Mit Leiharbeitern aus der Türkei wollten Deutschlands Flughäfen die akuten Personalprobleme „zwischenlösen“. Das Projekt entwickelt sich immer mehr zu einem Problem, denn während der Hauptreisezeit können diese gar nicht mehr eingesetzt werden. Fraport geht davon aus, dass das erste Leasingpersonal nicht vor September 2022 arbeiten darf. Nun gibt es auch noch Widerstand aus der Türkei.
Mit der türkischen Staatsführung scheinen weder die Branchenverbände noch die deutsche Bundesregierung gesprochen zu haben. Ursprünglich teilte die Standesvertretung kryptisch mit, dass man einen Anbieter von Leihpersonal an der Hand habe, der kurzfristig rund 2.000 Arbeiter bereitstellen könne. Diese sollten gute Deutschkenntnisse haben und schon über alle Sicherheitsbescheinigungen verfügen.
Dass diese Ankündigung mehr „heiße Luft“ als ernsthafte Hoffnung auf Entlastung für die Festangestellten in Deutschland war, dürfte spätestens dann klar gewesen sein als bekannt wurde, dass jeder einzelne Leiharbeiter aus der Türkei die Schulungen und Sicherheitsüberprüfungen in Deutschland durchlaufen muss. Weiters müssen Arbeitsvisa über die zuständige Botschaft bzw. das zuständige Konsulat beantragt werden. Die Bürokratie nimmt viel Zeit in Anspruch und unter anderem deswegen ist die Äußerung der Fraport AG, dass man nicht vor September 2022 mit dem Einsatz der ersten türkischen Leiharbeiter rechnet, durchaus realistisch. Anfang November 2022 soll schon wieder Schluss sein – so will es die deutsche Bundesagentur für Arbeit.
Gegenwind gibt es noch von einer ganz anderen Stelle: Die türkische Regierung ist vom Projekt der Deutschen nicht wirklich begeistert. Man befürchtet, dass man dauerhaft Luftfahrt-Fachpersonal verlieren könnte. Bereits jetzt macht man es unter anderem Piloten besonders schwer zu Fluggesellschaften im Ausland zu wechseln. Dies bewerkstelligt über die Bürokratie, denn man lässt sich extrem viel Zeit beim Datenaustausch im Zusammenhang mit den Lizenzen.
Die türkische Zivilluftfahrtbehörde äußerste sich unmissverständlich ablehnend zu den Plänen Deutschlands temporär Leiharbeiter einzusetzen. Man ist der Ansicht, dass „einige Länder“ daran arbeiten würden „den Aufstieg unseres Landes in der Luftfahrtbranche aufzuhalten“. Dies lässt zumindest die nicht ganz unbegründete Vermutung zu, dass der Entsendung von Leiharbeitern bürokratische Steine in den Weg gelegt werden könnten.
Als „peinlich“ klassifizierte Seckin Kocak, Vorsitzender der Luftfahrtgewerkschaft Hava Sen, die Äußerung der Zivilluftfahrtbehörde. Der Arbeitnehmervertreter verweist darauf, dass das Amt keinerlei Beweise dafür vorgelegt habe, dass der Türkei durch das Entsenden von Leiharbeitern nach Deutschland ein Schaden entstehen würde. Weiters sagte der Gewerkschafter, dass es derzeit zu wenige Flugzeugtechniker und Piloten gibt, aber Im Bereich der einfachen Boden-Arbeiter hätte man derzeit deutlich zu viele. Es wäre sowohl für die Türkei als auch für die Arbeiter eine gute Chance temporär in Deutschland zu arbeiten.