Zukunft der Air Malta: Regierung redet um den heißen Brei herum

Airbus A320 (Foto: Robert Spohr).
Airbus A320 (Foto: Robert Spohr).

Zukunft der Air Malta: Regierung redet um den heißen Brei herum

Airbus A320 (Foto: Robert Spohr).
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Die Zukunft der maltesischen Fluggesellschaft Air Malta hängt momentan an einem seidenen Faden und ist unklar. Führende Politiker wie Premierminister Robert Abela wollen sich nicht auf konkrete Aussagen festnageln lassen.

Air Malta ist seit vielen Jahren defizitär und wurde wiederholt mit Hilfe staatlicher Finanzspritzen in der Luft gehalten. Nach der letzten Subvention legte die EU-Kommission fest, dass über einen längeren Zeitraum hinweg kein Staatsgeld überwiesen werden darf. Die maltesische Regierung vermutet, dass man für die Coronahilfen kein grünes Licht aus Brüssel bekommen wird.

Daher steht im Raum, dass man nach dem Vorbild Alitalia/Ita Airways einen harten Schnitt macht. Bei Umsetzung dieses Szenarios würde Air Malta mit Ende der Sommerflugplanperiode 2022 den Flugbetrieb einstellen und die ebenfalls staatliche Malta MedAir würde übernehmen. Das zuletzt genannte Unternehmen hat erheblich weniger Personal und auch deutlich niedrigere Löhne. Interessanterweise dementiert die Medienstelle von Air Malta, dass es irgendwelche Schließungspläne geben soll.

In der Politik wird aber mehr oder weniger offen davon gesprochen, dass ein Neuanfang gewagt werden muss. Allerdings sind offensichtlich zu viele Informationen an die Öffentlichkeit gekommen, denn zahlreiche Führungskräfte, aber auch Piloten und Flugbegleiter, haben zwischenzeitlich Air Malta verlassen und beispielsweise beim Startup SkyUp Malta angeheuert. Diese „Massenflucht“ wird mittlerweile zum Problem, denn nach und nach stellt sich in vielen Bereichen der Air Malta akuter Personalmangel ein.

Dabei will das Unternehmen, das offensichtlich einen äußerst aufgeblasenen Verwaltungsapparat hat, viele Beschäftigte loswerden. Die Regierung plant diese in Behörden und Ämtern weiter zu beschäftigten und zwar bei gleichbleibenden Gehältern. Das ist in vielen Fällen ein Problem, denn die Beamten verdienen mitunter erheblich weniger. Bislang kam es nur zu wenigen Wechseln.

Airbus A320 (Foto: Robert Spohr).

Regierungschef will weiterhin eine staatliche Fluggesellschaft unterhalten

Premierminister Robert Abela sagte, dass Malta auch weiterhin eine nationale Fluggesellschaft haben wird. Er vermied aber ausdrücklich den Fortbestand der Air Malta zu bekräftigen. Lediglich wolle sich die Regierung um jene Beschäftigte, die wegen der Umstrukturierungen ihre Jobs verlieren, kümmern und diese in Behörden arbeiten lassen. Der Regierungschef ging auf Fragen, ob der künftige Flagcarrier die staatliche Air Malta oder die staatliche Malta MedAir sein wird, überhaupt nicht ein. „Wir werden weiterhin eine nationale Fluggesellschaft haben. Ich glaube, dass eine nationale Fluggesellschaft nachhaltig sein kann, insbesondere angesichts unserer Insellage“, so Abela.

Der Premierminister sieht die Strategie, die ab 2013 gewählt wurde, kritisch. Damals begann man ein Lowcost-Produkt einzuführen, um beispielsweise mit dem Konkurrenten Ryanair mithalten zu können. Mittlerweile ist der irische Konzern nicht nur Marktführer in Luqa, sondern unterhält mit Malta Air und Lauda Europe auch die beiden größten Fluggesellschaften, die ihren Firmensitz auf dem Gebiet der Republik Malta haben. Abela ist der Ansicht, dass der harte Wettbewerb, die gestiegenen Treibstoffkosten, die Covid-Pandemie und diverse Managementprobleme zur Misere der Air Malta geführt hätten.

Airbus A320neo (Foto: Jan Gruber).

Opposition kritisiert, Finanzminister ähnlich wortkarg

Die Opposition spart nicht mit Kritik am Premierminister. Diese ortet aus dem Umstand, dass Abela Antworten auf Fragen zur Zukunft der Air Malta vermeidet bzw. um den heißen Brei herumredet, als Indiz dafür, dass die Regierung keinen konkreten Plan zur Sanierung bzw. Zukunft der staatlichen Airline haben soll. Man fordert, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden sollen und insbesondere die Vermögenswerte und Schulden im In- und Ausland publik gemacht werden sollen.

Ähnlich wortkarg wie der Regierungchef gibt sich auch Finanzminister Clyde Caruana. Während einer Pressekonferenz wollte er diese Woche nicht ausdrücklich ausschließen, dass Air Malta durch eine andere Fluggesellschaft, beispielsweise Malta MedAir, ersetzt werden könnte. Er betonte, dass das Sanierungsprogramm „auf dem richtigen Weg“ sein soll. Das Regierungsmitglied erklärte wiederholt, dass die Umstrukturierung keine Neuigkeit wäre, sondern bereits im Januar 2022 angekündigt worden wäre.

Airbus A320neo (Foto: Amely Mizzi).

Ground Handling wird ausgegliedert

Konkrete Entscheidungen zu einer möglichen Zerschlagung der Air Malta sollen laut Caruana erst dann getroffen werden, wenn die Gespräche mit der Europäischen Kommission rund um die Corona-Subvention für Air Malta abgeschlossen sind. Man hat die Wettbewerbshüter um grünes Licht gebeten, jedoch sind es derzeit so ganz und gar nicht danach aus. Die Gespräche dauern seit einigen Monaten an und sind regelrecht ins Stocken geraten.

Caruana musste auch zugeben, dass Air Malta mittlerweile ein Personalproblem hat. Zwar will man viele Verwaltungsmitarbeiter in staatliche Behörden überführen, jedoch hätten viele Schlüsselkräfte, Flugbegleiter und Piloten das Unternehmen freiwillig verlassen. Dies führte dazu, dass man zumindest 50 neue Beschäftigte einstellen muss. Allerdings bekommen diese gegenüber Ihren Vorgängern deutlich niedrigere Löhne.

Fix ist jedenfalls, dass sich Air Malta vom Ground Handling am Flughafen Luqa trennen wird. Derzeit fertigt sich das Unternehmen mit eigenen Mitarbeitern und eigenem Vorfeldgerät selbst ab. Die Bereiche Gepäck- und Bodenabfertigungsdienste sollen ausgegliedert werden. Über einen möglichen Käufer schweigen sich sowohl der Carrier als auch die Regierungsmitglieder aus.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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