Wanderungen: Alpenverein warnt vor Absturzgefahr auf Altschneefeldern

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Die Temperaturen geben sich endlich frühsommerlich, die Wandersaison ist nach einem kühlen Frühling endgültig angelaufen. Doch trotz des schneearmen Winters lauern noch letzte Lawinenreste auf manchen Wanderwegen im Gebirge.

Das Absturzrisiko auf den hartgefrorenen und oftmals steilen Schneeflächen ist hoch, wie bereits mehrere tragische Unfälle zeigen. Der Österreichische Alpenverein ruft die richtigen Maßnahmen in Erinnerung, mit denen Bergwanderer Altschneefelder sicher überqueren können.

Altschneefelder sind tückisch und halten sich mühelos bis in den Juli hinein. Liegen Wegabschnitte unter ihnen begraben, stehen Wanderer vor einem Hindernis. „Unbedarft mit ein paar wackeligen Schritten das Schneefeld überqueren und weiter geht‘s – diese Herangehensweise führt nicht selten zu schweren Unfällen wie am Kitzbüheler Horn“, warnt Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung im Alpenverein.

Bereits nach wenigen Metern erreicht man beim Rutschen über einen 35 Grad steilen Firnhang Geschwindigkeiten, die nicht mehr kontrolliert werden können. Auch ein weniger steiler Hang genügt bereits für kritische Situationen. „Die Altschneefelder sind oft hart gefroren. Einmal ins Rutschen geraten, kann man auf den eisigen Flächen kaum mehr bremsen. Selbst dann, wenn sie auf den ersten Blick gar nicht so steil wirken“, erklärt Larcher. 

Wie lässt sich das Risiko eines Sturzes minimieren?

Überquert ein Wanderweg ein steiles Altschneefeld, könnte das ein guter Grund sein, eine Bergtour abzubrechen. Bei pickelharter Schneeoberfläche, großer Steilheit oder dem Fehlen einer ausgetretenen Spur sollten die Alarmglocken bereits läuten. Wenn die Wanderung fortgesetzt wird und keine Umgehung möglich ist, gibt es einige Sicherheitsempfehlungen zu beachten. „Damit man beim Überqueren eines Schneefeldes tatsächlich Schritte setzen kann, sollten mindestens die obersten zehn Zentimeter der Schneedecke aufgeweicht sein“, empfiehlt Bergsportexperte Larcher und fügt hinzu: „Gute Bergschuhe sind hierbei ein absolutes Muss.“

Eine aufrechte Körperhaltung ist ebenfalls vorteilhaft, mit leicht nach innen gebeugten Hüften und dem Körperschwerpunkt über dem talseitigen Schuh. Wanderstöcke unterstützen dabei, das Gleichgewicht zu bewahren, können aber ein Abrutschen nicht verhindern. Aus diesem Grund empfiehlt Michael Larcher sogenannte Snowspikes: „Diese können wie Schneeketten über jeden Wanderschuh gezogen werden. Sie sind ideal für ein sicheres Überqueren von Schneefeldern. Spikes sind leicht und können problemlos auf Bergtouren mitgenommen werden.“ 

Ins Rutschen gekommen – was tun?

Auf Schneefeldern mit Rutschgefahr ist es ratsam, vollständig bekleidet und mit Handschuhen unterwegs zu sein. Wer auf einem alten Schneefeld ausrutscht, muss sofort versuchen, den Sturz mit allen Mitteln zu stoppen. Michael Larcher dazu: „Wenn man ausrutscht, ist es wichtig, sich sofort auf den Bauch zu drehen und in der Liegestützposition mit Armen und Beinen zu bremsen.“ Diese Maßnahme kann Leben retten, bevor die Geschwindigkeit des Rutschens immer weiter zunimmt und unkontrollierbar wird.

Sorgfältige Planung

Je nach Ausrichtung variieren auch die Bedingungen an den Berghängen. Daher rät der Alpenverein den Wanderern, sich vor jeder Tour genau über die aktuellen Bedingungen zu informieren. Einen tagesaktuellen Überblick über die Schneeverhältnisse auf der geplanten Tour bieten lokale Webcams und spezialisierte Tourenplanungs-Apps wie alpenvereinaktiv.com, die seit dieser Saison eine digitale Schneehöhenkarte anbietet. Bei Ausflügen mit Kindern ist besondere Vorsicht geboten: Nur bei moderater Neigung und einem sanften Auslauf, der keine Steine aufweist, sind Schneefelder ein geeigneter Spielplatz.

Gut vorbereitet mit der Videoserie „Sicher Bergwandern“

Um bestmöglich auf alpine Gefahren beim Wandern vorbereitet zu sein, empfiehlt der Österreichische Alpenverein seine Videoserie „Sicher Bergwandern“. Alle Hinweise zur richtigen Technik und insbesondere zum richtigen Equipment beim Überqueren alter Schneefelder zeigt das Video „Vorsicht, Altschneefelder!“.

Altschneefeld (Foto: Simon Schöpf).
Altschneefeld (Foto: Simon Schöpf).
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