Das Canifor Hotel auf Malta ist ein Hotel der „gehobenen Mittelklasse“ und liegt im Herzen des belebten Touristenortes Qawra. Auf den ersten Blick mag die Lage des Hotels vorteilhaft erscheinen, denn es befindet sich nahe vieler Restaurants, Cafés und Geschäfte und ist gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Bei genauerem Hinsehen jedoch zeigen sich einige Schwächen, die das Hotel in ein weniger günstiges Licht rücken – insbesondere, wenn man es als Erholungsort mit dem Fokus auf Strand und Entspannung betrachtet.
Die besten Zeiten hat das Canifor Hotel schon lange hinter sich. Es mag sein, dass es einst tatsächlich „gehobene Mittelklasse“ war, jedoch ist es schlichtweg in die Jahre gekommen und wird von vielen Reiseveranstaltern und Hotelzimmervermittlern als preisgünstige Unterkunft bei der Suchanfrage „San Pawl“ angezeigt. Man muss die eine oder andere Einschränkung in Kauf nehmen, denn es ist kein Luxushotel, aber definitiv auch keine „Absteige“.
Lage und Umgebung
Zunächst zur Lage selbst: Das Canifor Hotel ist strategisch platziert und profitiert von der Nähe zur Qawra-Küste sowie zur Küstenlinie von Bugibba, einem beliebten und belebten Touristenviertel im Nordosten Maltas. Qawra ist zwar einer der größten Touristenorte Maltas, doch der Ort leidet unter Überentwicklung und dichtem Straßenverkehr, was dem Ambiente nicht unbedingt zuträglich ist. Von Hektik, Stau und einer gewissen Künstlichkeit, die durch eine Vielzahl von Hotelbauten, Wohnblöcken und Betonflächen entsteht, kann man sich hier schwer entziehen.
Der Busbahnhof Buggiba befindet sich in unmittelbarer Fußnähe, was vorteilhaft ist, denn von hier aus kann man mit dem öffentlichen Linienbus viele Ziele auf Malta erreichen. Hier endet auch die Buslinie X3, mit der man vom Flughafen Luqa aus kostengünstig zum/vom Hotel fahren kann. Allerdings sind so genannte Shared-Transfer-Services auch nicht sonderlich teuer, denn diese kosten – je nach Anbieter – zwischen fünf und zehn Euro pro Person. Der nahegelegene Busbahnhof ist an sich kein Problem für den Aufenthalt im Canifor Hotel.
Da es im Umfeld des Hotels so einiges an Lokalitäten gibt, ist es in der Nacht nicht zwangsläufig leise. Besonders an den Wochenende können die umliegenden Pubs für Lärm sorgen, den man natürlich wahrnimmt, wenn man ungeschickterweise ein Zimmer bekommt, dessen Fenster bzw. Balkon genau dorthin ausgerichtet sind. Die umliegende Gastronomie ist übrigens auch nicht gerade Spitzenklasse, sondern auf die Massenabfertigung von Touristen ausgerichtet. Dementsprechend findet man hauptsächlich Pizza und britische Küche. Eigentlich schade, denn die maltesische Küche hat sehr viel zu bieten.
Valletta und Sliema sind weit entfernt
Ein Aspekt, der zur Lage kritisch zu betrachten ist, ist die Entfernung zu Maltas kulturellem Zentrum Valletta und anderen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Insel. Mit dem Auto oder Bus benötigt man etwa eine Stunde, um die Hauptstadt oder die historisch bedeutsamen Städte Mdina und Rabat zu erreichen. Touristen, die Malta nicht nur als Sonnenziel erleben, sondern kulturelle und geschichtliche Facetten entdecken möchten, finden sich hier abseits des Geschehens. Für Ausflüge sind somit stets längere Fahrten einzuplanen. Auch zum Fährhafen Cirkewwa (Gozo Channel Line) muss man viel Zeit einplanen. Mit dem Autobus dauert es rund eine Stunde.
Wer nun der Meinung ist, dass ein Mietauto „die Lösung“ ist, kennt die Verhältnisse auf den maltesischen Inseln nicht. Es ist überhaupt keine gute Idee einen Leihwagen zu nehmen und ein Hotel in „großen“ Städten wie Sliema oder Valletta oder Touristenorten wie San Pawl il-Baħar, zu dessen Gemeindegebiet auch Qawra und Buggiba zählen, zu nehmen. Warum? Parkplätze sind absolute Mangelware, zumeist kostenpflichtig und extrem schwer ist überhaupt einer zu finden. Die engen Straßen sind fast schon ein Garant für Parkschäden, denn Linienbusse, Lastwägen, Baufahrzeuge und Co nutzen diese ebenfalls – egal wie eng es ist. Punktuell gibt es bei manchen Hotels Tiefgaragen, jedoch lassen diese sich ihre Stellplätze fürstlich bezahlen. Das Canifor-Hotel verfügt über keine eigene Garage.
Der „Sandstrand“ und Badeoptionen
Einer der wesentlichen Kritikpunkte am Canifor Hotel ist der sogenannte „Sandstrand“, der in den Hotelbeschreibungen erwähnt wird und Erwartungen weckt. Bei der Buchung könnte man leicht annehmen, dass es sich um einen Strand handelt, der exklusiv für Hotelgäste zugänglich ist oder zumindest bequem und fußläufig vom Hotel erreicht werden kann. Hier jedoch trifft die Realität auf die wohl kalkulierte Sprache der Hotelwerbung: Der „Sandstrand“ ist in Wahrheit kein privater Strand und auch keine nennenswerte Bucht mit feinem Sand, sondern lediglich ein kleiner, künstlich aufgeschütteter Bereich an der Küste von Qawra. Dieser Abschnitt ist steinig, eng und wird auch von vielen anderen Besuchern genutzt. Den feinsandigen Stränden, wie man sie von Postkartenmotiven kennt, bleibt der Canifor-Gast daher fern.
Es ist in diesem Zusammenhang unmissverständlich darauf hinzuweisen, dass die Formosa Group, dem das Canifor Hotel angehört, lebst nicht mit dem vermeintlichen Sandstrand wirbt. Man weist auf den eigenen Homepages und auf den eigenen Prospekten darauf hin, dass sich das Haus im Zentrum von Qawra befindet und das Meer rasch erreichbar ist. Von Sandstrand ist überhaupt keine Rede. Einige Reiseveranstalter sowie Verkäufer von Kontingenten, die auf so genannte Bettenbanken zugreifen, nehmen es damit nicht sonderlich genau.
Auf den Punkt gebracht: Es existiert in der gesamten Bucht kein Sandstrand. Es gibt in Buggiba einen Kiesstrand und in etwa ein bis zwei Minuten zu Fuß vom Canifor Hotel – in unmittelbarer Nähe vom National Aquarium – am so genannten Qawra Point einen weiteren Kiesstrand, der sogar schöner ist. Ansonsten dominieren eben Felsen.
Sandstrände in Mellieħa, Hotel hat zwei kleine Pools
Echte Sandstrände gibt es in dieser Region der Insel Malta ausschließlich im Gemeindegebiet von Mellieħa. Nennenswert sind hier die Riviera Bay, die Golden Bay und Għadira Bay. Der zuletzt genannte Ort ist der mit großem Abstand größte Sandstrand von Malta. Näheres zu den schönsten Sandstränden der maltesischen Inseln unter diesem Link. Die Fahrzeit vom Busbahnhof Buggiba beträgt je nach Verkehr zwischen 20 und 30 Minuten pro Richtung.
Das Canifor Hotel verfügt über zwei kleine Pools, die direkt aneinander gebaut sind. Ringsherum befinden sich Liegen und Schirme, die kostenfrei genutzt werden können. Dieser Badebereich befindet sich im Innenhof des Hotelkomplexes. Er ist in die Jahre gekommen und hat ein Fresh-Up mehr als notwendig.
Große Teile des Hotels sind in die Jahre gekommen
Selbiges gilt für große Teile des Hotels, denn man merkt diesem in allen Belangen an, dass es nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Der Speiseraum, in dem Frühstück und falls gebucht auch Mittag- und Abendessen serviert werden, kann sehr heiß sein, da er nicht ausreichend klimatisiert ist. Die gesamte Einrichtung hat die besten Zeiten schon hinter sich, ist aber noch in akzeptablem Zustand.
Einige Zimmer wurden bereits renoviert und sind somit auf dem neuesten Stand. Eine Besonderheit im Canifor Hotel ist, dass man keine expliziten Nichtraucherzimmer hat. Das ist auf Malta definitiv nicht mehr State-of-the-Art, denn die ganz überwiegende Mehrheit bietet ausschließlich reine Nichtraucherzimmer an. Nicht so das Canifor-Hotel. Manche Zimmer sind in einem gerade noch akzeptablen Zustand, weil sie eben in die Jahre gekommen sind und bei Gelegenheit renoviert werden sollten.
Das größte Manko in diesem Hotel ist aber der Wasserdruck. Dieser ist labil und mal kommt unter der Dusche viel warmes Wasser heraus, mal nur ein Rinnsal. Das ist einfach nervig, denn andere Häuser bekommen das besser hin, denn Malta ist kein Staat, in dem es akuten Wassermangel gibt. Vielmehr scheint einfach die Technik im Canifor Hotel stark in die Jahre gekommen zu sein.
Frühstück und Mahlzeiten
Je nachdem, ob man nur Übernachtung oder aber mit Frühstück, Halb- oder Vollpension gebucht hat, kann man die Mahlzeiten auf jener Ebene, auf der sich auch die Außenpools befinden, einnehmen. Es besteht auch die Möglichkeit gegen sofortige Barzahlung spontan Essen zu gehen.
Getränke wie Säfte, stilles Wasser sowie Kaffee und Tee sind nur beim Frühstück und da unbeschränkt inkludiert. Ansonsten muss extra bezahlt werden, wobei ungewöhnlich ist, dass die Kellner bereits bei der Bestellung im Voraus in bar kassieren. Mit der Übergabe von Getränk und Wechselgeld bekommt man aber stets einen Kassabon ausgehändigt.
Die Qualität der Speisen ist in Ordnung. Nicht überragend gut, aber auch nicht schlecht. Genau in der Mitte und einem Urlauber-Hotel angemessen. Es wird in Buffetform serviert, so dass all you can eat gilt. Anzumerken ist, dass das Personal sehr unterschiedlich eingestellt ist. Manche sind äußerst bemüht und serviceorientiert, andere muss man wiederholt ansprechen bis man mal eine Bestellung aufgeben kann.
Fazit: Urlaubsziel mit Einschränkungen
Zusammenfassend lässt sich das Canifor Hotel in Qawra nur mit Einschränkungen empfehlen. Die Lage mag auf den ersten Blick vorteilhaft erscheinen, doch bietet sie aufgrund des dichten Verkehrs und der fehlenden ruhigen Strände nicht die ersehnte Entspannung, die man sich von einem Mittelmeerurlaub erhofft. Wer Malta als Bade- und Entspannungsziel wählt, wird sich in Qawra möglicherweise fehl am Platz fühlen.
In den Sommermonaten sind in diesem Haus häufig Sprachschüler aus den verschiedensten Ländern untergebracht. Diese sorgen am Pool, im Speisesaal und überall sonst im Hotel durchaus für viel Lärm. Damit muss man umgehen können, aber es ist eigentlich völlig normal, wenn Kinder und Jugendliche in Gruppen unterwegs sind. Darauf, dass hier Sprachkurse durchgeführt werden bzw. die Schüler in diesem Haus untergebracht sind, wird übrigens nirgendwo explizit hingewiesen.
Wer jedoch Wert auf die Nähe zu Restaurants, Bars und die erschwingliche Preisklasse legt, wird sich im Canifor Hotel eher wohlfühlen. Besonders für Urlauber, die sich mit städtischem Trubel und überfüllten Strandabschnitten arrangieren können, ist das Hotel eine preiswerte Option im Herzen von Qawra. Jedoch bleibt zu bemerken, daß Malta viele andere Orte bietet, die dem Bild eines klassischen Mittelmeerurlaubs weitaus näherkommen – und diese liegen nicht in Qawra. Der „gehobenen Mittelklasse“ mag das Canifor Hotel mal angehört haben, aber die Zeiten sind schon lange vorbei. Wer weiß, vielleicht kommt man da mit einer Generalsanierung wieder hin?