Wahrheit unerwünscht: Green-Airlines-Chef lässt Anwaltsbriefe verschicken

Mann in Anzug und Krawatte (Foto: Unsplash/
Hunters Race).
Mann in Anzug und Krawatte (Foto: Unsplash/ Hunters Race).

Wahrheit unerwünscht: Green-Airlines-Chef lässt Anwaltsbriefe verschicken

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In der Luftfahrtbranche gibt es immer wieder beeindruckende, faszinierende, aber auch kuriose, unverständliche oder gar verstörende Ereignisse. Die Fliegerei zieht – positiv wie negativ – viele Menschen in ihren Bann. Umso mehr, wenn der Luftfahrt einerseits das Image als “Klimasündenbock” aufgestempelt wurde und auf der anderen Seite ein deutscher Anbieter meint alles grün verkaufen zu müssen, wobei Recherchen einiger Medien ein zumindest hinterfragenswertes Bild aufgeworfen haben.

Wenn es darum geht sich als Fluggesellschaft zu vermarkten, obwohl man keine ist, hat sich die Geschäftsleitung von Green Airlines gerne ablichten lassen oder aber namentlich in Pressemitteilungen zitieren lassen. Doch sobald es ans Bezahlen von Entschädigungsforderungen nach EU-VO 261/2004 geht, spannt man eine Anwaltskanzlei vor, die sitzengelassenen Passagieren, denen nicht einmal eine Ersatzbeförderung organisiert wurde, leer ausgehen lassen soll. So genannte Airline-Partner erheben schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen, wobei die Bandbreite von “unterschiedlichen Auffassungen über den Vertrag” über “wir haben keinen Vertrag mit Green Airlines” bis hin zu öffentlichen Anprangern der Zahlungsmoral reicht. Verärgerte Passagiere haben in zumindest einem Medienbericht einer Regionalzeitung das “böse B-Wort” verwendet und sich dabei auch namentlich zitieren lassen. An Aviation.Direct wurden mehrere Bestätigungen von Polizeidienststellen über Strafanzeigen übermittelt. Das ist keine Neuigkeit, denn darüber wurde bereits vor einigen Wochen berichtet.

Doch wenn Medien dann diesen Aspekt im Auge behalten und wahrheitsgemäß berichten, dass die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ein Ermittlungsverfahren führt, versucht man dies aus der Öffentlichkeit zu tilgen. Gleich zwei Anwaltskanzleien fordern von Verlagen, darunter auch Aviation.Direct, dass der entsprechende Bericht offline genommen werden soll. Man beruft sich auf den Identitätsschutz. Einem deutschen Medium wurden abends gar nur 45 Minuten Zeit gegeben, um einen Bericht offline zu nehmen.

Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf die Wahrheit

Doch warum ist der monierte Bericht bei Aviation.Direct noch immer online, wenn anwaltliche Aufforderungen eingegangen sind? Weil der Umstand, dass die Staatsanwaltschaft Karlsruhe ein Ermittlungsverfahren gegen einen neuerdings identitätsscheuen Manager eingeleitet hat, der Wahrheit entspricht. Die Entscheidung es auf ein etwaiges Verfahren “ankommen zu lassen” wurde nach ausführlicher Beratung mit einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei und dem Rechtsschutzversicherer getroffen.

Die Berichterstattung zahlreicher Medien über Green “Airlines” hat in den letzten Wochen ein zumindest hinterfragenswertes Bild hinterlassen. Der Umstand, dass man in mehreren Fällen Flugscheine im Verkauf hatte, obwohl klar war, dass die Flüge gar nicht durchgeführt werden, dürfte nicht gerade das Vertrauen gestärkt haben. Beispielsweise waren Verbindungen mit Alk-Airlines-Flugnummern noch im Verkauf als der Carrier schon längst die Maschine abgezogen hatte. Gegenüber Aerotelegraph prangerte das bulgarische Unternehmen dann die Zahlungsmoral von Green Airlines an. Airliners.de deckte auf, dass mit Just Us Air kein Vertrag abgeschlossen wurde, jedoch Tickets unter deren Flugnummern waren dennoch im Verkauf. Dies setzte sich nach der fristlosen Kündigung seitens German Airways fort und erst nach Androhung rechtlicher Schritte nahm man Flüge mit ZQ-Flugnummern schnell offline und schrieb “Wartungsarbeiten” auf die Homepage. Passagiere, die dem Vertriebsunternehmen dennoch Vertrauen geschenkt haben, werden bei Einforderung ihrer Ausgleichsleistungen nach EU-VO 261/2004 mit Anwaltsbriefen “abgewimmelt”. Vertrauen sieht anders aus und in Kombination aller Umstände ist es auch wenig verwunderlich, dass verärgerten Kunden der Kragen geplatzt sein könnte.

Medien hinterfragen “Versprechen” und “Geldverbrennerei” kritisch

Airliners.de brachte beispielsweise ans Licht, dass einige “Umweltpartner” gar nichts von einer Zusammenarbeit gewusst haben oder gar nur minimale Spenden überwiesen wurden. Green Airlines räumte ein und beschwichtigte gleichzeitig. Doch wie “grün” sind eigentlich Flüge, wenn das Fluggerät aus dem tiefsten Spanien (German Airways), Frankreich (Chalair) oder Bulgarien (Alk Air) ferry ein- und ausgeflogen wird? Und dann befinden sich zwischen Paderborn und Zürich trotz “Gratis-Kinder-Aktion” nur eine handvoll Passagiere an Bord? Dies wirft nicht nur Umweltfragen auf, sondern auch die Frage woher das Geld, das hier offensichtlich wie in einem Ofen verbrannt wird, eigentlich stammt? Genau dieser Aspekt könnte beim AOC-Antrag, den man beim Luftfahrtbundesamt gestellt hat, eine wichtige Rolle spielen. Fragen über Fragen, aber Transparenz und Green “Airlines” sind zwei Begriffe, die sich im Hinblick auf die Aufdecker verschiedenster Medien, mutmaßlich nicht so ganz vertragen.

Auf den Social-Media-Auftritten von Green Airlines ist übrigens ein regelrecht surreales Bild erlebbar. Kritische Kommentare wurden zuletzt regelrecht heruntergespielt, so auch ein Link auf einen Zeitungsbericht aus Güstrow, in dem eine offensichtlich verärgerte Kundin, die sitzen gelassen wurde, das böse „B-Wort“ erhebt. Das wäre ja schon vor einigen Wochen gewesen und die Buchhaltung hätte viel zu tun gehabt. Einem anderen User schreibt man, dass man in den letzten Wochen ein paar „Stolpersteine“ gehabt habe. Auf viele kritische Bemerkungen von Usern auf Facebook und Instagram hat der jeweilige offizielle Account des Ticketverkäufers gar nicht reagiert. Keine Antwort ist manchmal auch eine Antwort…

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