Rosatom will Ersatzteile für Airbus und Boeing im großen Stil kopieren

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Im kommenden Jahr soll die Produktion von Ersatzteilen für Maschinen der Hersteller Boeing und Airbus nach dem Motto „Marke Eigenbau“ in der Russischen Föderation im großen Stil anlaufen. Damit will man sich unabhängiger von Zwischenhändler-Konstruktionen sowie unautorisierten Kopien aus dem Iran machen.

Unmittelbar nach dem kriegerischen Überfall auf die Ukraine verhängten zahlreiche Staaten Sanktionen gegen die Russische Föderation. Unter anderem hat dies zur Folge, dass Ersatzteile sowie ganze Flugzeuge – unter anderem – der genannten Hersteller nicht mehr direkt nach Russland geliefert werden dürfen. Der „Plan“, dass damit die Luftfahrt in die Knie gezwungen wird, ist bislang nicht aufgegangen. Russischen Carriern ist es gelungen über Zwischenhändler in Staaten wie China, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und vielen anderen weiterhin an die begehrten Original-Ersatzteile zu kommen. Zusätzlich soll man aus dem Iran „Marke Eigenbau“ beziehen können.

Die führende Politik Russlands kündigte bereits kurz nach der Verkündung der Sanktionen an, dass man die benötigten Teile einfach kopieren und selbst herstellen wird. Dazu vergab man rasch Lizenzen an diverse Betriebe, jedoch ist die tatsächliche Massenproduktion bislang nicht angelaufen. „Marke Eigenbau“ soll aber im kommenden Jahr voll anlaufen und dem Vernehmen nach soll der Iran in diese Richtung „Entwicklungshilfe“ geleistet haben. Im abgeschotteten Mullah-Regime kennt man sich bestens damit aus wie man nicht autorisierte Komponenten einfach selbst herstellt.

Das Projekt in Russland soll nun auf große Beine gestellt werden, denn die staatlichen Unternehmen Rosatom und Aeroflot haben dazu ein Joint-Venture vereinbart. Unter anderem bei diesem sollen russische Carrier benötigte Ersatzteile der Qualität „Marke Eigenbau“ beziehen können. Offiziellen Angaben nach soll die Massenproduktion im ersten Halbjahr 2024 anlaufen. Vorerst will man sich auf Komponenten für Maschinen der Hersteller Airbus und Boeing beschränken. Die Kooperation folgt auf einen Vertrag, den Rosatom Anfang dieses Jahres mit S7 Airlines abgeschlossen hat. In diesem ist die unautorisierte Herstellung von Bremsscheiben sowie Wasser- und Luftfilter für westliches Fluggerät vereinbart.

S7, Aeroflot und Rosatom wollen so ziemlich alles in Eigenregie herstellen

Bemerkenswert ist die Erklärung, dass Aeroflot das technische Know-how aus dem Luftfahrtwesen einbringen soll, aber die Produktion in Stätten von Rosatom erfolgen soll. Es heißt, dass der zuletzt genannte Konzern über ausreichende Kapazitäten, Fähigkeiten und Produktionsmöglichkeiten verfügen soll. Es wird betont, dass sämtliche Teile vor dem Einbau in Verkehrsflugzeuge, die in Russland registriert sind, durch die Zivilluftfahrtbehörde zertifiziert werden müssten.

In diesem Zusammenhang durchaus fraglich ist, ob sich Russland mit dem Einbau von „Marke Eigenbau“ unter Umständen ein weiteres Problem einhandelt. Der eine oder andere Staat könnte unter Hinweis auf nicht vom Hersteller autorisierte Ersatzteile die Nutzung des Luftraums aus Sicherheitsgründen untersagen. Hierzu eine Prognose abzugeben ist aber sehr schwierig, da sich im bisherigen Verlauf gezeigt hat, dass sich die Regierungen bezüglich Russland äußerst unterschiedlich verhalten.

Bezogen auf die bevorstehende Massenproduktion von „Marke-Eigenbau-Ersatzteilen“ erklärte Alexey Mikhalik von Aeroflot gegenüber der Zeitung Izvestia wie folgt: „Wir werden uns mit der Entwicklung, Zertifizierung und Produktion von Luftfahrtkomponenten für alle ausländischen Flugzeugtypen beschäftigen – für Kabinen, Flugzeugrümpfe, Strukturreparaturen usw. Geplant sind folgende Bereiche: Luft- und Wasserfilterelemente; Kunststoff-, Metall-, Verbundwerkstoff-, Waben- und Gummiprodukte; Verbundwerkstoffprodukte; elektronische Ausrüstung der Passagierkabine – Wechselrichter, Stromversorgungen, Sensoren, Heizungs- und Beleuchtungskomponenten, Beleuchtungs- und Anzeigegeräte. Derzeit wird gemeinsam mit der Föderalen Luftverkehrsbehörde das Verfahren für die Bearbeitung der erforderlichen Unterlagen für den Einsatz in Flugzeugen geklärt“.

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