Trotz Sanktionen: Über Tarnfirmen und Zwischenhändler gelangen Ersatzteile nach Russland

Airbus A320neo (Foto: Airbus).
Airbus A320neo (Foto: Airbus).

Trotz Sanktionen: Über Tarnfirmen und Zwischenhändler gelangen Ersatzteile nach Russland

Airbus A320neo (Foto: Airbus).
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Eigentlich sollte kein einziges Ersatzteil, das für westliches Fluggerät, das in Russland im Einsatz ist, in die Russische Föderation gelangen. So sehen es zumindest die Sanktionen, die unter anderem seitens der USA und der EU praktiziert werden, vor. In der Realität ist aber das Gegenteil der Fall, denn über Zwischenhändler kommen russische Carrier weiterhin an benötigte Teile.

Das russische Portal „Wjorstka“, das als regierungskritisch gilt, berichtet unter anderem, dass seit Jahresanfang bis etwa Ende Juli 2023 die Carrier Rossiya, Pobeda, S7 Airlines und Aeroflot Ersatzteile für Maschinen der Hersteller Airbus und Boeing im Wert von etwa 110 Millionen U.S.-Dollar in die Russische Föderation einführen konnten. Doch wie ist das eigentlich möglich, wenn aufgrund der Sanktionen eigentlich keine Teile mehr ins Land geliefert werden dürfen?

Dazu bedienen sich die russischen Carrier eigens gegründeten Tochtergesellschaften, die im Ausland angesiedelt sind. Diese erwerben über Zwischenhändler die begehrten Ersatzteile und „exportieren“ diese dann in die Russische Föderation. Als Beispiel nennt der Nachrichtenbericht die Fluggesellschaft S7, die über eine Tochtergesellschaft namens „Globus“ über ein chinesisches Unternehmen namens „DLA (GZ) Technology Co“ auf Einkaufstour gegangen ist. Nachgewiesen wurde, dass Triebwerke für die A320-Reihe so nach Russland gelangt sind. Für den Maschinentyp Embraer 170 konnte man General-Electric-Antriebe über eine Konstruktion in den Vereinigten Arabischen Emiraten bekommen.

Auch über Armenien gelangten Teile nach Russland. Zum Beispiel fungierte eine Firma namens A Trade Service als Zwischenhändler für Honeywell-Teile, die Pobeda haben wollte. Rossiya Airlines bediente sich für benötigte Druckmessgeräte, die in den USA gefertigt wurden, der chinesischen Firma Yunnan Rongjin Agriculture China Products, als „Vehikel“.

Zum Zeitpunkt, zu dem die Sanktionen verkündet wurden, war das Ziel, dass den russischen Carriern binnen kurzer Zeit die Ersatzteile ausgehen und die Maschinen daher nicht mehr genutzt werden können. Die Realität ist aber, dass fast alle Einheiten weiterhin in der Luft sind und auf verschiedensten Wegen mit Teilen versorgt werden. Über Zwischenhändler in Drittstaaten können Originalteile bezogen werden, im Iran erwirbt man „Marke Eigenbau“ und noch dazu will man derartige Kopien auch selbst herstellen.

Im Bereich der Wartung wurden die Vorschriften mittlerweile massiv gelockert. Dies betrifft beispielsweise auch den Umgang mit verschlissenen Bremsen. Mittlerweile häufen sich in Russland die so genannten kleineren Zwischenfälle. Im Westen geht man davon aus, dass ein durchaus erhebliches Sicherheitsrisiko besteht. In der Russischen Föderation will man davon nichts hören und das kann durchaus auch damit zusammenhängen, dass man die Sanktionen mit Hilfe von Zwischenhändlern und Tarngesellschaften, die im Ausland angesiedelt sind, offenbar mit dem gewünschten Erfolgt schlichtweg umgehen kann. Der Iran könnte hier gewisse „Entwicklungshilfe“ geleistet haben, denn der abgeschottete Staat macht genau dies seit Jahrzehnten vor und „importiert“ über Tarnfirmen und Zwischenhändler auch ganze Flugzeuge.

1 Comment

  • Jens , 26. September 2023 @ 09:45

    Man muß schon sehr naiv sein, um etwas anderes erwartet zu haben!
    Ganz offensichtlich schadet dieser ganze Sanktionszirkus Rußland nicht sonderlich – der europäischen Wirtschaft dagegen aber sehr.
    Mir scheint es fast so, als würde, etwas verspätet, der Morgenthau-Plan u.a. mittels Rußlandsanktionen, kindischem Klimagedöns und Massenumsiedelung nun doch noch umgesetzt werden.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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  • Jens , 26. September 2023 @ 09:45

    Man muß schon sehr naiv sein, um etwas anderes erwartet zu haben!
    Ganz offensichtlich schadet dieser ganze Sanktionszirkus Rußland nicht sonderlich – der europäischen Wirtschaft dagegen aber sehr.
    Mir scheint es fast so, als würde, etwas verspätet, der Morgenthau-Plan u.a. mittels Rußlandsanktionen, kindischem Klimagedöns und Massenumsiedelung nun doch noch umgesetzt werden.

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