Seit einigen Wochen ist Nils Witt alleiniger Geschäftsführer des Klagenfurter Flughafens, der von der Coronakrise ebenfalls hart getroffen wurde. Temporär musste der Airport die Betriebszeiten stark einschränken, da das Linienflugangebot nur sehr spärlich war. Die Business Aviation kritisierte diesen Schritt.
Im zweiten Teil der Mini-Serie spricht Aviation.Direct mit Nils Witt über Maßnahmen, die nun gesetzt werden müssen, um der Luftfahrt das Überleben ermöglichen zu können. Auch gibt der Manager einen Einblick in die schwierige Zeit des Lockdowns und ist davon überzeugt, dass der Flughafen Klagenfurt die Krise gestärkt meisten wird. Zum Nachlesen: Im ersten Teil der Miniserie sprach Aviation.Direct mit Salzburg-Chefin Bettina Ganghofer.
Aviation.Direct: Welche Schritte müssen Regierungen und die EU setzen, um der Luftfahrt- und Touristikbranche das Überleben und Comeback ermöglichen zu können?
Nils Witt: Der österreichischen Luftverkehrswirtschaft kommt – und das natürlich nicht nur in Bezug auf touristische Aspekte – eine unverzichtbare infrastrukturelle Bedeutung zu. Die COVID-19 Pandemie hat existentielle Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette dieses Sektors, vor allem auch auf Flughäfen, die ein integraler Bestandteil der Prozessketten von Privat- als auch Geschäftsreisen sind. Aus unserer Sicht wäre es notwendig, das Thema der Reisebeschränkungen auf EU-Ebene zu vereinheitlichen, um ein gewisses Maß an Planbarkeit für Reisende, Fluggesellschaften und damit auch Flughäfen wiederherzustellen. Die derzeitige Situation führt zu einer massiven Verunsicherung in Herkunfts- als auch Quellmärkten. Weitere Maßnahmen, wie auch bereits z.B. vom ÖLFV dargelegt, sollten u.a. eine verlängerte Aussetzung der sogenannten Slot-Regelung oder auch zielgerichtete finanzielle Unterstützungsmaßnahmen auf regionaler, nationaler und EU-Ebene beinhalten, um den Wiederaufbau der österreichischen und europäischen Luftverkehrsnetze koordiniert zu ermöglichen und die Existenz der Flughäfen zu sichern.
Aviation.Direct: Einige Airlines und die IATA plädieren dazu, dass vor dem Abflug Schnelltests durchgeführt werden sollen. Diese könnten beispielsweise im Zuge der Sicherheitskontrolle gemacht werden. Was halten Sie von der Durchführung von Schnelltests vor jedem Abflug und wie könnten diese bei Ihnen umgesetzt werden?
Nils Witt: Die Implementierung von Schnelltests auf den österreichischen Regionalflughäfen ist grundsätzlich ein Thema, das bei den zuständigen Behörden angesiedelt ist. Generell würden Tests voraussichtlich das Sicherheitsgefühl der Reisenden erhöhen und somit auch zu einer Stimulation des Reiseverhaltens beitragen können, wenngleich die Durchführung einen deutlichen operationellen Mehraufwand bedeuten würde. Im Anlassfall wird der Airport Klagenfurt einen derartigen Prozess bestmöglich unter Einbindung aller Beteiligten in die bestehenden Abläufe integrieren. Unser Bemühen ist es ganz klar, unseren Kunden, allen Beschäftigten am Standort und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern größtmögliche Sicherheit in allen Bereichen zu bieten.
Aviation.Direct: Bitte beschreiben Sie ein wenig wie Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den plötzlichen Quasi-Stillstand der Luftfahrt erlebt haben und was welche Gefühle und Gedanken hatten Sie? Wie war die Stimmung bei Ihnen als der Flugverkehr nach und nach wieder angelaufen ist?
Nils Witt: Das Team des Airport Klagenfurt wird, das ist meine Überzeugung, gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Diese noch nie dagewesene Situation hat von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große Flexibilität und emotionale Belastbarkeit gefordert. Gleichzeitig haben wir COVID-19 auch als Anlass genommen, uns intern auf allen Ebenen weiter zu optimieren, Einsparungspotenziale zu erarbeiten und neue Sichtweisen zuzulassen. Der starke Rückhalt, den wir als Unternehmen seitens unserer Eigentümer erfahren, ist die Basis für die weitere positive Entwicklung unseres Airports.