Zugräumungen: Gewerkschaft Vida weist Kritik an Zugchefs zurück

ÖBB-Logo auf einem Waggon (Foto: Robert Spohr).
ÖBB-Logo auf einem Waggon (Foto: Robert Spohr).

Zugräumungen: Gewerkschaft Vida weist Kritik an Zugchefs zurück

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Überbuchte Flugzeuge gibt es in der Luftfahrt gelegentlich. Dann müssen einige Passagiere zurückbleiben. Im Eisenbahnverkehr kommt es weitaus öfters vor, dass wesentlich mehr Fahrgäste mitfahren wollen als es Sitzplätze gibt. Immer wieder müssen Zugchefs dann Maßnahmen ergreifen.

Die Verantwortung für die Sicherheit in Zügen trägt – entgegen der weitläufigen Meinung – nicht der Lokführer, sondern der Zugchef. Dieser ist es, der beispielsweise nach dem Einsteigen dem Triebfahrzeugführer das „Okay“ zur Abfahrt gibt. Zu den eher unangenehmen Aufgaben dieser Berufsgruppe zählt es, dass bei Überfüllung Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Die Kernproblematik liegt darin, dass beispielsweise bei den Österreichischen Bundesbahnen – abgesehen von wenigen Ausnahmen – keine Reservierungspflicht besteht. Standard-Fahrkarten sowie Netzkarten wie das Klimaticket haben keine Zugbindung. In der Theorie kann man also in jeden Waggon einsteigen und mitfahren. Wenn aber zu viele Menschen gleichzeitig reisen wollen, kommt es zu Problemen. Wer dann eine Sitzplatzreservierung vorab gekauft ist, ist in jedem Fall im Vorteil, denn die Mitfahrt ist dann so gut wie sicher.

Zugchefs sind dafür verantwortlich, dass auch in Notfällen die Garnitur rasch verlassen werden kann. Bei Überfüllung müssen diese Personen ohne Sitzplatzreservierung zum Aussteigen bitten. Naturgemäß leisten Fahrgäste Widerstand und zwar erst recht, wenn dies im Regionalverkehr, wo es keine Möglichkeit zur Reservierung gibt, stattfindet. Der Gedanke, dass die ÖBB doch einfach einen zusätzlichen Waggon anhängen sollen, ist gar nicht so einfach umsetzbar. Das Gesetz sieht vor, dass ein Zugchef maximal sieben Waggons betreuen darf. Ihm unterstellt sind zwar zumeist weitere Zugbegleiter, im Volksmund auch veraltet Schaffner genannt, jedoch muss ab dem achten Waggon ein zweiter Zugchef, der übrigens im Rahmen seiner Ausbildung eine behördliche Prüfung abzulegen hat, eingesetzt werden.

In den letzten Wochen wurde in diversen Medienberichten vorgeworfen, dass Zugchefs der ÖBB willkürliche Räumungen angeordnet hätten. Zum Teil waren die Situationen dermaßen pikant, dass die Polizei zur Unterstützung geholt werden musste. Die Eisenbahner-Gewerkschaft Vida stellt sich klar und deutlich hinter ihre Mitglieder: „Muss ein Zug wegen Überfüllung geräumt werden, dann steht fest, dass unsere Kolleginnen und Kollegen streng anhand der vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien handeln. Es ist auch für einen Mitarbeiter keine angenehme Situation einen Zug räumen zu müssen. So etwas geschieht nur nach reiflicher Abwägung aller Risiken aber nie willkürlich“, so Günter Blumthaler, Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn. „Schließlich sei das Problem ja schon vor den Pandemiejahren hinlänglich bekannt gewesen. Dass es sich dabei um bestimmte Züge auf bestimmten Strecken vor allem zu den Stoßzeiten handelt, ist kein Geheimnis“.

Die Arbeitnehmervertreter fordern auch in Richtung Politik, dass hinsichtlich der Fokussierung auf die Eisenbahn auch der Personalstand entsprechend aufgestockt werden muss. So müsste man dringend neue Lokführer, Zugbegleiter, Zugchefs und weitere für den sicheren Eisenbahnbetrieb notwendige Berufsgruppen ausbilden.

Dazu Gerhard Tauchner vom Vida-Lokfahrdienst: „Personalmangel und fehlende Aufnahmen im Zugbegleitdienst dürfen nicht mit einer Doppelbelastung der Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer zusätzlich als für die Sicherheit allein verantwortliches Eisenbahnaufsichtsorgan in den Regionalverkehrszügen ausgeglichen werden. Bei dieser Thematik gehe es an erster Stelle immer um die Sicherheit der Beschäftigten und Fahrgäste. In den Regionalzügen in der gesamten Ostregion ist das bis auf wenige ausgenommene Züge wie die Doppelstockgarnituren im vorherrschenden Zugbegleiter-losen Betrieb schon seit Jahren nicht mehr der Fall“.

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