Airbus A330 (Foto: Steffen Lorenz).
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Condor-A330: Im Trainingsmodus – zwischen Einweisung und „Austrian Delight“ Schnitzel

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Im Condor Airbus A330-200 von Palma de Mallorca nach Frankfurt.

„Und damit ist es 07:03, Guten Morgen Mallorca“, tönt es aus den Lautsprechern der gemieteten knallroten A-Klasse, als ich meinen Rucksack in den Kofferraum werfe. „Wir erwarten einen wunderschönen Tag mit Top-Temperaturen von bis zu 21 Grad und 11 Sonnenstunden auf der schönsten Insel der Welt“, berichtet der deutschsprachige Radiosender der Insel.

Das kleine Dorf im Osten der Insel ist noch in eine Mischung aus Morgentau und Nebel gehüllt, die Luft ist bereits herrlich. Seit mehr als 20 Jahren bin ich wie so viele Deutsche regelmäßig auf „des Deutschen liebster Insel“, die Abreise fällt jedes Mal aufs Neue schwer.

Nur wenige Orte in Europa bieten eine dermaßen große kulturelle Vielfalt an auf so eingeschränktem Raum wie Mallorca. Die exzellente, teils mehrmals tägliche Erreichbarkeit ab der DACH-Region mit einer kurzen Flugzeit von nur 1,5 bis maximal 2,5 Stunden Flug (je nach Abflugort) tun ihr übriges. Da gibt es Regionen in Deutschland, welche schlechter mit dem ÖPNV angebunden sind. Wenn man den zahlreichen Branchenexperten und Prognosen glauben darf, werden die Balearen und damit auch Mallorca 2022 ein großes touristisches Comeback feiern.

Die veröffentlichten Flugpläne und buchbaren Flüge sprechen 2022 sogar von 10% und mehr an Kapazitäten als im „Vor-Corona“ Jahr 2019. Keine spanische Region erwartet dieses Jahr größere Wachstumsraten, und die gerade zu Ende gegangenen Osterferien waren bereits ein erster Vorgeschmack. Bis zu 800 Starts- und Landungen pro Tag während der Osterfeiertage sowie zahlreiche Großraumjets auf dem Son Sant Joan Airport von Palma erinnerten mich an scheinbar längst vergangene Tage bei meiner Ankunft wenige Tage vorher. Eines dieser Großraumflugzeuge, welches über die Ostertage immer mal wieder am mallorquinischen Flughafen auftauchte, war ein 13 Jahre junger Airbus A330-200 mit der Seriennummer 975, seit wenigen Wochen unterwegs im Dienste der Condor.

Der Anfang 2009 bei Etihad Airways als „A6-EYR“ in Dienst gestellte, damals fabrikneue Airbus A330, wurde nach 10-jährigem Dienst in den Emiraten und mehr als 2-jähriger Standzeit seit Ende 2021 auf den Dienst bei Condor vorbereitet. Das in den Buchungssystemen des deutschen Ferienfliegers ein Airbus A330-200 auftaucht, ist zunächst einmal nichts Neues. So setzte Condor in der Vergangenheit bereits mehrfach direkt oder indirekt auf dieses Muster. Neben einer Handvoll A330-200 der damaligen „britischen Schwester“ Thomas Cook-UK, welche von Zeit zu Zeit im Einsatz waren, flog zeitweise sogar ein A330 mit Condor-Schriftzug und deutschen Crews im Netzwerk der Airline. Die meisten Fluggäste dürften auf ihren Flügen damit unter anderem nach Baltimore/USA, Cancun oder der Dominikanische Republik auf Anhieb also gar keinen Unterschied zur „wirklichen Condor“ festgestellt haben. Tatsächlich handelte es sich aber dabei um ein Flugzeug der britischen Airline „Air Tanker“, welche hauptsächlich für die britische Royal Air Force unterwegs ist und im Flottenportfolio aber eben auch drei „All-Economy“ A330-200 im Programm hat. Neben Condor (in der Vergangenheit) setzt z.B auch der britische Ferienflieger „Jet2“ von Zeit zu Zeit auf diese Widebodys, so auch diesen Sommer wieder auf Ferienflügen ab/an Manchester. Wenn aber am 15.Mai 2022, also in knapp 3 Wochen, erstmals ein Airbus A330-200 als DE2032 nach Seattle aus Frankfurt abheben wird, startet Condor ein neues, ein eigenes Kapitel.

Sowohl die derzeitigen Flüge auf der Kurzstrecke, als auch das ab Mai startende Programm der Langstrecke mit den Zielen Toronto, Punta Cana und eben Seattle, dies alles dient der Airline dabei als Training und Vorbereitung auf den im Herbst erwarteten neuen A330-900neo.

Der erste werksneue Jet hat vor wenigen Tagen auch den Paintshop verlassen und das auffällige neue gestreifte Design erhalten. Dieses Flugzeug sowie das derzeitige Training auf der A330 Operations läutet damit das von einigen als „längst überfällig“ bezeichnete Ende der Boeing 767 bei Condor ein. Doch was erwartet die Passagiere in den kommenden Wochen und Monaten auf den ehemaligen arabischen Airbussen, welche immerhin knapp 2 Jahre im Dienst der Neu-Isenburger stehen sollen. Zeit, sich diesen etwas genauer anzuschauen, bevor der Flieger auf interkontinentale Strecken geschickt wird.

Der Check-In

Condor nutzt am Flughafen Palma einen eigenen „fixen“ Check-In-Bereich, welcher separate Economy- und Business-Class-Schalter beinhaltet. Wirklich überrascht war ich, dass diese Area quasi über Nacht das neue Corporate Design hinter den Schaltern, auf Monitoren oder Absperrbändern beinhaltete; das ging wirklich für eine Außenstation sehr fix. Auch der gegenüberliegende Ticketschalter erstrahlte bereits im neuen gestreiften Design und rundete das Bild ab. Auffällig war, dass an den Check-In-Schaltern in A4 Größe ein laminiertes Infoblatt lag, welches die Vorteile der neuen Business Class speziell im A330 hervorhob, um potentielle Kunden zu einem spontanen Upgrade zu bewegen. Offenbar versucht man also, noch kurzfristige Zusatzerlöse in der A330-Ops in Palma mitzunehmen, nicht die schlechteste Idee.

Der Check-In verlief sowohl online als auch am Schalter sehr schnell und effizient. Eigentlich hatte ich bereits meine Bordkarte online erhalten.  Da diese aber den Zusatz „ADOC“ enthielt, ging ich davon aus, am Flughafen zusätzliche Dokumente „präsentieren“ zu müssen und da ich ohnehin noch einen Koffer aufgeben wollte, dieses Mal der „doppelte“ Check-In Prozess.

Die Sitze:

Anders als auf der regulären Boeing 767 Operation der Condor wird auf den mit A330 durchgeführten Langstreckenflügen keine Premium-Economy-Class Buchung angeboten. Da die Kabine und damit auch die Bestuhlung während des aktuell auf 2 Jahre befristeten Einsatzes bei Condor nicht verändert wird und Etihad Airways auf dem A330 keine Premium-Economy-Class angeboten hatte, wird auch Condor ein 2-Klassen-Modell, bestehend aus Economy- und Business Class, auf diesen Flügen anbieten.

Economy-Class

Ganz einfach zusammengefasst: Die Kabine ist nahezu unangetastet und 1:1 das vorherige Etihad-Produkt. Die Kabine wirkte sehr sauber und auch technisch einwandfrei. Alle Sitze haben ein schlichtes schwarzes Headrest Cover mit dem Condor-Logo erhalten. Neben dem neu angebrachten „FlyStream“ QR-Code Sticker und der Condor Safety Card als einzigem „Item“ in der Sitztasche ist nichts verändert worden. Die Economy-Kabine ist generell, mit Ausnahme einiger weniger Reihen am Ende der Kabine, in einer 2-4-2 Konfiguration verbaut.

Alle Sitze verfügen über einen extra „Cupholder“, Coat Hock, Traytable und einen In-Seat Monitor samt USB Port und PowerOutlet, eine Fernbedienung für das Entertainment und einen wirklich guten Sitzabstand. Alles in allem, dank der kompletten Übernahme des Etihad Produktes, eine absolut runde Sache. Im gesamten A330 wurden die vorherigen Logos von Etihad Airways durch Bilder von Condor Destinationen ersetzt. So stellt sich Tatsache schon mit dem Betreten des A330 ein Urlaubsgefühl ein. So sind in der D-AIYC unter anderem Bilder aus Gran Canaria, Korfu oder Seattle angebracht.

Business-Class

Wie auch in der Economy Class lässt Condor die Business-Class-Sitze prinzipiell unangetastet. Die insgesamt 19 Sitze, welche dem ein oder anderen Gast als „Air Berlin Business Class“ bekannt sein dürften, bieten von jedem Sitz aus direkten Zutritt zum Gang sowie ausreichende Staumöglichkeiten. Die Schalensitze sind in einer 1-2-1 Konfiguration angeordnet. Auch wenn der Sitz natürlich ein wenig in die Jahre gekommen ist, entspricht das Produkt dem weltweiten, aktuellen Standard. So lässt sich der Sitz per Knopfdruck in weniger als einer Minute in ein komplett flaches Bett mit einer vernünftigen Liegefläche verwandeln. Auch besteht die Möglichkeit, den Sitz nach eigenem Belieben in eine Relax-Position zu bewegen, Rückenlehne und Sitzfläche manuell nach vorn oder hinten zu verändern.

So lässt sich auch ein 11 Stunden Flug problemlos „überstehen“. Ein USB-Port befindet sich direkt neben dem Kopfhöreranschluss unterhalb der rechten Armlehne. Der große Monitor des Entertainments soll ab Beginn der Langstrecken Operation funktionieren. dieser ist derzeit, genauso wie Power Outlets vollständig deaktiviert gewesen.

Dafür wurde alternativ mit Condor FlyStream eine Entertainment Möglichkeit auf dem eigenen Endgerät initiiert. Wall und Spotlight funktionierten auf dem Testflug einwandfrei, genauso wie die Massagefunktion(en) des Sitzes. Alles in allem bleibt zu sagen, dass die Business-Class-Kabine insgesamt in einem sehr guten Zustand ist.

Tarife

Wie bereits erwähnt wird Condor auf allen auf dem Airbus 330 durchgeführten Flügen 2-Klassen anbieten. Hierbei ist auch die Tarifauswahl recht simpel und verständlich gehalten.

Der Economy Light beinhaltet lediglich ein kleines Handgepäck in der Größe eines Rucksackes 40x30x10cm, womit die meisten Rollkoffer aufgrund ihrer Maße ausscheiden dürften. Zu den Inklusivleistungen zählen ein Essen sowie Softdrinks und auch eine eingeschränkte Auswahl an In-Seat-Entertainment. Ein Online Check-In ist verpflichtend, da auch dieser, sofern erst am Flughafen durchgeführt, mit 25€ aufpreispflichtig ist.

Alle oben genannten Leistungen sind im Economy Class Tarif bereits inkludiert, ebenso der Airport Check-In sowie ein großes Handgepäck und Check-In-Gepäck. Aufpreispfichtig sind lediglich eine Umbuchung, falls gewünscht der Vorabend-Check-In mit 5€ sowie alkoholische Getränke an Bord.

Im Business Class Tarif sind neben dem Full-Flat Sitz 16 Kilo Handgepäck und 2 Aufgabegepäckstücke zu jeweils maximal 32 Kilo je Gepäck bereits inkludiert. Zusätzlich gibt es eine umfangreiche Menü- sowie Premium-Getränkeauswahl an Bord. Als Gast der „C-Class“ erhält man außerdem ein kleines „Willkommensgeschenk“, welches auf meinem Flug ein „Travel-Organizer“ war.

Auf den Langstreckenflügen wird zusätzlich ein „Refresh“ oder „Sleep Kit“ gereicht, welches sich der Gast aus verschiedenen Komponenten selber zusammenstellen kann, beides, meiner Meinung nach, ganz nette Marketingideen.Da Condor zwischenzeitlich auf fast allen Langstreckendestinationen inzwischen Partner hat, ist auch der Lounge-Zutritt fast überall möglich und inklusive.

Service an Bord

Auf den europäischen Business-Class-Strecken bietet Condor die Möglichkeit, ein Pre-Order-Essen kostenfrei aus mehr als 10 verschiedenen Optionen auszuwählen. Ich hatte mich für ein Schnitzel „Wiener Art“ mit Röstkartoffeln – von Condor als „Schnitzel Austrian Delight“ angeboten – entschieden. Dieses Gericht, in der Business Class bei Vorbestellung kostenfrei, kann übrigens auch in der Economy Class, dann aber zum Preis von 10,99€, geordert werden und war geschmacklich für ein Flugzeugessen hervorragend – ein echter Tipp – trotz des Bestecks aus Plastik.

Getränke wurden in der Business Class mehrfach angeboten, genauso wie Kaffee oder Tee nach dem Essen, wozu dann eine kleine Praline gereicht wurde. Alles in allem ein herzlicher und sehr freundlicher sowie aufmerksamer Service, die Crew hatte merklich Lust auf das neue Flugzeug und Produkt. Zum anderen waren insbesondere die beiden Flugbegleiter im vorderen Bereich wirkliche Gastgeber und das durch und durch – insgesamt ein wirklich toller, aber etwas zu kurzer Flug.

Wifi / Entertainment

Auch wenn die Etihad Airways A330 Flotte komplett mit Wifi ausgestattet war, ist dieses nun beim Einsatz bei Condor deaktiviert.  Condor hat sich dazu entschieden auf ein „Hub“ Konzept zu setzen und Entertainment Streaming auf den Flugzeugen anzubieten. Über einen QR Code, welcher auf allen Sitzen angebracht ist, wird der Zugang zum „Condor FlyStream“ detailliert erklärt.

Dieses System bietet auf dem eigenen Endgerät eine Auswahl an Filmen, Fernsehshows sowie Audiocontent. Zusätzlich ist über die „Ihr Flug“ – Funktion eine AirShow Map gegeben. Das In-Seat Entertainment ist auf den derzeitigen Europa-Flügen nicht freigegeben – in der Business Class waren Monitore und PowerOutlets ausgeschaltet.

In der Economy Class waren erstaunlicherweise die PowerOutlets und Monitore angeschaltet, diese zeigten aber den gesamten Flug über lediglich das Logo des Vorgängers Etihad Airways an. Eine Einschätzung der Entertainment Optionen ist daher nicht möglich.

Fazit:

Condor bereitet sich und die Crews innerhalb der gegebenen Mittel und Möglichkeiten professionell auf den Übergang auf die A330neo-Operation vor. Mit den ehemaligen Etihad A330 erhält man aus Gästesicht ein gutes, natürlich leicht in die Jahre gekommenes Produkt. Im Business-Class Bereich ist dank des Full Flat Bed‘s auf den angebotenen Routen eine durchaus komfortable Anreise möglich.

Mit dem ab Mai dann auch zur Verfügung stehenden In-Seat Entertainment, USB und PowerOutlets an jedem Sitz und einem von Etihad bekannten guten Sitzabstand sollte auch die Reise in der Economy Class angenehm vonstattengehen. Ein paar Wochen bleiben noch, um die kleineren „Schönheitsfehler“ anzugehen. So zum Beispiel das durchgehend zu sehende Etihad Airways Logo auf allen Economy-Class-Monitoren oder auch die automatischen arabischen Ansagen vom Band an Bord der „YC“, sobald die Anschnallzeichen eingeschaltet worden sind.

Das gesamte Produkt der europäischen Business Class ist ebenfalls absolut konkurrenzfähig, einzig das Besteck aus Plastik ist heutzutage unnötig, da gibt es mit Sicherheit andere Möglichkeiten. Ich habe über die Jahre X-Flüge mit Condor absolvieren dürfen, jeder einzelne davon mit äußerst herzlichen Gastgebern, welche mich in der Vergangenheit stets in der in die Jahre gekommenen Boeing Flotte begrüßen mussten.

Nun startet bei Condor Schritt für Schritt der Wechsel in ein neues Kapitel, weg vom amerikanischen Flugzeugbauer, hin zum Airbus A330neo. Und auf dieses Kapitel freue ich mich genauso, wie auf meinen nächsten Condor Flug, sobald der erste Neo dann in der Luft ist.

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