Die Fachgruppen Reisebüros und Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich fordern die Bundesregierung zur Beendigung der 3G-Einreiseregeln auf. Die aktuell gültige Verordnung hatte der ehemalige Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) unmittelbar vor seinem Rücktritt noch bis zum 30. September 2022 verlängert.
Typischerweise gab es seitens des Ministeriums, das nun von Johannes Rauch (Grüne) geleitet wird, keine nähere Kommunikation zu dieser außergewöhnlich langen Verlängerung. Generell reagiert das Gesundheitsministerium nicht auf Fragen, die unverständliche bzw. schwammige Formulierungen, die viel Raum zur Interpretation zulassen.
Angesichts des Umstands, dass immer mehr Impfzertifikate von Personen, die drei Stiche erhalten haben, ablaufen werden und das Gesundheitsministerium noch immer keine Lösung vorgestellt hat, werden nun Reisebüros und Hotellerie nervös. Das offizielle Wording des Rauch-Ministeriums ist, dass man sich in den nächsten Wochen mit der Thematik befassen wird.
Die Wirtschaftskammer kritisiert die 3G-Einreiseregeln, die dem aktuellen Stand der Dinge nach bis 30. September 2022 verordnet sind, scharf: „Mit dem zuletzt spürbaren Rückgang der Infektionszahlen ist es nun an der Zeit auch die Einreisebestimmungen für Österreich entsprechend anzupassen und die verpflichtende 3-G-Regel abzuschaffen. Viele andere Länder in Europa, wie beispielsweise Dänemark, die Niederlande, Schweden, die Schweiz oder das Vereinigte Königreich sind diesen Schritt bereits gegangen und buhlen nun um Gäste aus dem Ausland. Österreich hat mit seinen strengen Einreiseregelungen hier eindeutig einen Nachteil“, beschreiben Gregor Kadanka, Obmann des Fachverbandes der Reisebüros, und Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbandes Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die aktuelle Situation am europäischen Tourismusmarkt.
Der Ukraine-Krieg habe den ursprünglich positiven Aussichten für den Tourismus in Österreich einen Dämpfer verpasst. Die Rahmenbedingungen, so das WIFO, verschlechtern sich erneut und es muss auch mit negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach Urlaub in Österreich gerechnet werden.
„Dennoch ist bei vielen Menschen nach zwei Jahren Pandemie die Reiselust riesengroß“, sagt Gregor Kadanka. „Wir müssen deshalb jetzt jene Faktoren, die wir beeinflussen können, rasch für den Tourismus adaptieren. Die Abschaffung der 3G-Regel für die Einreise nach Österreich wäre ein notwendiger Schritt, um gegenüber den europäischen Mitbewerbern während der wichtigen nächsten Monate nicht ins Hintertreffen zu geraten. Auch innerhalb Österreichs sollten Covid-Maßnahmen angesichts der sinkenden Fallzahlen überdacht werden“, regt Kadanka an.
„Wir befinden uns in einem Wettbewerb der Destinationen. Um hier punkten zu können, müssen für unsere Betriebe bestmögliche Rahmenbedingungen geschaffen werden“, unterstützt auch Susanne Kraus-Winkler die Forderung nach Abschaffung der 3-G-Einreiseregelung. „In den kommenden Wochen und Monaten läuft zudem bei einem Großteil der Boosterimpfungen die Gültigkeit ab. Da es noch keine Empfehlung für eine vierte Impfung gibt, ist die Abschaffung der 3-G-Einreiseregel bereits vor der Sommersaison eine logische und notwendige Konsequenz.“
Neben der anstehenden Sommersaison richten der Incomingtourismus und die österreichische Hotellerie ihre Aufmerksamkeit auch bereits auf den Herbst: „Große Zurückhaltung sehen wir momentan noch bei Buchungen für den Herbst, beispielsweise bei der Veranstaltung von Kongressen. Um hier Kunden und Gästen die Unsicherheit zu nehmen und entsprechende Planungssicherheit herzustellen, sollte rechtzeitig ein Corona-Maßnahmenkonzept für eine allfällige Herbst-/Winterwelle vorbereitet und frühzeitig kommuniziert werden“, fordern Kadanka und Kraus-Winkler abschließend.