Mit der Insolvenzmeldung von Volocopter am 26. Dezember 2023 steht ein weiterer deutscher Flugtaxi-Hersteller vor einer ungewissen Zukunft. Das Unternehmen aus Bruchsal, das als Vorreiter in der Entwicklung von senkrecht startenden, vollelektrischen Fluggeräten galt, kämpft seit Monaten mit finanziellen Schwierigkeiten. Trotz intensiver Bemühungen um Investoren und staatliche Unterstützung ist es nicht gelungen, den Betrieb außerhalb eines Insolvenzverfahrens fortzuführen.
Das Amtsgericht Karlsruhe hat Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Wahl erklärte, bis Ende Februar 2024 ein Sanierungskonzept vorlegen zu wollen, das eine tragfähige Finanzierung sicherstellen soll. Ziel sei es, den Betrieb aufrechtzuerhalten und die Arbeitsplätze zu sichern. Der Geschäftsbetrieb läuft trotz der Insolvenz weiter, wie Unternehmenssprecher betonten. Mit der geplanten Musterzulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) im Jahr 2024 erhofft sich Volocopter, endlich den Markteintritt zu schaffen.
Finanzielle Probleme trotz hoher Ambitionen
Volocopter hatte über Jahre hinweg immer wieder Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen, um Entwicklung und Betrieb voranzutreiben. Doch die jüngste Kapitalbeschaffung scheiterte an einer Einigung mit Investoren und Gesellschaftern. Auch staatliche Unterstützung blieb aus, obwohl Gespräche über Hilfen in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro geführt wurden. Volocopter-CEO Dirk Hoke kritisierte in diesem Zusammenhang die mangelnde politische Unterstützung. „In einer derart technologisch komplexen und kapitalintensiven Branche wie unserer richtet man den Blick auch in Richtung des Staates“, erklärte Hoke in einem Interview.
Die Insolvenz von Volocopter reiht sich in eine Serie von Rückschlägen in der deutschen Flugtaxi-Branche ein. Bereits im Dezember meldete Lilium, ein weiterer Pionier auf diesem Gebiet, Insolvenz an. Anders als bei Volocopter wird das Insolvenzverfahren dort in Eigenverwaltung geführt, und ein Investorenkonsortium übernahm den Betrieb. Beide Unternehmen stehen exemplarisch für die Herausforderungen, mit denen Start-ups in dieser Branche konfrontiert sind: Hohe Entwicklungskosten, aufwendige Zertifizierungsprozesse und eine begrenzte Akzeptanz durch Kunden und Investoren.
Trotz der aktuellen Probleme sieht sich Volocopter weiterhin als technologischer Vorreiter. Das Unternehmen plant, Städte wie Rom und Osaka mit seinen Flugtaxis zu bedienen, und hat in Paris bereits Testflüge und Vorführungen durchgeführt. Auch die Zusammenarbeit mit der ADAC-Luftrettung zur Erprobung von Rettungseinsätzen gehört zu den strategischen Initiativen. Internationale Märkte bieten großes Potenzial, während Deutschland aufgrund seiner weniger dichten Besiedlung und gut ausgebauten Nahverkehrsnetze keine Priorität genießt.
Zukunft ungewiss
Die Zukunft von Volocopter bleibt ungewiss. Mit der geplanten Sanierung und dem Ausscheiden von CEO Dirk Hoke im Frühjahr 2024 stehen tiefgreifende Veränderungen bevor. Der neue CEO wird nicht nur die Sanierung, sondern auch die Suche nach einer langfristigen Perspektive für das Unternehmen leiten müssen. Der Beiratsvorsitzende Dieter Zetsche ist mit der Nachfolgesuche betraut. Ob Volocopter den Sprung vom Pionier zum marktfähigen Anbieter schafft, hängt maßgeblich von der Bereitschaft neuer Investoren ab, das Risiko einzugehen.
Die Insolvenz von Volocopter wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten einer innovativen, aber kapitalintensiven Branche. Trotz technologischer Fortschritte stehen Flugtaxi-Hersteller wie Volocopter und Lilium vor der Herausforderung, ihre Visionen in wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle zu überführen. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten.