Wenig überraschend halten Wizzair und der Mitbewerber Lauda herzlich wenig von Mindestpreisen für Flugtickets.
Die gestrige Ankündigung der Bundesregierung, dass Mindestpreise für Flugtickets eingeführt werden sollen, kam durchaus überraschend. Bei den beiden günstigsten Anbietern am Flughafen Wien, Lauda und Wizzair, wusste man davon offenbar nichts, will jedoch zunächst abwarten, ob es tatsächlich zur einer gesetzlichen Regelung kommt.
Lauda-Geschäftsführer David O’Brien erklärte im Gespräch mit Aviation.Direct, dass es derzeit lediglich eine Ankündigung der Bundesregierung ist und die rechtliche Grundlage hierfür noch gar nicht geschaffen wurde. Dennoch zeigt er sich verwundert: „Zeigen Sie mir bitte eine Branche mit staatlich verordneten Mindestpreisen? Jeder Friseur, jeder Supermarkt und jeder andere Unternehmer ist in seiner Preisgestaltung frei. Sollte die österreichische Regierung die Ankündigung tatsächlich umsetzen, so ist es ein Rückfall in die 1970er-Jahre, um Austrian Airlines zu protegieren“.
Besonders verärgert zeigte sich der Lauda-Manager darüber, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr erst vor wenigen Wochen Mindestpreise für Flugscheine gefordert habe und in einer Investorenkonferenz gesagt haben soll, dass der Konzern die Staatshilfe gar nicht benötige, sondern lediglich versuche sie zu bekommen. „Carsten Spohr hat diese dumme Idee in Deutschland gehabt und der österreichische Kanzler Kurz hat sich im Zuge der Staatshilfe für Austrian Airlines darauf eingelassen. Die Lufthansa Group betreibt alte Flugzeuge mit niedrigem Ladefaktor ist wesentlich schädlicher für die Umwelt als wir. Hohe Auslastung und modernes Fluggerät sind nunmal umweltfreundlicher. Die künstliche Verteuerung von Ticketpreisen hat auch andere fatale Folgen: Regelrechtes Social Distancing wird in Europa kommen. Wir lehnen Mindestpreise für Flugtickets ab und sind davon überzeugt, dass der Markt solche weder braucht noch haben will. Solche Mindestpreise sind ungesetzlich und damit illegal und nicht mit dem Unionsrecht in Einklang zu bringen“, erklärt O’Brien.
Der Mitbewerber Wizzair, sorgt in Wien ebenfalls häufig mit besonders günstigen Ticketpreisen für Aufsehen und wird in Kürze auch in Salzburg starten. Dieser wäre möglicherweise ebenfalls von Mindestpreisen betroffen. „Wizz Air wurde nicht offiziell über die Entscheidung der österreichischen Regierung informiert, dass Mindestpreise für Kurzstrecken-Flugtickets eingeführt werden sollen. Deshalb gab es auch keine Möglichkeit die neue Regelung im Detail zu prüfen. Die Fluggesellschaft äußert sich nie zu Gerüchten, lehnt jedoch jede Entscheidung einer Regierung ab, die gegen die Preisfreiheit und den freien Verkehr von Dienstleistungen, Personen, Gütern und Kapital verstößt, die alle grundlegenden Grundlagen der Europäischen Union bilden. Wizz Air kann einen Kommentar abgeben, sobald es die Einzelheiten der neu angekündigten österreichischen Verordnung erfahren hat“, so Wizzair-Deputy CEO Stephen Jones.