Russischen Fluggesellschaften sollen seit dem Beginn der Sanktionen, die als Reaktion auf den kriegerischen Überfall gegen die Ukraine eingeführt wurden, im Ausland 76 Verkehrsflugzeuge beschlagnahmt worden sein sollen. Diese Anzahl nennt Verkehrsminister Witali Saweljew.
Es lässt sich nicht nachprüfen, ob die vom russischen Regierungsmitglied genannte Stückzahl korrekt ist oder nicht. Der Minister sprach im Gespräch mit russischen Medien explizit von Maschinen, die beispielsweise zu Wartungszwecken vorübergehend außerhalb der Russischen Föderation waren.
Auf Flugzeuge, die im Rahmen eines Linienfluges nach dem Beginn der Sanktionen einen ausländischen Airport angesteuert haben und dort, beispielsweise auf Betreiben von Leasinggebern, an die Kette gelegt wurden, ging Saweljew, der früher Konzernchef von Aeroflot war, gar nicht ein.
Erstmals räumte ein hochrangiges Regierungsmitglied Russlands ein, dass die westlichen Sanktionen dazu geführt haben, dass ein erheblicher Teil der russischen Verkehrsflugzeugflotte “in ihrer Betriebsfähigkeit enorm eingeschränkt ist”. Dabei soll es nicht nur darum gehen, dass Boeing und Airbus keine Dienstleistungen mehr erbringen, sondern auch um den simplen Grund, dass viele Staaten wegen der Gefahr, dass Leasinggeber die sofortige Pfändung durchsetzen würden, nicht angesteuert werden können.
Vor dem Einmarsch in die Ukraine hatten viele russische Carrier ihre westlichen Maschinen unter anderem aus steuerlichen Gründen, aber auch auf Druck der Lessoren, weil es gegenüber der russischen Zivilluftfahrtbehörde Vorbehalte gab, in Irland und auf den Bermuda Inseln registriert. Die dortigen Ämter haben mit Beginn der Sanktionen die entsprechenden Registrierungen suspendiert. Im Expresstempo wurden die Maschinen ohne die Zustimmung der Eigentümer ins russische Register überführt. Dies wird international als illegal betrachtet und in vielen Staaten droht die Beschlagnahme des Fluggeräts.
Laut Saweljew können mit den Maschinen, die aus Sicht vieler Leasinggeber “staatlich geklaut wurden”, seit November 2023 nur noch elf Staaten angesteuert werden. Diese hätten gegenüber der Regierung der Russischen Föderation schriftliche Garantien abgegeben, dass man die Maschinen nicht beschlagnahmen wird und Rechtshilfeersuchen, die aus den Ländern der Leasinggeber eingehen würden, keine Folge leisten werde.