Mit der Corendon (eigenen) Boeing 737-800 ging es diesmal nach Nürnberg.
Kaum ein Tripreport hat im Anschluss eine solche Vielzahl an Reaktion hervorgerufen, wie der Tripreport vor einem halben Jahr über den maltesischen Ableger, der türkischen Corendon Airlines. Eine Airline(gruppe), welche auch in diesem Sommer durch eine gewaltige Expansion der eigenen Operation im Fokus bleibt.
Kaum eine andere Airline hierzulande verfügt zurzeit über eine derart, spannende Bandbreite an Wetlease- und Subcharterflugzeugen, um diese ehrgeizigen Wachstumspläne auch zu stemmen. Egal ob Boeing 737-800 der ukrainischen SkyUp, Airbus A320 der dänischen DAT, oder der neuste Coup ein Airbus A330-302 der maltesischen GetJet Tochter – AirHub Airlines, zu Beginn der Sommersaison 2022, bestand die eingesetzte Corendon-Flotte zu fast 50%(!) aus angemieteten Flugzeugen.
Aber auch in der eigenen Flotte kam in den vergangenen Monaten Bewegung hinein, so setzt der türkische Mutterkonzern inzwischen insgesamt 6 neue – Boeing 737max8 ein. Dies bringt zum einen inzwischen ein wenig Entlastung in die, in diesem Jahr, heftige Sommer-OPS mit einer Vielzahl an inkonstanten und zum anderen reduziert es zwischenzeitlich auch ein wenig den Einsatz der kostspieligen Subcharter.
Somit stellte sich zum Zeitpunkt der Buchung dieses Fluges ins fränkische Nürnberg die spannende Frage, welche Airline und welches Flugzeug auf dem gebuchten Flug wohl eingesetzt werden würde. Am Ende blieb es erfreulicherweise bei einer konzerneigenen Boeing 737-800, mit der Kennung 9H-TJB, des maltesischen Ablegers „Corendon Europe Airlines“, einer in Deutschland altbekannten Maschine.
Der gebuchte Tarif
Corendon hat sein Buchungssystem seit dem letzten Flug im Winter nicht umgestellt und bietet somit bis jetzt, auch im „Eco-Tarif“ noch die Chance zur Mitnahme eines größeren Handgepäcksstückes (Trolleys) an. In Zeiten wo sämtliche LCC dies nur noch gegen einen weiteren Aufpreis ermöglichen (Speedy/Priority/etc.) ein positiv zu bewertender Aspekt.
Da im Eco-Tarif allerdings keinerlei Aufgabegepäck (Check-In) enthalten ist, muss jedoch in bester „Low-Cost-Manier“ vorab Online eingecheckt werden, andernfalls wird eine (Straf-) Gebühr von 10€ pro Person und Strecke am Schalter fällig. Bei den beiden anderen Tarifen auf der Corendon Homepage (Flex&Premium), sowie bei der Buchung über einen Veranstalter ist der Schalter Check-In, dank Aufgabegepäck meistens inklusive.
Das Flugzeug
Wie eingangs erwähnt wurde der Flug dieses Mal mit der 15 Jahre jungen „9H-TJB“, einer Boeing 737-800 der maltesischen Corendon Airlines Europe durchgeführt, welche sich bereits seit Mai 2019 in den Diensten der Airline befindet. Das Flugzeug, welches in der Vergangenheit bereits einige Jahre als D-AXLD ab/an Deutschland im Einsatz war, machte optisch einen sauberen und vernünftigen, wenn auch von Corendon gewohnt, unspektakulären Eindruck. So waren auch in der -TJB blaue Ledersitze ohne jeglichen Schnick-Schnack verbaut. Wer WLAN/Entertainment oder USB-Anschlüsse sucht, wird bei Corendon auch weiterhin nicht fündig.
Der Service an Bord
Die freundliche, aber auch auf diesem Flug nicht deutschsprachige Cabin Crew, war vom ersten Moment an sehr freundlich und aufmerksam. Während des zweimaligen F&B-Verkaufs, welcher bedingt durch die recht niedrige Auslastung zügig durchrollte, blieb dabei immer wieder Zeit für einen kleinen englischen Small-Talk, sofern der Mitreisende sich auch dazu in der Lage zeigte.
Nach einem Blick auf die aktuelle Menükarte und meinem Handy zum Vergleich, zeigt sich sehr schnell, dass Corendon bis auf wenige Ausnahmen die Preise stabil gehalten hatte.
Entweder war die Karte samt der dazugehörigen Preise noch vor der inzwischen deutlich an Fahrt aufgenommen Inflation gedruckt worden oder man hat längerfristige Einkaufspreise am Markt vereinbart. So sind die Preise für nahezu alle Soft-Drinks, Kaffee & Tee stabil und gleichgeblieben, lediglich der um gleich 1€ angehobene Preis eines Kindertrinkpäckchens von 2€ auf 3€ fiel mir dabei direkt in Auge. Für eine 0,2L Capri-Sun ordentlich.
Im Bereich der Snacks und der Sandwiches an Bord wurde ebenfalls einige kleinere saisonale Veränderungen vorgenommen. Bei Preisen von 6€ für ein Sandwich (gleichbleibend) zum Winter dürfte aber generell bei einigen Reisenden bereits eine gewisse Schmerzgrenze erreicht sein, da sich dieser Preis doch schon am oberen Ende befindet.
Der Flug
Auffallend war die erneute sehr schwache Auslastung von deutlich weniger als 50% und damit bereits das zweite Mal in Folge für mich. Inmitten der Haupturlaubssaison und Sommerferien in mehr als drei Viertel aller deutschen Bundesländer zu diesem Zeitpunkt im Juli durchaus ungewöhnlich, wenn auch Bayern selbst noch nicht in den Ferien war. Somit blieb mehr als genügend Platz und trotz der automatischen Sitzplatzzuweisung im Online-Check-In vorab, am Ende eine ganze Reihe für mich allein. Erst kürzlich wurde durch einen Aviation.Direct-Bericht bekannt, dass Corendon zahlreiche Strecken ab vielen deutschen Airports vorzeitig einstellen bzw. reduzieren wird.
Das auf diesem Flug eingesetzte Flugzeug hatte in den vergangenen 24-Stunden vor diesem Abflug bereits einen erstaunlich vollgepackten Flugplan hinter sich gebracht. Hier kommt der Standortvorteil der Stationen ohne Nachtflugverbot wie Hannover, Münster oder Nürnberg zum Tragen. Während die Boeing 737 am Tag in Richtung Griechenland, Portugal oder Spanien abhebt, erfolgt ein zusätzlicher Flug am späten Abend / durch die Nacht in Richtung Türkei, bevor es am nächsten Morgen von vorne losgeht.
Daher waren die knapp 30 Minuten, die die Maschine „verspätet“ aus Nürnberg eintraf völlig in Ordnung und auch die Ankunft am fränkischen Airport erfolgte in derselben Spanne. In Zeiten, an denen man bis zu zwei Stunden im Anschluss an manchem Flughafen auf sein Gepäck warten muss, hatte ich die Zeit locker wieder drin, als bereits wenige Minute später mein Koffer auf dem Gepäckband erschien und ich meinen Weg in Richtung Ausgang machen konnte.
Fazit:
Corendon bleibt eine einfache und sympathische Alternative für den Abflug „vor der Haustür“ zu oftmals günstigen Preisen. Auch auf diesem, ruhigen und angenehmen Flug fiel die Crew durch einen freundlichen und angenehmen Service auf. Die Preise an Bord für Getränke und Snacks sind in der laufenden Sommersaison zu weiten Teilen stabil geblieben und bewegen sich weiterhin im guten, normalen Mittelfeld.
Auch wenn in der vergangenen Woche die Meldung über umfassende Streichung bei Corendon durch die Branchen-News ging, bleibt Corendon für Veranstalter und Flughäfen vorallem eines, ein durchaus zuverlässiger Partner. Sicherlich gibt es auch hier wie diesen Sommer überall (von A bis Z) vereinzelt Ausnahmen, gar keine Frage, dennoch sollte man im Gesamtbild betrachtet sehen, dass Corendon eine größtenteils saubere Performance abliefert. Dies ist in Anbetracht der sportlichen Expansion und der Probleme an Europas Flughäfen diesen Sommer fast schon ein wenig verwunderlich.
So zeigt ein einfacher Blick in eine der gängigen Apps zum Tracking des „Live-Luftverkehr“, dass die rot-weißen Jets, 24 Stunden rund um die Uhr unterwegs sind. Egal ob von Amsterdam, Paris, London oder den mehr als 20 Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden im Umkreis von 5 Stunden alle wichtigen Urlaubsziele angesteuert. Interessant bleibt der Aspekt des auf 18 Monate abgeschlossenen Wetlease-Einsatzes, des Airbus A330-300. Hiermit bietet sich erstmals die Möglichkeit auch einen der 30 „Comfort Class“ Seats im vorderen Bereich (in einer 2-2-2 Konfiguration) zu buchen.
Sollte Corendon also im kommenden Winter seinen Plan in die Tat umsetzen, mit diesem Flugzeug auch Langstreckenziele z.B in der Karibik ab Deutschland anzusteuern, könnte man sich dieses Flugzeug bei attraktiver preislicher Gestaltung und passender Flugzeiten durchaus aus der Nähe anschauen. Ich persönlich werde auch weiterhin Corendon mit seinem Konzept, auch ausdrücklich auf Regioairports zu setzen, im Auge behalten.
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