Wien: Wieder Probleme und Verzögerungen beim neuen Fernbusterminal

Fernbus-Terminal Wien (Rendering: ZOOMVP.AT).
Fernbus-Terminal Wien (Rendering: ZOOMVP.AT).

Wien: Wieder Probleme und Verzögerungen beim neuen Fernbusterminal

Fernbus-Terminal Wien (Rendering: ZOOMVP.AT).
Werbung

Der geplante Fernbusterminal für Wien ist abermals ins Stocken geraten. Diesmal gibt es erhebliche Unstimmigkeiten zwischen der Wien Holding und der Investorengruppe DBR um Ariel Muzicant und Markus Teufel. Das städtische Unternehmen hat nun bekanntgegeben, dass der Vertrag aufgelöst wurde.

Schon seit vielen Jahren ist man sich innerhalb der Politik einig, dass Wien wieder einen zentralen Fernbusbahnhof braucht. Es gibt allerdings erhebliche Abweichungen wo dieser denn errichtet werden soll. Einige sprechen sich für die so genannten Waldmanngründe in der Nähe des Hauptbahnhofs, wo die Österreichische Postbus AG bereits jetzt ein Busterminal betreibt aus. Andere wollen einen Neubau beim Verteilerkreis, aber die Stadt Wien hat im Jahr 2021 entschieden, dass dieser beim Stadion Center entstehen wird. Dort unterhält die Firma Geschwindl bereits jetzt einen kleinen Busterminal für den Fernverkehr.

Einstiger zentraler Busbahnhof ist heute ein Shopping-Center

Mehr oder weniger fix ist lediglich, dass die Postbus AG den Bestand beim Hauptbahnhof nicht mehr betreiben will, denn Eigentümer ÖBB riecht das Geld, denn man vermutet, dass man die bahneigenen Grundstücke gewinnbringend vermarkten und damit verbauen kann. Blaguss Reisen, Betreiber des Busbahnhofs unter der Autobahnbrücke in Erdberg, würde den Bestand nach der Eröffnung des Neubaus auflassen.

Derzeit ist Erdberg nämlich jener Busbahnhof, der von den meisten Anbietern genutzt wird. Zunehmend entdeckt Flixbus zwar auch die Waldmanngründe für sich, denn dort ist das Ambiente allemal ansprechender als unter der A23-Brücke. Ein Nischendasein fristet der Standort Stadion Center, denn seit der Übernahme von Mein Fernbus durch Flixbus fahren hier nur noch wenige Busse, vorwiegend in Richtung Balkan-Region ab.

Erschwerend zur aktuellen Situation kommt dazu, dass Wien in der Vergangenheit einen echten zentralen Busbahnhof hatte. Dieser befand sich vor dem Bahnhof Wien Mitte-Landstraße und wurde zeitweise als „Bundesbus-Terminal“ bezeichnet. Hier liefen nahezu alle Regional- und Fernbuslinien zusammen. Umstiege auf die Schnellbahn, auch in Richtung Flughafen, waren problemlos möglich. Allerdings war die Politik Anfang der 2000er-Jahre der Ansicht, dass man keinen zentralen Busbahnhof mehr braucht.

Die Folge daraus: Der Bundesbus-Terminal wurde aufgelassen und die dadurch gewonnene Fläche wurde verbaut. Wenig überraschend: Ein Einkaufszentrum hat man gebaut. Die Regional- und Fernbusse kommen seither in einer Art Dauerprovisorium an verschiedenen Punkten, darunter auch an den drei genannten Busbahnhöfen an. Das soll sich mit dem neuen Terminal neben dem Stadion Center ändern. Man kann es auch anders ausdrücken: Die Stadt Wien will Fehler aus der Vergangenheit rückgängig machen.

Komplizierte Konstruktion

Auf Betreiberseite ist man sich einig. Blaguss, Dr. Richard und Geschwindl haben eine gemeinsame GmbH gegründet und diese hat bereits den Zuschlag für den künftigen Betrieb erhalten. Doch das „Objekt“ existiert noch gar nicht, denn dieses soll über eine komplizierte Konstruktion unter der Federführung der Wien Holding gebaut werden.

Der „Plan“ war folgender: Die WH Fernbus-Terminal Projektentwicklung GmbH (Teil der Wien Holding) lässt den neuen Busbahnhof über eine Baurrechtskonzession von der DBR – Donau Busterminal Realisierung GmbH errichten. Dazu heißt es in einer Mitteilung: „Die DBR hatte die Aufgabe, das Projekt umzusetzen und zu finanzieren, und zwar zu den in der Ausschreibung vereinbarten Bedingungen und in einem vereinbarten Zeitraum mit Baubeginn 2024 und Fertigstellung Ende 2027. Das Projekt besteht aus dem Fernbusterminal und einem darüber angeordneten Hochbau von 105 Metern für Hotel- oder Büronutzung“.

Daraus wird nun nichts, denn besagte WH Fernbus-Terminal GmbH hat der Firma DBR die Baurrechtskonzession entzogen. Der Investor wollte bereits im Mai 2023 aus dem Vertrag aussteigen und hatte bereits gekündigt. Aus nicht näher bezeichneten Gründen hat man es sich im Juli 2023 dann anders überlegt und der Wien Holding mitgeteilt, dass die Kündigung als „gegenstandslos“ zu betrachten wäre. Nun zieht die städtische Gesellschaft den Stecker.

Stadt Wien rechnet mit Verzögerungen beim Baubeginn

„Die Errichtung des zentralen Fernbus-Terminals Wien hat für die Stadt Wien und die Wien Holding wie bisher höchste Priorität. Denn er wird künftig neben dem Flughafen und dem Hauptbahnhof Wien die dritte starke Säule im Personen-Fernverkehr sein. Deshalb ist auch klar, dass das Projekt Fernbus-Terminal auf alle Fälle realisiert wird – auch in immobilienwirt­schaftlich schwierigen Zeiten. In der WH Fernbus-Terminal laufen derzeit die konkreten Planungen, den Fernbus-Terminal ohne die DBR umzusetzen. Bis zum Jahreswechsel wird über die Art und Weise der weiteren Projektumsetzung entschieden und diese dann so rasch wie möglich gestartet werden. Der ursprünglich für Mitte nächsten Jahres geplante Baubeginn wird sich dementsprechend verzögern“, so die Wien Holding in einer Medienmitteilung.

Im weiteren Verlauf der Medienmitteilung erhebt die städtische Gesellschaft seitenweise Vorwürfe gegen den gekündigten Investor DBR. Zusammenfassend scheint der zentrale Punkt zu sein, dass die DBR-Verantwortlichen der Ansicht sind, dass das Projekt nicht zum ursprünglich vereinbarten Preis errichtet werden kann, da besonders in den Jahren 2022 und 2023 die Kosten für Baumaterial und Co gegenüber dem Vertragszeitpunkt 2021 erheblich gestiegen sind. Die Wien Holding will das aber nicht gelten lassen und weigert sich nachzuverhandeln bzw. mehr für die Errichtung zu bezahlen.

Was die städtische Gesellschaft aber nicht schreibt: Aus welchem Grund wählt man eine Konstruktion mit mindestens drei öffentlich bekannten GmbHs, um einen Busterminal zu bauen, der defacto bereits existiert und lediglich erweitert werden müsste? Es ist ja nicht so, dass die Firma Geschwindl nicht schon vor Ort am Stadion Center auf eigene Rechnung tätig wäre oder der Postbus einen funktionierenden Busbahnhof am Hauptbahnhof betreiben würde. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass das Projekt „zentraler Busbahnhof für Wien“ eine erhebliche Verspätung bekommen wird und möglicherweise nochmals alternative Standorte ins Spiel kommen könnte. Bis zur Eröffnung des neuen Terminals soll es mit den Provisorien weitergehen. Zur Erinnerung: Der Busbahnhof Wien-Mitte („Bundesbus-Terminal“) wurde bereits Anfang der 2000er-Jahre dicht gemacht und durch ein Einkaufszentrum ersetzt…

Zum Vergleich: In Bratislava hat man den neuen zentralen Busbahnhof, der einen regelrechten Schandfleck ersetzt hat, nicht nur wesentlich schneller, sondern auch billiger errichtet. Das Resultat ist ein Terminal samt Lounge für die Passagiere, das der slowakischen Hauptstadt ein bisschen Weltstadtfeeling gibt. Näheres dazu unter diesem Link bei Aviation.Direct.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung