12 Unternehmen haben AOC auf Malta beantragt

Malta (Foto: Jan Gruber).
Malta (Foto: Jan Gruber).

12 Unternehmen haben AOC auf Malta beantragt

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Geschlagene 12 Unternehmen haben bei der maltesischen Zivilluftfahrtbehörde um die Erteilung von AOC und Betriebsgenehmigung angesucht. Unter den Proponenten befindet sich auch der Nachfolger der zur Schließung bestimmten österreichischen Eurowings Europe GmbH, die maltesische Eurowings Europe Ltd.

Maltas Verkehrsminister Aaron Farrugia kündigte im Rahmen der Mavio-Branchenkonferenz an, dass auch die Anzahl der Flugzeuge, die im Register des kleinsten Mitgliedsstaats der Europäischen Union eingetragen ist, bis Ende dieses Jahres stark steigen wird. Unter den 12 Antragstellern soll sich, so das Regierungsmitglied, neben Eurowings Europe noch eine weitere große Airlinegruppe befinden. Namentlich wollte Farrugia die Proponenten nicht benennen und verwies darauf, dass die Antragsteller sich zu gegebener Zeit selbst outen werden.

Laut Charles Pace, Chef der maltesischen Zivilluftfahrtbehörde CAD, ist es keinesfalls in trockenen Tüchern, dass alle Antragsteller AOC und Betriebsgenehmigung erhalten werden. In den letzten Jahren musste man zahlreiche Ansuchen abweisen, da die gesetzlichen Bestimmungen zur positiven Behandlung der Anträge nicht erfüllt werden konnten. Es gibt noch zahlreiche weitere Unternehmen bzw. Start-Ups, die eine maltesische Fluggesellschaft werden wollen, jedoch liegen derzeit 12 Anträge vor. Ob noch weitere gestellt werden, ist derzeit nicht absehbar. In der Luftfahrtbranche stellt sich so mancher Firmengründer den Aufbau einer Airline einfacher und insbesondere billiger vor als es tatsächlich ist.

Strenge Aufsicht auf Europas “Flugzeugträger”

Auf dem Festland kursiert das unwahre Gerücht, dass Malta AOCs und Betriebsgenehmigungen besonders lax vergeben würde und so ziemlich jeder Airline spielen könne. Das entspricht definitiv nicht der Wahrheit, denn die maltesische Aufsicht ist äußerst streng und beim Entzug der Zertifikate so ganz und gar nicht zimperlich. Diese Erfahrung musste schon so mancher Businessjet-Operator machen, denn die CAD hat in den letzten Jahren einigen Operators AOC und Betriebsgenehmigung entzogen. Malta hat eine der strengsten Aufsichtsbehörden Europas, jedoch ist das vielen gar nicht bekannt. 

Innerhalb von zehn Jahren entwickelte sich die kleine Inselrepublik zu einer Art europäischem Flugzeugträger. Derzeit gibt es 43 AOC-Holder, wobei davon laut Max Oldorf, Chief Commercial Officer von CH-Aviation, 29 Operators Flugzeuge mit mindestens 19 Sitzplätzen betreiben. Vor einem Jahrzehnt waren es lediglich vier Unternehmen. Oldorf erklärte während der Mavio-Konferenz, die im maltesischen Qawra abgehalten wurde, auch, dass kein anderes EU-Mitglied in diesem Zeitraum ein solches Wachstum hingelegt habe.

Zum Vergleich nannte der Analytiker unter anderem Italien, wo sich in diesem Segment die Anzahl der zugelassenen Luftfahrtunternehmen von 27 auf 17 reduziert hat sowie Spanien, das einen Rückgang von 30 auf 23 AOC-Holder zu verzeichnen hatte. Die Entwicklungen spiegeln sich auch im Luftfahrtregister wieder. So sind in Italien nur noch 188 Flugzeuge mit mindestens 19 Sitzplätzen eingetragen. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass aufgrund des italienischen Insolvenzrechts geleaste Maschinen im Regelfall in anderen EU-Ländern, überwiegend in Irland, zugelassen werden. Das “I”-Register enthält daher wesentlich weniger Maschinen als tatsächlich von den Operators eingesetzt werden.

Von 12 Maschinen auf 323 binnen einem Jahrzehnt

Auf Malta hat sich die Anzahl der Verkehrsflugzeuge mit mindestens 19 Sitzplätzen gänzlich anders entwickelt. Max Oldorf führte aus, dass es einst 12 Maschinen in dieser Kategorie gab. Mittlerweile sind es 323 Stück. Mehr als die Hälfte der sich im 9H-Register befindlichen Flugzeuge mit mindestens 19 Sitzplätzen sind der Ryanair Group zugehörig. Die hinsichtlich der Flottenstärke größte Airline des Landes ist Malta Air, gefolgt von der Konzernschwester Lauda Europe auf Platz Zwei. Berücksichtigt man alle auf Malta eingetragenen Fluggeräte, so liegt der Anteil der Ryanair Group bei 23 Prozent. Nähere Einzelheiten dazu finden sich in diesem Aviation.Direct-Bericht.

Derzeit hat Malta Air stolze 144 Flugzeuge im 9H-Register. Dabei handelt es sich um 120 Boeing 737-800 und 24 B737-Max-200. Die zweitgrößte Fluggesellschaft des Landes, Lauda Europe, residiert in den gleichen Büroräumlichkeiten und bringt es auf 29 Airbus A320. Zum Vergleich: Die staatliche Air Malta hat drei Airbus A320 und vier A320neo auf dem AOC. Bei Malta MedAir, die ebenfalls dem Staat gehört, sind es derzeit drei A320 und man wartet auf die Auslieferung von drei A320neo.

Die beiden maltesischen Fluggesellschaften der Ryanair Group sind damit deutlich größer als andere AOC-Holder dieses Landes. Oldorf sagte dazu auch, dass durchschnittlich zehn bis zwölf Maschinen pro Operator eingetragen sind. Malta Air sticht mit 144 Flugzeugen aus der Reihe, was für ein kleines Land durchaus riskant sein kann, denn das starke Wachstum an Malta-AOC-Holdern und im 9H-Register hatte auch zur Folge, dass die CAD binnen zehn Jahren den Personalstand rapide aufstocken musste.

Maltesische CAD stark gewachsen

Keine andere Luftfahrtbehörde hat so viele Mitarbeiter – in allen Bereichen des Amts – eingestellt bzw. von anderen Luftfahrtämtern abgeworben wie die maltesische CAD. Sollte die Ryanair Group irgendwann die Idee haben, dass Luftfahrtbetriebe – beispielsweise – auf Zypern interessanter sind und die beiden Malta-Töchter dicht machen, hätte die CAD ein ernsthaftes Problem und viele Arbeitsplätze stünden auf der Kippe. Zur Erinnerung: Mehr als die Hälfte der im 9H-Register stehenden Verkehrsflugzeuge gehen auf die Kappe von Ryanair und hinsichtlich aller Fluggeräte sind es immerhin 23 Prozent.

Dieses Risiko theoretische Risiko ist dem maltesischen Verkehrsministerium nur zu gut bekannt. Man erwartet sich, dass Eurowings Europe eine größere Anzahl von Airbus-Jets aufs maltesische AOC nehmen wird. Auch ein weiterer Konzern befindet sich im Zulassungsverfahren mit einem Malta-Ableger. Angesichts des Umstands, dass 12 Anträge vorliegen und realistisch geschätzt etwa die Hälfte ausgezeichnete Aussichten auf Erteilung von AOC und Betriebsgenehmigung hat, betreibt man Diversifizierung. Dies hindert aber die Ryanair Group nicht daran noch mehr Flugzeuge ins 9H-Register zu stellen, denn sowohl Lauda Europe als auch Malta Air werden in den nächsten Jahren noch viele weitere Maschinen bekommen.

Der Kurs, den Malta in der Luftfahrt eingeschlagen hat, ist klar und unmissverständlich. Man will in allen Bereichen, so auch in der Ausbildung, Wartung etc. weiter wachsen, zusätzliche Unternehmen ansiedeln und in weiterer Folge dadurch auch Arbeitsplätze schreiben. Man ist angesichts der geringen Größe des Staats – die Hauptinsel Malta hat eine Länge von nur 27 Kilometern – und der kleinen Bevölkerung bereits jetzt eine Art “Flugzeugträger” im Mittelmeer. Noch dieses Jahr wächst dieser weiter an und die Zeichen für die nächsten Jahre stehen ebenfalls auf Wachstum. Solange es der maltesischen Regierung gelingt vor Ort ausreichend Fachpersonal auszubilden und Lücken durch Zuzug von Luftfahrt-Fachpersonal aus dem Ausland füllen zu können, scheint es auf mittelfristige Sicht kaum Grenzen zu geben.

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