Ganz und gar nicht überrascht zeigt sich Westbahn-Chef Thomas Posch, dass das Klimaticket sowie das Abklingen der Corona-Pandemie zu einer steigenden Nachfrage im Bahnverkehr geführt haben. Es wäre „wahrlich keine Raketenwissenschaft“, dass die Nutzung der Öffis ordentlich anzieht.
In den letzten Wochen ist es unter anderem bei den Österreichischen Bundesbahnen immer wieder zu Kapazitätsengpässen gekommen. Immer wieder mussten Züge aufgrund von Überfüllung geräumt werden. Die ÖBB empfehlen eine kostenpflichtige Sitzplatzreservierung zu kaufen, denn nur dann ist die Beförderung mit dem gewünschten Zug garantiert. Mittlerweile denkt die staatliche Eisenbahngesellschaft auch laut über eine mögliche Reservierungspflicht im Fernverkehr nach. In anderen Ländern, beispielsweise in der Slowakei, in Tschechien und Ungarn, ist dies schon seit vielen Jahren üblich. Umgangssprachlich: Wer in diesen Staaten im Fernverkehr reisen möchte, benötigt eine so genannte Platzkarte. Diese kann, falls nicht vorhanden, auch beim Zugbegleiter gekauft werden.
Die Westbahn will auf der Stammstrecke zwischen Wien Westbahnhof und Salzburg sowie weiter nach München die Kapazität weiter aufstocken. Man spart dabei auch nicht mit indirekter Kritik am Mitbewerber ÖBB, denn in einer Aussendung hebt das private Bahnunternehmen hervor, dass man in den letzten Monaten „eine vorausschauende Flottenpolitik betrieben und das Fahrplanangebot in den vergangenen Monaten stufenweise ausgeweitet hat“.
„Vorauszusehen, dass mit dem vorläufigen Abklingen von Corona und dem günstigen KlimaTicket Ö die Nachfrage spürbar steigen wird, das war nun wahrlich keine Raketenwissenschaft. Darum verdichten wir unseren Fahrplan am 12. Juni auch noch ein weiteres Mal“, so Westbahn-GeschäftsführerThomas Posch. „Die Gefahr von Zugräumungen bei unserem Mitbewerber verunsichert die Reisenden massiv. Dies führt die Bemühungen zum Klimaschutz ad absurdum. Bei uns hingegen sind Zugräumungen in den zehn Jahren unseres Bestehens noch nie vorgekommen. Wir appellieren daher einmal mehr an die verantwortlichen Stellen, unser Gesprächsangebot über eine wechselweise Ticketanerkenntnis zwischen Westbahn und ÖBB rasch anzunehmen, bevor das Vertrauen der Reisenden in das Bahnsystem weiter erschüttert wird.“
Neun-Euro-Ticket wird nicht anerkannt
Gleichzeitig erteilt Co-Geschäftsführer Florian Kazalek einer möglichen Reservierungspflicht eine Absage. Diese schleißt er für die Westbahn „auch in Zukunft“ explizit aus. Die grün-blau-weißen Doppelstockgarnituren der Westbahn waren auch rund um das vergangene lange Wochenende weit davon entfernt, überlastet zu sein. Die Sitzplatzkapazität war bei jeder Verbindung ausreichend für die Fahrgäste, nur in einzelnen Zügen waren überhaupt alle Sitzplätze belegt.
Aktuell wirft auch das deutsche 9-Euro-Ticket seinen Schatten voraus. Ab dem 1. Juni kann es im Nahverkehr im ganzen Nachbarland genutzt werden. „Die Westbahn ist ein Fernverkehrszug, wir akzeptieren das Ticket daher klarerweise nicht für den Abschnitt zwischen München und Salzburg“, sagt Kazalek, und Posch fügt hinzu: „Aufgrund der Vorab-Berichterstattung in Deutschland gehen wir davon aus, dass unsere Züge für viele eine willkommene Alternative zu den übervollen Nahverkehrszügen im Großraum München darstellen werden, selbst wenn für die Fahrt ein Ticket der Westbahn benötigt wird.“