Zoll: Immer mehr Aufgriffe am Flughafen Wien

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Die 81 Zöllnerinnen und Zöllner im Reiseverkehr am Flughafen Wien haben im Jahr 2022 45.000 Zollkontrollen durchgeführt und dabei mehr als 4.000 Aufgriffe verzeichnet. Spitzenreiter bei der beschlagnahmten Schmuggelware waren erneut Zigaretten, Lebensmittel und Schmuck.

Am Flughafen Wien ist im Jahr 2022 nach den Jahren der Coronapandemie wieder weitgehend Normalbetrieb eingekehrt. Zwar wird im Vergleich zum Vorkrisenniveau (2019 zählte der Flughafen Wien rund 31,5 Mio. Passagiere) noch eine etwas geringere Zahl an Ein- und Ausreisenden verzeichnet, mit rund 23,6 Millionen Reisenden im Jahr 2022 hat sich das Passagieraufkommen gegenüber 2021 (rund 10,3 Mio.) aber mehr als verdoppelt. Das spiegelt sich auch in der Zahl der Aufgriffe wider: 2021 waren es bei rund 38.000 Kontrollen rund 3.000 Aufgriffe.

Finanzminister Magnus Brunner: „Die Zoll-Bilanz des letzten Jahres am Flughafen Wien zeigt einen klaren Trend. Erneut steigt die Zahl der Schmuggelaufgriffe am größten Flughafens Österreichs wieder deutlich. Das war 2021 zu beobachten und hat sich 2022 verstärkt. Unsere Zöllnerinnen und Zöllner kontrollieren jedoch mit ihrer Erfahrung, mit Risikoanalysen und mit technischer und tierischer Unterstützung gezielt und äußerst erfolgreich, wie die Resultate des letzten Jahres zeigen. Die Arbeit ist für den Schutz der österreichischen Wirtschaft und Bevölkerung äußerst wichtig. Ich danke unseren Zöllnerinnen und Zöllnern für ihre professionelle und engagierte Tätigkeit“, so Finanzminister Magnus Brunner.

Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner ergänzt: „Der Flughafen Wien ist wieder im Aufwind, die Passagierzahlen legen stetig zu. Umso wichtiger ist für uns die hohe Professionalität und Serviceorientierung der österreichischen Zollbehörden und ich bedanke mich bei allen Zollbeamtinnen und -beamten am Standort für ihren großen Einsatz.“

Besonders häufig im Gepäck: Lebensmittel, Zigaretten oder Schmuck

Die häufigsten illegalen „Urlaubsmitbringsel“ in den Koffern von Durch- oder Einreisenden nach Wien waren 2022 – mit einem Gesamtgewicht von mehr als 14 Tonnen – Lebensmittel tierischen Ursprungs oder Pflanzen, deren Einfuhr nicht den tierseuchenrechtlichen oder pflanzenschutzrechtlichen Bestimmungen entspricht.

Darüber hinaus konnten die vier am Flughafen Wien tätigen Zollteams 2022 knapp 500.000 Zigaretten beschlagnahmen. Interessant: Im noch von Corona geprägten Jahr davor waren es sogar 815.846 Stück Zigaretten, die am Flughafen Wien entgegen der geltenden Bestimmungen eingeführt werden sollten. Hier gab es also einen Rückgang, den die Expertinnen und Experten vom Zoll vor allem auf geänderte Schmuggelrouten zurückführen.

Spektakulär und im wahrsten Sinne glänzend waren die Aufgriffe, bei denen die österreichischen Zöllnerinnen und Zöllner Schmuck und Luxusuhren im Gesamtwert von rund 3 Millionen Euro im Gepäck von Passagieren entdeckten. Besonders in Erinnerung bleibt eine 43-jährige Reisende aus Istanbul, die im Februar 2022 versuchte einen Koffer einzuführen – gefüllt mit 18 kg Goldschmuck im Wert von knapp 700.000 Euro.

Von Arzneiwaren bis Schlangenwein

Die illegale Einfuhr von Medikamenten spielt am Flughafen ebenfalls eine Rolle: Beispielweise wurde im Jänner 2022 ein 28-jähriger Reisender angehalten, der aus den USA über Madrid kommend versuchte, mehr als 10.000 Stück dopingähnliche Präparate nach Österreich einzuführen. Andere Medikamentenaufgriffe am Flughafen stehen wiederum in Verbindung mit dem Artenschutz, da sie Bestandteile artengeschützter Tiere oder Pflanzen, wie Schlangen, Seepferdchen, Orchideen, Saiga-Antilopen oder Tiger enthalten. Auch mehr als ein Kilogramm Kaviar, 16 Stück Steinkorallen, 29 Stachelschweinstacheln, 5 Flaschen Schlangenwein oder 2 „Jagdtrophäen“ in Form von Riesenwildschaf-Hörnern – einer unter Schutz stehenden Spezies – wurden durch die zielgerichteten Kontrollen am Flughafen entdeckt.

Frachtkontrollen unter anderem im Zeichen der Produktsicherheit

2022 wurden im Frachtverkehr am Flughafen Wien 55.360 Warenexporte und 92.331 Warenimporte abgefertigt. Auch hier zeigt sich, dass es im vergangenen Jahr gegenüber dem Coronajahr 2020 zu einer Normalisierung gekommen ist. So lag die Zahl der Warenexporte 2020 bei nur 44.669 und die Zahl der Warenimporte bei lediglich 84.445.

Im Zuge der Kontrolltätigkeit der Teams konnten in Frachtsendungen unter anderem rund 3 Tonnen Arzneiwaren aufgegriffen werden – der Großteil davon: 45.000 Packungen Potenzmittel, die eigentlich auf Zwischenstation in Wien und für den Versand nach Griechenland bestimmt waren.

In einer anderen großen Sendung, in 30 Kartons aus Israel, fanden die Zöllnerinnen und Zöllner – statt wie angegeben „Matscha-Teeblätter“ – 345 kg Khat, das sichergestellt und der Polizei übergeben wurde. Insgesamt wurden 2022 rund 430 kg Suchtgift in Frachtsendungen aus dem Verkehr gezogen.

Auch für den Schutz der Bevölkerung und bei der Sicherheit von Produkten spielt die Kontrolle der Frachtsendungen eine große Rolle: Denn bei der Kontrolle im Rahmen des Markenschutzes geht es nicht nur um Produktpiraterie im Sinne von illegalen Plagiaten und damit der Verletzung von Markenrechten, sondern auch um fehlende Produktsicherheitsstandards der eingeführten Waren. So konnten vom österreichischen Zoll in den Frachtsendungen im vergangenen Jahr 545 E-Scooter, 500 Stofftiere, 40.500 Zahnschienen, 450 kg Desinfektionsmittel, 100 kg COVID-Antigen-Tests oder mehr als 6.000 Elektrogeräte mit fehlender oder fehlerhafter CE-Kennzeichnung aufgegriffen und sichergestellt werden.

Kokain im Koffer: Große Erfolge auch bei den Suchgiftaufgriffen der Teams Reiseverkehr und Mobile Kontrolle

In insgesamt 134 Fällen führten die Kontrollen der Teams der Dienststelle Ost – entweder in den insgesamt 326 mobilen Einsätzen oder im Rahmen der Flughafenkontrollen – zu Aufgriffen von Suchtgift. 2022 waren das etwas mehr als 37,5 kg unterschiedlicher Drogen sowie 659 Stück Suchtgift in Tablettenform. Spitzenreiter der geschmuggelten illegalen Substanzen: Cannabis in unterschiedlichen Aggregatsformen wie 16 kg Cannabiskraut, worauf die Teams des Zolls im April 2022 ausgerechnet im Lost and Found Lager einer Fluglinie aufmerksam wurden. Da der Koffer keine Gepäckslabel mehr hatte, musste er geöffnet werden. Dabei entdeckte das diensthabende Zollteam das Cannabis, das in Folge sichergestellt wurde. Auch 2,5 kg Kokain, die ein 27-Jähriger aus Kolumbien via Peru, Brasilien und Doha versteckt im Metallrahmen seines Kofferns nach Österreich einführen wollte, um es auf den Wiener Markt zu bringen, entgingen den aufmerksamen Kontrollen der erfahrenen Zöllnerinnen und Zöllner nicht.

Darüber hinaus können sich die Erfolge der mobilen Kontrollteams ebenfalls sehen lassen. Sie kontrollierten 2022 4.437 Fahrzeuge, 14.342 Personen und 34.754 Gepäckstücke. Mit insgesamt noch einmal knapp 12 Tonnen fallen auch hier die Aufgriffe nach dem Tierseuchen- und Pflanzenschutzrecht besonders ins Gewicht. Alleine auf einem türkischen Kleintransporter wurden die Zollorgane mit 466 kg tierischer Lebensmittel fündig, die nicht in die EU hätten eingeführt werden dürfen. Für den Einsatzbereich Ost sind insgesamt 261 Zöllnerinnen und Zöllner tätig, auch 6 Diensthunde sind regelmäßig im Einsatz.

2023: Bisher weiter steigende Passagier- und Aufgriffszahlen

Für das laufende Jahr zeigt sich bisher, dass es weiter aufwärts geht: Im Zeitraum Jänner bis April 2023 sind sowohl die Passagierzahl (+ 64 %) als auch die Anzahl der Kontrollen (+ 43 %) sowie die Aufgriffszahl (+ 50 %) gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr gestiegen. Mitzudenken gilt es allerdings, dass insbesondere die ersten Monate 2022 noch von coronabedingten Beschränkungen gekennzeichnet waren.

Hinsichtlich der aufgegriffenen Waren spielt Goldschmuck 2023 weiterhin eine Rolle. Ein großer Fund gelang in diesem Jahr bereits hinsichtlich der widerrechtlichen Einfuhr von lebenden Tieren: 11 Hundewelpen und 14 Katzenbabys konnten im März von den aufmerksamen Zöllnerinnen und Zöllnern aufgegriffen werden. Auch der Artenschutz stellt weiterein zentrales Thema dar: Unter anderem versuchten Reisende am Flughafen Wien den Teil eines Giraffenknochens oder 49 getrocknete Seepferdchen, versteckt in Socken, einzuführen. Im Lost and Found-Bereich des Flughafens stießen die Zoll-Teams auf einen Koffer, in dem sich 28 Kilogramm frisches Khat befanden, das somit sichergestellt werden konnte.

Logo des österreichischen Zoll (Foto: Robert Spohr).
Logo des österreichischen Zoll (Foto: Robert Spohr).
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