Bereits seit einigen Monaten bahnt sich an, dass die EU-Kommission den Einstieg von Lufthansa bei Ita Airways, der in mehreren Schritten in einer vollständigen Übernahme münden soll, möglicherweise nicht ohne erhebliche Auflagen bewilligen wird. Nun fordert die Wettbewerbsbehörde Konkurrenten zu Stellungnahmen auf.
Erst kürzlich haben verschiedene Gewerkschaften einen Appell an die europäischen Wettbewerbshüter gerichtet, in dem vereinfacht gesagt gefordert wurde, dass der Deal so rasch wie möglich und mit so wenigen Auflagen wie möglich durchgewunken werden soll. Hintergrund ist, dass vor der offiziellen Anmeldung durch Lufthansa eine Art Vorverfahren geführt wurde und durchgesickert ist, dass die EU-Kommission erhebliche Auflagen machen könnte. Genannt wurden beispielsweise die Abgabe von Start- und Landerechten im Transatlantikverkehr ab Deutschland, aber auch an den italienischen Airports Rom-Fiumicino und Mailand-Linate auf der Kurzstrecke. Besonders der Verkehr zwischen Italien und Deutschland sowie Italien und der Schweiz scheint genau unter die Lupe genommen zu werden, denn auf manchen Routen gibt es nur wenig oder gar überhaupt keinen Wettbewerb.
Es geht auch um insgesamt sechs Routen, auf denen es überhaupt keinen Wettbewerb gibt. Diese knüpfen an die Ita-Drehkreuze Mailand-Linate und Rom-Fiumicino sowie die Lufthansa-Hubs Frankfurt und München und das Swiss-Drehkreuz Zürich. Diese Strecken scheinen unter besonderem Augenmerk der EU-Kommission zu stehen. Es ist aber fraglich, ob es überhaupt andere Airlines gibt, die sich für das Fliegen auf diesen Strecken, die bereits jetzt häufig von Umsteigern genutzt werden, interessieren.
Die EU-Kommission teilte offiziell mit, dass man davon ausgeht, dass nach vorläufiger Prüfung der beabsichtigte Deal unter die so genannte Fusionskontrollverordnung fallen könnte. Daher hat man nun Mitbewerbern die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Diese können ihre Statements, in erster Linie dürfte es dabei um Einwände gehen, bis zum 18. Dezember 2024 in Brüssel bei der Behörde einreichen.
Die Wettbewerbshüter müssen bis zum 15. Jänner 2024 verkünden, ob der Einstieg von Lufthansa bei Ita Airways – gegebenenfalls unter Auflagen – freigegeben wird oder aber ob ein vertieftes Prüfverfahren eingeleitet wird. Dieses hätte eine Frist von drei Monaten. Zuletzt wurde der italiensiche Carrier, der als finanziell schwach aufgestellt gilt, von der italienischen Regierung mit einer Art Überbrückungskredit versorgt.
Lufthansa beabsichtigt zunächst als Minderheitsgesellschafter mit 41 Prozent einzusteigen. Geplant ist, dass im Jahr 2025 auf 90 Prozent aufgestockt wird, sofern es gelingt Ita Airways profitabel zu machen. Die vollständige Übernahme strebt man bis 2033 an. Voraussetzung dafür ist, dass wirtschaftliche Ziele, die mit der italienischen Regierung als Verkäufer vereinbart wurden, erreicht werden. Das Übernahmemodell ist an jenem von Brussels Airlines angelehnt, denn auch hier ist Lufthansa zunächst mit einer Minderheit eingestiegen und hat Schritt für Schritt den Anteil auf 100 Prozent erhöht.