Der Billigflieger Easyjet hat in den letzten Jahren die Präsenz in der deutschen Bundeshauptstadt Berlin deutlich zurückgefahren. Einst hatte man sowohl in Tegel als auch in Schönefeld zahlreiche Flugzeuge stationiert.
Im Nachgang der Pleite von Air Berlin sicherte sich Easyjet zahlreiche Slots, aber auch Flugzeuge, in Tegel. Man übernahm viele Routen, die vormals von Air Berlin bedient wurden und war plötzlich der Platzhirsch in Tegel. Die am eher unbeliebten Schönefeld-Airport unterhaltene Basis wurde fortgeführt, so dass man zeitweise zwei Bases in der deutschen Bundeshauptstadt hatte. Es war aber klar, dass dies kein Dauerzustand sein wird, denn es war fix, dass der Flughafen Tegel schließen wird. Nur beim „wann“ traute sich niemand eine Prognose zu, denn beim Projekt ist über viele Jahre hinweg so einiges schief gegangen.
Mitten während der Corona-Pandemie wurde dann der Flughafen Berlin-Brandenburg – mit jahrelanger Verspätung – eröffnet. Der Flugverkehr fand mangels Nachfrage, die den zum Teil völlig sinnbefreiten Einreise- und Quarantänebestimmungen geschuldet waren, nur noch auf Sparflamme statt. Auch Easyjet war davon betroffen. Doch die nunmehrige Basis BER hat nie wieder jene Größe erreicht, die man „vor Corona“ in Tegel und Schönefeld zusammengerechnet hatte.
Zunächst fuhr man auf nur noch 18 stationierte Airbus-Jets hoch. Zwischenzeitlich hat man gar auf elf Exemplare reduziert. Das geht natürlich nicht ohne, dass viele Strecken gestrichen wurden. Zum Beispiel bedient man die Wien-Strecke nicht mehr. Auch im innerdeutschen Verkehr hat man den Rotstift – und zwar besonders kräftig – angesetzt, denn die einstigen Rennstrecken nach Stuttgart und Köln/Bonn gibt es bei Easyjet nicht mehr. Allerdings hat man vor einiger Zeit einen eigenen Wartungshangar auf dem BER-Areal eröffnet.
Hinter der wenig übersehbaren Verkleinerung der Präsenz am Flughafen BER – und generell an deutschen Airports – steckt, dass der orangefarbene Billigflieger der Ansicht ist, dass die Kosten, die Airlines in Deutschland entstehen, zu hoch sind. Besonders am Flughafen Berlin-Brandenburg begründete man die Verkleinerung der Basis damit, dass die Gebühren, die an den Airport zu bezahlen sind, zu hoch sind. Die Luftverkehrssteuer, die mit 1. Mai 2024 zur Aufbesserung des Staatshaushalts erhöht werden soll, dürfte auch so ihren Beitrag leisten, dass Easyjet die Kapazität lieber ab anderen Staaten, die geringere Steuern und Gebühren erheben, einsetzt.
Von einem kompletten Rückzug aus Berlin oder gar aus Deutschland will Easyjet aber nicht sprechen. Erst am vergangenen Freitag hat man gemeinsam mit dem Management des BER eine Art Festakt begangen und die 20-jährige Präsenz in der deutschen Bundeshauptstadt gefeiert. Dabei bekannte sich der Carrier zu Berlin. Gleichzeitig regte man an, dass die Bahnverbindungen verbessert werden sollten, so dass es mehr Züge ohne Umstieg aus Großstädten zum BER gibt.