Weil sich ein Gewerkschaftsfunktionär der spanischen USO Illes Balears weigerte einen Kollegen zu denunzieren, bekam er von Lauda Europe die Kündigung ausgesprochen. Laut Arbeitnehmervertreter steckt dahinter, dass aufgrund des Bezahlungssystems ratsuchend an den Betriebsrat gewandt hatte und nachdem dieser sich strikt weigerte die Identität des Mitarbeiters preiszugeben, wurde einfach der Arbeitnehmervertreter vor die Tür gesetzt.
Die Fluggesellschaft Lauda Europe führte per 1. Jänner 2021 an der Basis Palma de Mallorca ein neues Lohnsystem ein. Dieses setzt sich – wie zuvor auch – aus einem Grundlohn und flugstundenabhängiger Bezahlung zusammen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde im Winter wenig geflogen, so dass viele Flugbegleiter nur den Grundlohn überwiesen bekommen haben. Auf der Insel Mallorca sind die Wohnungsmieten sehr hoch, so dass für viele sprichwörtlich eng wurde.
Im aktuellen Fall soll sich der Arbeitnehmervertreter zusätzlich in Elternschutz befinden, weshalb laut Gewerkschaft eine Kündigung gar nicht zulässig sein soll. Dementsprechend zieht man nun gegen die Auflösung des Arbeitsvertrags vor Gericht. Mal wieder, denn USO führt sowohl gegen Konzernmutter Ryanair als auch gegen die Töchter Laudamotion und Lauda Europe diverse Verfahren.
Zahlreiche Gerichtsverfahren in Spanien anhängig
Unter anderem wirft man vor, dass rund um die Corona-Pandemie die Löhne unrechtmäßig gekürzt worden sein sollen. Weiters nahm Lauda Unterstützung aus dem ERTE-Programm, das mit der österreichischen Kurzarbeit vergleichbar ist, in Anspruch. USO wirft vor, dass man im vergangenen Sommer als Laudamotion das spanische Personal lieber am Boden gelassen hat und stattdessen Flugbegleiter und Piloten aus Deutschland und Österreich eingeflogen hat. Der Vorwurf: So wurden die Spanier weiterhin vom lokalen Arbeitsamt bezahlt und die Airline habe dadurch erhebliche Kosten eingespart. Laut USO soll die spanische Arbeitsaufsicht die Vorgänge prüfen.
Auch läuft derzeit in Spanien eine Klage vor dem Arbeitsgericht, die feststellen soll, dass ein Betriebsübergang von Laudamotion auf Lauda Europe vorliegt. Firmenchef David O’Brien gab sich in diesem Zusammenhang im Gespräch mit Aviation Direct gelassen. Der Ausgang des langwierigen Gerichtsverfahrens ist noch offen. Auch in Österreich und Deutschland sind vergleichbare Klagen vor den Arbeitsgerichten anhängig.
Gewerkschaft hält Flugbegleiter-Löhne für zu niedrig
Die Gewerkschaft USO kritisiert das am 1. Jänner 2021 eingefühlte Bezahlungssystem für Flugbegleiter generell, denn der durchschnittliche Brutto-Lohn soll nur knapp über dem spanischen Mindestlohn liegen. Unter Hinweis darauf, dass eine Einpersonen-Wohnung auf Mallorca rund 500 bis 600 Euro pro Monat kostet, soll den Junior-Flugbegleitern nur sehr wenig zum Leben übrigbleiben. Die Corona-Pandemie führte in den letzten Monaten dazu, dass mangels Flugstunden angeblich sogar Gehälter unter dem Mindestlohn ausbezahlt worden sein sollen.
Dazu ein Vertreter der USO-Illes Balears: „Die ungerechtfertigte Entlassung eines Kollegens aufgrund der gewerkschaftlichen Tätigkeit gegen prekäre Arbeitsbedingungen bei Lauda Europe wird vor Gericht gebracht. In vielen Fällen wird der gesetzliche Mindestlohn nicht erreicht. Auch das lassen wir gerichtlich überprüfen. Sicherheit und kontinuierliche Weiterbildung erfordern ein hohes Maß an Spezialisierung. Im 21. Jahrhundert sollte für gewerkschaftsfeindliche Haltungen wie diese kein Platz sein“.