Norwegen: Billigflieger Flyr braucht dringend frisches Geld

Boeing 737 Max (Foto: Steffen Lorenz).
Boeing 737 Max (Foto: Steffen Lorenz).

Norwegen: Billigflieger Flyr braucht dringend frisches Geld

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Die norwegische Billigfluggesellschaft braucht frisches Geld. Über eine so genannte Privatplatzierung von Aktien will man rund 530 Millionen Norwegische Kronen (rund 52 Millionen Euro) erlösen. Der Carrier musste zuletzt einen Quartalsverlust in der Höhe von umgerechnet etwa 22,6 Millionen Euro verkünden.

Über das laufende Jahr 2022 gesehen summierte sich der Fehlbetrag auf 723,5 Millionen Euro (etwa 70,7 Millionen Euro). Der Nettoverlust lag im dritten Quartal 2022 bei umgerechneten 44,28 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres häufte man ein Minus von 107,5 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Der Betriebsverlust des Vorjahres wurde mit 41,7 Millionen Euro ausgewiesen. Der Nettoverlust lag bei etwa 42,7 Millionen Euro.

Angesichts der desaströsen Finanzzahlen ist es nicht verwunderlich, dass Flyr das Angebot im Winterflugplan 2022/23 massiv reduziert hat. Kürzlich wurde bekannt, dass nur wenige Flugzeuge abheben werden und man in etwa die Hälfte aller Strecken – zumindest vorläufig – gestrichen hat. Selbstredend hat das auch Auswirkungen auf die Mitarbeiter. Zuletzt hatte man im Oktober 2022 rund 186.600 Passagiere.

Norwegischer Konsumentenschutzverband warnt vor möglicher Insolvenz

Der norwegische Konsumentenschutz sprach eine öffentliche Warnung vor Ticketbuchungen bei der Fluggesellschaft Flyr aus. Man empfiehlt, dass man den Dienstag abwarten solle, da sich angeblich dann entscheiden soll, ob das Unternehmen weiterbesteht oder gar Konkurs anmelden muss.

Gegenüber E24 sagte Konsumentenschützer Thomas Iversen unter anderem: „Wenn Sie sich für eine Reise mit Flyr entscheiden, müssen Sie daran denken, mit Kreditkarte zu bezahlen“. Er spielt weiters darauf an, dass häufig Reiseversicherungen enthalten sind und bei Nichterbringung der Leistung, beispielsweise wegen der Insolvenz, Möglichkeiten zur Rückholung des Geldes im Rahmen der Chargeback-Verfahren besteht.

Während der Konsumentenschutz von Norwegen daran zweifelt, dass Flyr bis Dienstag über die Ausgabe neuer Aktien rund 400 Millionen Norwegische Kronen einsammeln kann und befürchtet, dass im Falle des Nichtgelingens die Insolvenz droht, ist man seitens des Carriers zuversichtlich. Finanzchef Brede Huser sagte unter anderem: „Auf der Grundlage des Feedbacks, das wir von unseren Finanzberatern erhalten haben, und der Investorengespräche, die wir in den letzten Wochen selbst geführt haben, ist der Betrag von 430 Millionen und der niedrige Zeichnungspreis genau das, was wir brauchen, um das Geld aufzubringen“.

Hälfte der Belegschaft über den Winter zum Arbeitsamt geschickt

In der offiziellen Kommunikation des Billigfliegers Flyr ist stets die Rede davon, dass man im Winter 2022/23 den Cashburn um etwa 400 Millionen Norwegische Kronen (rund 39,1 Millionen Euro) reduzieren muss und daher den Flugbetrieb deutlich einschränken muss. Jene Mitarbeiter, die man während der Winterflugplanperiode 2022/23 nicht benötigt, sollen auch kein Gehalt bekommen. Formell beendet man die Dienstverhältnisse und schickt diese nach dem Vorbild saisonaler Branchen zum Arbeitsamt. Einige berichten, dass sie Wiedereinstellungszusagen ausgehändigt bekommen haben wollen, sich jedoch einen anderen Arbeitgeber suchen wollen und Flyr den Rücken kehren werden.

Flyr, das sich gerne auch aus hippes Start-Up gibt, hat trotz hoher Nachfrage im dritten Quartal 2023 einen erheblichen Verlust eingeflogen. Das liegt auch daran, dass man den Treibstoff zum tagesaktuellen Pumpenpreis beziehen musste, denn Fuel Hedging hat man keines betrieben. Nach und nach dürfte dem Unternehmen schlichtweg das Geld ausgehen, weshalb man versucht sich über die Ausgabe zusätzlicher Aktien, die drastische Einschränkung des Flugbetriebs sowie der Kündigung von etwa der Hälfte der Belegschaft über den Winter zu bringen. Die Strategie ist aber auch riskant, denn Luftfahrtpersonal ist schwer zu bekommen und das Vertrauen in einen zuverlässigen Arbeitgeber wird nicht gerade durch das „über den Winter zum Arbeitsamt schicken“ gestärkt.

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