Abgesehen von einigen Kleinstflughäfen, auf denen sich Airlines selbst abfertigen müssen, kommt es nicht sonderlich oft vor, dass Piloten beim Verladen des Reisegepäcks mitanpacken. Damit ein Edelweiss-Flug von Edinburgh nach Zürich pünktlich abheben konnte, half einer der beiden Piloten beim Verladen mit.
Am 19. Juni 2022 wollte Edelweiss mit dem Airbus A320 mit der Registrierung HB-IJV von Edinburgh nach Zürich fliegen. Der Bodendienstleister hatte aber offensichtlich zu wenig Personal zur Verfügung. Einer der beiden Piloten ergriff die Initiative und griff den Vorfeldarbeitern unter der Arme. Er half beim Einladen der Koffer mit. Ein Passagier hielt ein kurzes Video fest und postete dieses auf Twitter.
Der Cockpit-Crew von Edelweiss war es offensichtlich ein großes Anliegen, dass der Flug pünktlich durchgeführt werden kann. So packte einer der beiden Flugzeugführer einfach selbst mit an und beschleunigte so das Verladen von Gepäckstücken.
Edelweiss erklärte dazu unter anderem: „Wir Schweizer sind hilfsbereit und versuchen immer, pünktlich zu sein. Weil unser Pilot den Kollegen der Bodenabfertigung am Flughafen Edinburgh aktiv geholfen hat, konnte der Flug pünktlich in Zürich landen. Dieses Beispiel ist eine Ausnahme. Für einen Piloten haben die Flugvorbereitung und die Sicherheit immer Vorrang. Das trifft natürlich auch in diesem Fall zu.“
Selbstabfertigung ist möglich, aber eher selten
Der „Vorfall“ ist aber sinnbildlich für den akuten Personalmangel auf Flughäfen im Vereinigten Königreich. Die Lage ist dort an vielen Airports massiv angespannt. Beispielsweise musste Gatwick erst kürzlich bekanntgeben, dass man mangels Mitarbeitern die Anzahl der täglichen Flüge beschränken muss.
Grundsätzlich ist eine Fluggesellschaft nicht verpflichtet die Vorfeld-Dienstleistungen des jeweiligen Flughafens bzw. des Ground-Handling-Dienstleisters in Anspruch zu nehmen. Jede Airline darf sich auch selbst abfertigen. In den Vereinigten Staaten kommt dies durchaus häufig vor. In Europa kommt echte Selbstabfertigung allenfalls an kleineren Flugplätzen, die überhaupt kein Handling anbieten, vor. Auf den ersten Blick fertigt sich Ryanair beispielsweise in UK oder Spanien selbst ab. Das ist aber nur beschränkt richtig, weil es sich um ein konzerneigenes Ground-Handling-Unternehmen handelt, dessen Dienstleistungen auch andere Fluggesellschaften kostenpflichtig buchen können.
In Wien bietet Austrian Airlines so genannte Passage-Dienstleistungen an. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei unter anderem um den Check-in und das Boarding. Die AUA betreut nicht nur eigene Fluggäste bzw. jene der Lufthansa Group, sondern hat auch zahlreiche Drittkunden, die die Dienstleistungen kostenpflichtig in Anspruch nehmen. Vorfelddienste bietet Austrian Airlines in Wien nicht an. Hier haben die Fluggesellschaft folgende Auswahl: Flughafen Wien, AAS oder Selbstabfertigung. Letzteres kommt extrem selten vor.