Erster Wien-Flug ab dem BER durchgeführt

EJU 5849 war der erste Flug, der am BER mit Ziel Wien abgehoben ist (Foto: Jan Gruber).
EJU 5849 war der erste Flug, der am BER mit Ziel Wien abgehoben ist (Foto: Jan Gruber).

Erster Wien-Flug ab dem BER durchgeführt

EJU 5849 war der erste Flug, der am BER mit Ziel Wien abgehoben ist (Foto: Jan Gruber).
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Unter der Flugnummer EJU 5849 landete am Sonntagabend der erste Wien-Flug, der am neuen Berlin-Brandenburg Airport gestartet ist. Durchgeführt wurde dieser von der österreichischen Easyjet Europe mit Airbus A320neo. Der Mitbewerber Austrian Airlines wird erst kommende Woche vom Flughafen Berlin-Tegel zum BER umziehen.

Easyjet ist auch jene Airline, die den offiziellen Erstflug ab dem neuen Airport durchgeführt hat. Dieser hob um 6 Uhr 45 in Richtung London-Gatwick ab. Insgesamt wurden 23 Abflüge ab dem am Samstag eröffneten Terminal 1 durchgeführt. Allerdings gab es auch Streichungen: Beispielsweise das Startup “Green Airlines” – eine Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), die Flugzeuge chartern will und die Tickets auf eigene Rechnung verkaufen möchte – sagte erst vor wenigen Tagen ihren Start ab. Daher sind die Charterflüge nach Karlsruhe/Baden-Baden als gestrichen auf der Anzeigetafel des BER zu finden.

Qatar Airways und Turkish Airlines führten am 1. November 2020 ebenfalls ihre ersten Flüge ab dem BER durch. Insgesamt zählte der Airport  am ersten offiziellen Betriebstag etwa 3.000 Passagiere, so die FBB in einer Aussendung. Die erste Umzugswelle von Tegel zum BER ist damit abgeschlossen. In einer ausführlichen Fotoreportage zeigt Aviation Direct die Terminals des BER. Was Airport-Chef Engelbert Lütke Daldrup, Lufthansa-Generaldirektor Carsten Spohr und Easyjet-CEO Johan Lundgren zum BER und zur aktuellen Marktlage rund um Corona gesagt haben, ist unter diesem Link zu finden.

„Nach der gelungenen gestrigen Inbetriebnahme mit den ersten Ankünften am neuen Terminal 1, haben wir heute Morgen die ersten abfliegenden Passagiere am BER abgefertigt. In wenigen Tagen wird der gesamte Flugverkehr in Berlin und Brandenburg am neuen Airport konzentriert sein. Der BER bietet eine moderne Infrastruktur mit internationalem Standard und ist damit für neue Verbindungen zu allen Kontinenten gerüstet, wenn die Corona-Krise überwunden ist”, so Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup.

Ab dem 4. November werden in einem zweiten Schritt weitere Airlines, darunter Eurowings und Vueling, die bisher noch am Flughafen Tegel starten, zum Terminal 1 am BER wechseln. In der dritten und letzten Umzugswelle, an deren Ende Tegel am 8. November geschlossen wird, folgen weitere Airlines, insbesondere die Lufthansa mit Austrian, Swiss und Brussels. Fluggäste, die im Zeitraum zwischen dem 1. und 8. November reisen, werden daher gebeten, sich rechtzeitig bei ihrer Airline oder auf der BER-Webseite darüber zu informieren, von welchem Flughafen und Terminal sie abfliegen bzw. wo sie ankommen.

Easyjet ist die erste Airline, die ab dem BER die Destination Wien bedient. Der Premierenflug wurde am 1. November 2020 als EJU 5849 durchgeführt. Zum Einsatz kam die G-UZHF, betrieben von der britischen Easyjet Airline Company Ltd. Am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg wurde das Gate A33 genutzt. An Bord befanden sich insgesamt 49 Passagiere, so dass die der Corona-Pandemie geschuldete schwache Nachfrage deutlich sichtbar war. Der orangefarbene Billigflieger ist seit 1. November 2020 nicht mehr in Berlin-Tegel tätig, denn das gesamte Flugangebot wurde bereits zum neuen BER-Terminal verlagert. Das schließt auch jene Flüge ein, die bis inklusive 31. Oktober 2020 im Terminal 5 (ex-Schönefeld) abgefertigt wurden.

Flughafen der langen Wege

Auch wenn Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup im Zuge der Eröffnung des Berlin-Brandenburg-Airports von einem “Flughafen der kurzen Wege” sprach, erfüllt das neue Terminal dies definitiv nicht. Legt man die zum Teil ultrakurzen Wege, die es in Tegel – insbesondere im Terminal A – als Vergleichsmaßstab an, so kann man als Passagier diese Aussage nicht nachvollziehen. Im öffentlichen Bereich des BER sind es beispielsweise vom sich im Keller befindlichen Bahnhof bis zum Check-In-Schalter bzw. zur Sicherheitskontrolle in der Tat nur wenige Schritte, die noch dazu überwiegend auf Rolltreppen zurückgelegt werden können. Nach der “Siko” sieht die Welt wieder ganz anders aus: Der Airport gab auf der ersten Anzeigetafel nach dem typischen Zwangsdurchgang durch einen Dutyfree Shop eine Gehzeit von zehn Minuten zum Gate A33 an. Natürlich benötigt man weniger als zehn Minuten, jedoch sind die Wege im Sicherheitsbereich lang.

Das liegt offensichtlich auch daran, dass die einzelnen Gates – im Gegensatz zu Tegel – äußerst geräumig angelegt sind und viel Platz in Anspruch nehmen. Fast könnte man meinen, dass wegen Corona für mehr Platz gesorgt wurde, jedoch wurde das Terminal schon vor vielen Jahren entworfen. Ja, die Wege sind weit, doch der BER zeichnet sich durch viel Raum, breite Gänge und viele Möglichkeiten zum Verweilen aus. Es entsteht nicht das Gefühl von Gedränge, das aus Tegel bekannt ist, sondern von Platz und Raum für jeden Fluggast und das liegt nicht an der coronabedingten schwachen Nutzung, sondern an der fulminanten Architektur, die innen und außen ein kleines bisschen an Tempelhof erinnert und das auch so gewollt ist. Der BER soll alle bisherigen Berliner Airports vereinen und gleichzeitig auch an diese erinnern. So können beispielsweise imposante Säulen und Marmor ihre Hommage an Tempelhof nicht verleugnen. Diverse Elemente erinnern auch an Tegel und Schönefeld, wenn auch wesentlich dezenter als pompöse Säulen und Marmorplatten.

Das YouTube-Video wurde aus einer speziellen Perspektive aufgenommen und ist daher ein wenig wackelig, denn “Kameramann” war ein Handgepäckstück. Es zeigt einige Ausschnitte auf dem Weg vom Eingang in das BER-Terminal 1 bis zum Gate A33. Sollte Das Video nicht angezeigt werden, so kann es unter diesem Link abgerufen werden.

Am BER ist allerdings deutlich sichtbar, dass viele Geschäfts- und Gastronomielokale entweder leer stehen oder aber geschlossen sind. Das dürfte sowohl an der Corona-Krise als auch an den jahrelangen Bauverzögerungen liegen. Ins Auge sticht allerdings sofort, dass im Gegensatz zu Tegel und dem Terminal 5 (ex-Schönefeld) sowie auch Tempelhof (geschlossen im Jahr 2008) die Systemgastronomie dominierend ist. In den Terminals der Vorgänger waren inhabergeführte Lokale und zum Teil auch kleine, ebenfalls inhabergeführte Geschäfte, stärker vertreten. Natürlich gab es auch dort – Tempelhof ausgenommen – Ketten und Systemgastronomie, jedoch nicht dominierend.

Corona-Maßnahmen in der Gangway nicht existent

Viele Worte gibt es über den Easyjet-Flug nicht zu schreiben, denn dieser wurde unspektakulär mit einem Airbus A320neo durchgeführt. Für die Crew war es “Business as usual” und vielen Fluggästen war es gar nicht bekannt, dass es sich um den ersten Flug, der am BER mit dem Flugziel Wien gestartet ist, handelte. Die Abläufe am BER haben mit zwei kleinen Ausnahmen einwandfrei funktioniert, sprich es gab keine “Kinderkrankheiten”. Die Ausnahmen sind: Eigenen Angaben nach kann das Check-In-Personal im Computer nicht sehen ab welchem Gate der Flug abfliegt und das obwohl laut Anzeigetafel das Boarding bereits läuft. Das war natürlich Unsinn, denn mit dem Boarding wurde noch nicht begonnen. Dass die Frage welcher Flugsteig es denn ist zirka 15 Minuten vor “Boardingschluss laut Bordkarte” nicht beantwortet werden konnte, ist verwunderlich. Hier haben Easyjet und der BER im Sinne der Passagiere etwas Nachbesserungsbedarf.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die Corona-Maßnahmen: Das Bodenpersonal achtete sehr genau darauf, dass beim Anstehen vor der Bordkartenkontrolle die Abstände eingehalten werden und genau aus diesem Grund wurden die Passagiere gestaffelt in die Gangway geschickt. Und dann war Schluss mit Abstandhalten, denn dort wurden die Fluggäste etwa 15 Minuten “zwischengelagert” und zwar in einer Art Verbindungstück zwischen dem Terminal und der eigentlichen Fluggastbrücke. Dieses Phänomen gibt es leider auch in Wien und führt das Thema “Abstandhalten” ad-absurdum, da immer mehr Passagiere von hinten nachrücken, jedoch der Weg ins Flugzeug “versperrt” ist. Somit wird es gezwungenermaßen immer enger. Generell sollten Airlines und Ground Handling Dienstleister darüber nachdenken, ob die Vorgehensweise die Passagiere in Gangways oder Bussen “zwischenzulagern” in Zeiten von Corona angemessen ist. Am BER waren es 15 Minuten, doch vor einigen Wochen auf einem Austrian Airlines Flug ab Wien stolze 45 Minuten im Vorfeldbus direkt am Gate. Doch zurück zum BER-Erstflug in die österreichische Hauptstadt: Der Flughafen Wien bezeichnete bei der Ankunft den neuen Airport übrigens als “BER” und nicht als Berlin.

Impressionen vom Easyjet-Erstflug vom BER nach Wien:

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