Ersatzteile: Russland setzt auf “Marke Eigenbau”

Airbus A320neo (Foto: Airbus).
Airbus A320neo (Foto: Airbus).

Ersatzteile: Russland setzt auf “Marke Eigenbau”

Airbus A320neo (Foto: Airbus).
Werbung

Den russischen Fluggesellschafen gehen langsam, aber sicher die Ersatzteile für westliches Fluggerät aus. Die Regierung greift nun zu einer aus dem Iran bekannten Methode: Marke Eigenbau und das mit staatlicher Genehmigung.

Die unter anderem von den Vereinigten Staaten von Amerika, der Europäischen Union und anderen Staaten als Reaktion auf den kriegerischen Überfall gegen die Ukraine verhängten Sanktionen sehen unter anderem vor, dass eine Flugzeugersatzteile in die Russische Föderation geliefert werden dürfen. In großer Stückzahl setzen russische Carrier Muster der Hersteller Airbus und Boeing, aber auch ATR, Embraer und Bombardier ein.

Die Ersatzteillager sollen sich leeren, so dass bereits erste Maschinen als „Ersatzteilspender“ herhalten müssen. Das ist aber keine Dauerlösung, denn man kann auf dem regulären Weg keine weiteren Teile einkaufen. Die russische Regierung sieht darin kein Problem und will nun, dass die benötigten Ersatzteile einfach selbst gebaut werden sollen.

Zu dieser Methode greift man im Iran schon sehr lange, denn aufgrund internationaler Sanktionen kommt man auf dem regulären Weg nicht an die benötigten Teile. Die Lösung: Man baut baut sie einfach selbst, jedoch ist die „Marke Eigenbau“ international weder zertifiziert noch anerkannt. Dies ist auch einer der vielen Gründe warum Maschinen, die im Iran im Einsatz sind, auf dem Gebrauchtmarkt nicht wirklich gefragt sind.

Die russische Zivilluftfahrtbehörde Rosaviatsiya hat laut lokalen Medienberichten vorerst fünf Unternehmen die Zulassung für die Herstellung von Ersatzteilen für westliche Muster, vorrangig Airbus und Boeing, erteilt. Diese dürfen nun die Teile analysieren, kopieren und selbst herstellen. Die Zertifizierung wird durch die russische Behörde erteilt.

Der Einbau dieser Teile ist international nicht anerkannt und könnte zu einem massiven Wertverlust der betroffenen Flugzeuge führen. Es ist auch davon auszugehen, dass die „Marke Eigenbau“ auch nachträglich nicht anerkannt wird. Ob dadurch ein Sicherheitsrisiko besteht, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Laut einem Bericht der russischen Zeitung Vedomosti haben unter anderem Aeroflot und S7 Technics die neu erteilten Genehmigungen erhalten.

Nach Pfändung: Aeroflot stellt Sri-Lanka-Flüge ein

Vor wenigen Tagen hat ein Gericht auf Sri Lanka aufgrund einer Klage eines Leasinggebers einen von Aeroflot genutzten Airbus A330 an die Kette gelegt. In dieser Woche wird eine Anhörung stattfinden, jedoch ist nicht mit einer kurzfristigen Freigabe der Maschine zu rechnen. Der Lessor ist der Ansicht, dass das Flugzeug unrechtmäßig von Aeroflot ins russische Register eingetragen wurde und auch ohne Erlaubnis bzw. Bezahlung der Leasingraten genutzt wird.

In Russland sieht man die Angelegenheit anders, denn die Regierung von Sri Lanka habe zugesichert, dass keine Maßnahmen gegen RA-registrierte Flugzeuge verhängt werden. Weiters habe man beim Lessor Kautionen hinterlegt und die Leasingraten würden auf so genannte C-Konten in Rubel bezahlt werden. Diese könnten die Lessoren jederzeit abholen. Ganz so einfach ist das aber nicht, denn Kautionen dürfen normalerweise nur gegen Ende der Laufzeit mit Zustimmung des Leasinggebers „aufgebraucht“ werden. Weiters können die angeblich vom Staat treuhänderisch verwalteten Raten aufgrund der Sanktionen nicht behoben werden.

Unabhängig davon: Aeroflot hat zwischenzeitlich entschieden, dass man Sri Lanka vorläufig nicht mehr anfliegen will. Man befürchtet offensichtlich, dass weitere Leasinggeber Landungen in diesem Staat nutzen könnten, um ihr Eigentum an die Kette legen lassen zu können. Derzeit haben es westliche Flugzeugeigentümer aufgrund diverser Anordnungen der russischen Regierung schwer ihre Maschinen einziehen lassen zu können. Allenfalls gelingt das im Ausland, weshalb der Fall in Sri Lanka besondere internationale Beobachtung bekommt. Aeroflot will jedenfalls alle russischen Urlauber ausfliegen, jedoch die Frage nach dem „wie“ beantwortete man nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung