Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen kritisiert den neuerlichen Warnstreik, u dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat, heftig. Dieser findet in Frankfurt, Berlin, Bremen, Hamburg, Hannover, Stuttgart, Düsseldorf und Köln/Bonn statt und wird nach Ansicht des ADV auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen.
Im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten werden in Deutschland im Regelfall die Sicherheitskontrollen nicht von den Flughäfen selbst organisiert, sondern obliegen der Bundespolizei. Diese führt die “Siko” natürlich nicht selbst durch und beauftragt daher speziell zertifizierte Sicherheitsfirmen als Subunternehmer. Meistens beaufsichtigt mindestens ein uniformierter Beamte die Arbeit der sogenannten Luftsicherheitsassistenten In Frankfurt am Main kommt es – erstmalig in Deutschland – zu einer Änderung, denn dort darf der Flughafen die Kontrollen selbst durchführen. Derzeit befindet man sich in einer Übergangsphase.
In anderen Ländern, beispielsweise in Österreich, muss die Kontrolltätigkeit vom jeweiligen Airportbetreiber selbst gestellt werden. Die Aufsicht darüber übt die lokal zuständige Landespolizeidirektion aus. Es gibt allerdings auch Staaten, in denen die Sicherheitskontrollen komplett von Behörden gestellt werden.
In Deutschland besteht die Kernproblematik darin, dass die Siko-Mitarbeiter keine Spitzenverdiener sind und noch dazu die Jobs aufgrund des Umstands, dass die Bundespolizei bzw. das jeweils übergeordnete Regierungspräsidium regelmäßige Neuausschreibungen machen muss, nicht wirklich dauerhaft stabil. Aus Kreisen der Gewerkschaft ist immer wieder zu hören, dass es bei den Subunternehmern oftmals akuten Personalmangel gibt und die öffentliche Hand darauf wenig bis gar nicht reagiert. Die Folgen daraus: Starke Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter und gegebenenfalls lange Wartezeiten für die Passagiere.
ADV kann Streik nichts abgewinnen
Die Forderung von Verdi ist eindeutig: Man will mindestens einen Euro mehr pro Arbeitsstunde für die Sicherheitsmitarbeiter erreichen. Die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite sind aber festgefahren und die Darstellungen warum das so ist weichen stark voneinander ab. Die Gewerkschaft organisiert daher in mittlerweile regelmäßigen Abständen Warnstreiks, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. Das passt der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verkehrsflughäfen, die aufgrund der im zweiten Absatz geschilderten Konstellation keine Tarifpartei ist, nicht in den Kram.
„Ein flächendeckender, ganztägiger Warnstreik mit kürzester Vorwarnung sprengt jegliches Maß des Erträglichen. Eine Zumutung für zehntausende Reisende und für die weiterhin von coronabedingten Verlusten gebeutelte Luftverkehrswirtschaft”, so ADV-Hauptgeschäftsführer Jörg Beisel. Die Gewerkschaft schwächt damit den Flughafenstandort Deutschland. Wenn es so weitergeht mit den ausufernden Streiks, dann sind alle ohnehin langsamen Erholungstrends einer wirtschaftlichen Konsolidierung der Flughäfen der vergangenen Monate vergebens. Ver.di lässt erneut die Muskeln spielen. Die Frage ist, zu welchem Preis. Die Flughäfen sind nicht Tarifpartner, sie sind jedoch von den wirtschaftlichen Konsequenzen unmittelbar betroffen.“
Airports gehen von massiven Einschränkungen aus
Der vom Streik betroffene Flughafen Köln/Bonn – ebenfalls kein Tarifpartner – teilte unter anderem mit: “An den Fluggastkontrollen wird es voraussichtlich zu deutlichen Verzögerungen kommen. Reisende, die für den 22. März 2022 einen Flug ab Köln/Bonn gebucht haben, werden dringend gebeten, sich frühzeitig und insbesondere vor der Anreise zum Flughafen bei ihren Fluggesellschaften oder den Reiseveranstaltern über den Status ihres Fluges zu erkundigen. Um die Kontrollprozesse zu beschleunigen, sollten Fluggäste grundsätzlich ihr Handgepäck auf nur das Nötigste beschränken. Insgesamt stehen für Dienstag (22.3.) in Köln/Bonn planmäßig 123 Passagierflüge auf dem Flugplan (60 Abflüge, 63 Ankünfte). Der Flughafen erwartet demzufolge planmäßig rund 12.000 Fluggäste.”
In Hamburg geht man davon aus, dass der Großteil der Abflüge ausfallen wird. Geplant waren für Dienstag 88 Starts. Ankünfte sollen weiterhin möglich sein. Im Süden, in Stuttgart, rechnet man ebenfalls mit erheblichen Einschränkungen: “Fluggäste in Stuttgart müssen deshalb mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen. Passagieren wird dringend empfohlen, unbedingt vor der Fahrt zum Flughafen den Status ihres Fluges zu checken. Viele Airlines müssen infolge der Streikankündigung Flüge verlegen oder streichen. Generell sollten Passagiere mehr Zeit vor dem Abflug einplanen und so wenig Handgepäck wie möglich mitnehmen.Auf der Website des Flughafens werden die Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen in allen Terminals angezeigt. Die Passagierkontrolle im Terminal 1 ist derzeit wegen Umbau geschlossen, Fluggäste können die Kontrollstelle in Terminal 3 nutzen. Der Flughafen bedauert die Beeinträchtigungen, die den Fluggästen durch den wiederholten Streik entstehen”.