachten dieser Hinweise kann fatale Folgen haben, da ein vermeintlich geschützter Aufenthalt in der Sonne ohne wirklichen Schutz zu schweren Sonnenbränden und langfristigen Hautschäden führen kann.
Die Ergebnisse des VKI-Tests betonen die Notwendigkeit, sich beim Kauf und der Anwendung von Sonnenschutzmitteln nicht allein auf Preis oder Marke zu verlassen, sondern auf unabhängige Testergebnisse und die sensorischen Eigenschaften des Produkts zu achten. Ein guter Sonnenschutz ist eine Investition in die eigene Gesundheit und sollte mit Bedacht gewählt und angewendet werden.