Check-in-Schalter Flughafen Klagenfurt (Foto: Angelika Evergreen).
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Wie der Flughafen Klagenfurt Winter für Winter sprachlos nach Salzburg und Innsbruck blickt

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Österreich ist ein Wintersport Paradies und zieht jedes Jahr Millionen von Skitouristen in das Land. Direkt in den Sinn kommen einem die Bundesländer Tirol und Salzburg, aber auch Vorarlberg, Kärnten und die Steiermark haben einiges zu bieten. Olympiasieger wie Benni Raich, Marcel Hirscher und Hermann Maier sind jedem ein Begriff in den zwei Tourismushochburgen, nichtsdestotrotz hat auch Kärnten Goldgewinner mit Franz Klammer und Matthias Mayer zu bieten.

Aber was bedeutet das mit Hinblick auf den Tourismus? Bekannt ist aus Luftfahrtkreisen, dass die österreichischen Regionalairports Innsbruck & Salzburg einen Großteil ihrer Passagierzahlen hauptsächlich im Winter erwirtschaften. Vorwiegend durch Charterflüge und speziell an Samstagen, wenn der Bettenwechsel in den Hotels bevorsteht. Die Skitouristen fliegen vorwiegend aus den Regionen Nordeuropas wie Dänemark, Niederlande, Großbritannien und Irland ein.

Über die Rangliste der bekanntesten Skigebiete lässt sich oftmals streiten. Folgt man aber der bekannten Seite „Bergfex.at“, eine österreichische Internetplattform für Bergtourismus und Alpinsport, erhält man folgende Top-30 Liste:

Und genau diese gelb markierten Skigebiete liefern uns auch schon die Überleitung zu der Hauptfragestellung dieses Berichts, welcher lautet: „Was ist im Winter los am Flughafen Klagenfurt?“.

Um dies bestmöglich zu beantworten, sollte ein Blick in die jeweiligen Ankunftspläne via „Flightradar24“ der drei Flughäfen uns einen Überblick geben, was an einem klassischen Winter Samstag so los ist.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Diese Bilder sollten genügen, um die Situation bestmöglich zu beschreiben!

Beliebteste Skigebiete in Kärnten

Kärnten hat neben großartigen Skifahrer, die regelmäßig im ÖSV Kader Punkte im Weltcup sammeln auch namhafte Skigebiete vorzuweisen. Allen voran ein Top-10 Skigebiet in Österreich, das Nassfeld.

  1. Nassfeld

110 Pistenkilometer in Blau, Rot und Schwarz – Kärntens größtes und sonnigstes Skigebiet an der Grenze zu Italien

  • Katschberg

80 Pistenkilometer, direkt über die Tauernautobahn (A10) erreichbar Traumhafte Pisten aller Schwierigkeitsgrade verbinden die Bundesländer Salzburg und Kärnten.

  • Gerlitzen Alpe

53 Pistenkilometer – Im Herzen Kärntens, nur wenige Kilometer von der Stadt Villach entfernt, ist die Gerlitzen sehr leicht erreichbar.

  • Bad Kleinkirchheim

103 Pistenkilometer, bekannt für seine FIS Damen-Weltcuprennen ist Bad Kleinkirchheim, aber auch der Hotspot für alle Fans des Schlagers und der Volksmusik mit dem „Wenn die Musi spielt“ Winter Open Air.

  • Turracher Höhe

43 Pistenkilometer – das Winterjuwel an der Grenze von Kärnten und der Steiermark, hoch oben in den Nockbergen.

Wie weit liegen diese Skigebiete vom Flughafen Klagenfurt entfernt?

Bei der Annahme die Touristen werden vom Flughafen Klagenfurt abgeholt und mit einem PKW/Kleinbus/Bus in das jeweilige Skigebiet zu ihrem Hotel transportiert, kann mit folgenden Fahrtzeiten +/- gerechnet werden.

  • Flughafen Klagenfurt à Nassfeld: 1 Stunde 10 Minuten
  • Flughafen Klagenfurt à Katschberg: 1 Stunde 15 Minuten
  • Flughafen Klagenfurt à Gerlitzen Alpe: 35 Minuten
  • Flughafen Klagenfurt à Bad Kleinkirchheim: 55 Minuten
  • Flughafen Klagenfurt à Turracher Höhe: 1 Stunde
Logo Flughafen Klagenfurt (Foto: Andreas Knoll).

Gäste aus dem Ausland Wintersaison 2023/24 – Statistik Land Kärnten

Die Anzahl von Ankünften nicht-österreichischer Gäste in der Wintersaison 2023/24 belief sich auf 519.990 und jene der Nächtigungen auf 2.243.132, schreibt die Landesstelle für Statistik der Kärntner Landesregierung.

Deutschland ist der mit Abstand größte Player von ausländischen Touristen in Kärnten. Abgeschlagen folgt überraschend auf Platz zwei Tschechien, Ungarn, die Niederlande, welche auch sehr oft zum Eislaufen extra nach Kärnten anreist neben dem Skisport. Weiters folgt Polen, Kroatien, die angrenzenden Nachbarländer Slowenien, Italien und restliche Länder die in dieser Graphik nicht beziffert werden.

Aufmerksame Beobachter würden jetzt behaupten, die Flughäfen Salzburg und Innsbruck leben einzig und alleine von den Britischen, Irischen und Skandinavischen Fluggästen, die Kärnten nicht hat. Das stimmt gewissermaßen auch, wenn man sich die Nächtigungszahlen genau dieser Länder aus der Statistik für Kärnten herausrechnet.

Großbritannien verbucht gerade einmal 1,8% gemessen an den gesamten Nächtigungszahlen aller ausländischen Touristen und Dänemark hat 0,7% vorzuweisen, wohingegen Irland, Schweden, Finnland und Norwegen überhaupt keine Rolle in Kärnten spielen.

Nichtsdestotrotz rechtfertigt dies in keinster Weise, dass am Flughafen Klagenfurt nur ein einziger Charter Flieger aus Hamburg am Airport landet.

Flughafen Klagenfurt (Foto: Andreas Knoll).

Woher sollen Charter-Flieger für mehr Wintertourismus kommen?

Deutschland liefert nicht nur die meisten Touristen nach Kärnten, sondern hat auch Regionen wie Nord- sowie Ostdeutschland und Nordrhein-Westfalen mit Millionenstädten vorzuweisen, die mit dem Auto teilweise über 10-Stunden Fahrtzeit von Kärnten entfernt liegen. Flughäfen in diesen Regionen sind Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Köln, Düsseldorf, Dortmund.

Die Niederlande ist im Sommer wie Winter verrückt nach Kärnten. Die Flughäfen Amsterdam, Eindhoven und Rotterdam könnten potentielle Touristen einfliegen.

Polen wäre die dritte große Gruppe, die man mittels Charterpaketen bearbeiten könnte. Polen hat in den vergangenen drei Dekaden eine Art Wirtschaftswunder erlebt, das Land ist zum Wachstumschampion aufgestiegen. Größere Flughäfen sind in Warschau, Krakau, Danzig, Katowice, Breslau sowie Posen.

Vorfeld Flughafen Klagenfurt an einem Samstag (Foto: Andreas Knoll).

Potenzialmärkte, die selbst keine Berge vorzuweisen haben und Zahlungskraft mitbringen:

  • Belgien – Flughäfen Brüssel, Antwerpen
  • Großbritannien – Flughäfen London, Manchester, Edinburgh, Birmingham, Bristol, Glasgow, Belfast
  • Dänemark – Flughäfen Kopenhagen, Billund, Aalborg

Wieso schafft Kärnten nicht, was Salzburg + Tirol seit Jahrzehnten vormacht?

Hört man sich in der Kärntner Bevölkerung um, bekommt man nahezu immer die gleiche Antwort aus allen Sparten der Gesellschaft. Zu viele Querelen, Streitereien und keiner gönnt dem Anderen etwas. Es bestehe die Gefahr, der eine könnte dem anderen doch etwas wegnehmen hat man die Wahrnehmung. Wie man in Kärnten im Dialekt sagt: „Mir nix, dir nix“.

Was fehlt ist der gemeinsame Zusammenhalt, es fehlt das Credo:

„an einem Strang ziehen“

Wer ist damit genau gemeint? Flughafen, Tourismus, Wirtschaft, Politik, Hotellerie, Kärnten Werbung.

Es bleibt abzuwarten, ob in naher Zukunft jemand die Macht wie Ideenreichtum besitzt, dieses Ruder noch rumzureisen. Denn eines ist auch klar, weniger als null Flugzeuge können nicht landen. Es kann optimistisch gesehen nur besser werden, um die Hoffnung nicht ganz zu verlieren. Die traumhafte Berglandschaft Kärntens, Kulinarik und moderne Pistenanlagen sind ja vorhanden, es fehlt rein an der Umsetzung.

Und wenn man sich gerne abschauen will, wie es in anderen Regionen Österreichs funktioniert, sollte man nach Tirol und Salzburg blicken und sich bestenfalls dort schulen lassen.

Embraer 195 in Klagenfurt (Foto: Andreas Knoll).

Dieser Beitrag wurde verfasst von: Andreas Knoll

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2 Comments

  • Schönegger Hermann , 20. Januar 2025 @ 08:18

    Der Airport Klagenfurt wird seit Jahrzehnten mit öffentlichen Steuergeldern
    künstlich am Leben gehalten.
    Vergleiche mit Salzburg bzw.Innsbruck,sprechen Bände.
    International ist der Bekanntheitsgrad von
    Salzburg und Tirol eine ganz andere Liga.

  • Max Schintlmeister , 21. Januar 2025 @ 11:29

    Es gibt fix fertig entwickelte Pläne zur Etablierung eines erfolgreichen Flug-Incomings am Flughafen Klagenfurt. Es bedürfte aber der gemeinsamen Anstrengung von Land, TVBs, Unterkünften, Mobilitätsanbietern, Incoming-Agenturen, etc. Das Problem ist bekannt: Kärnten bzw. das Einzugsgebiet des Flughafen Klagenfurt verfügt nicht über die kritische Masse, um Flüge automatisch füllen zu können (deshalb sind Vergleiche mit Salzburg und Innsbruck bzw. der hoffnungsvolle Blick dorthin leider nicht zielführend). Ich bin davon überzeugt, dass die Verantwortlichen am Flughafen Klagenfurt genau wissen, wie es in Salzburg und Innsbruck läuft. Dieser Glaube hat sich aber leider im Journalismus einfach verfestigt.

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