Bratislava: Neuer Fernbusterminal mit Weltstadt-Feeling

Lounge am Busbahnhof Bratislava Nivy (Foto: Jan Gruber).
Lounge am Busbahnhof Bratislava Nivy (Foto: Jan Gruber).

Bratislava: Neuer Fernbusterminal mit Weltstadt-Feeling

Lounge am Busbahnhof Bratislava Nivy (Foto: Jan Gruber).
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Nicht kleckern, sondern klotzen – dieser Grundsatz wurde in der slowakischen Hauptstadt Bratislava im Zuge des Neubaus des zentralen Fernbusbahnhofs Nivy eindrucksvoll umgesetzt. Selbst eine an der Luftfahrt angelehnte Lounge bietet man internationalen Fahrgästen.

In vielen Städten sind die Fernbus-Terminals regelrechte Schandflecken, die zumeist auch entsprechendes Klientel, das dort herumlungert anziehen. In Bratislava war es nicht anders, denn der alte Busbahnhof war definitiv kein Aushängeschild. Renovieren oder Auffrischen hielt man für ein aussichtsloses Unterfahren, sondern hat sich lieber für die Abrissbirne entschieden und einen privaten Investor einen imposanten Neubau errichten lassen.

Auf dem Areal des ehemalig oberirdischen Busterminals ist ein groß dimensioniertes, mehrstöckiges Einkaufszentrum, das den Namen Nivy trägt, entstanden. In diesem sind so ziemlich alle bekannten Labels, aber auch Dienstleister wie Banken, Notare und Gastronomie vertreten. Der Elektronikhändler Alza betreibt in unmittelbarer Nähe der Bussteige einen zweistöckigen Flagship-Store. Für Wiener bietet sich ein Shopping-Ausflug regelrecht an, denn mit den Fernbussen von Slovak Lines, Regiojet und Flixbus gelangt man für kleines Geld direkt in das Einkaufszentrum. Autofahrer können in der Garage bis zu vier Stunden kostenfrei parken.

Neues Busterminal räumt mit allen Vorurteilen auf

Der eigentliche Busbahnhof ist unterirdisch und auf einer Ebene mit dem Untergeschoss des Einkaufszentrums, wo sich unter anderem Alza, Lidl und der Fahrkartenschalter befinden. Das Terminal übertrifft sämtliche Erwartungen und erinnert so ganz und gar nicht an einen klassischen Fernbusbahnhof. Viele moderne Anzeigetafeln, Screens direkt an den Busgates und sogar eine Lounge für die Fahrgäste lassen durchaus Flughafen-Feeling aufkommen. Dazu kommt, dass es kostenlose, schön gestaltete und insbesondere anstandslos saubere Toiletten gibt. Dies ist leider keine Selbstverständlichkeit, denn beispielsweise der Busterminal am Wiener Hauptbahnhof hat weder einen Warteraum noch WCs.

Das „typische Klientel“, das beispielsweise in Berlin oder München die Busterminals zum Herumlungern und Biertrinken nutzt, findet man in Bratislava nicht mehr. Vielleicht ist es diesem dort zu schön und das Licht ist nicht diffus genug, denn am Fernbusbahnhof Nivy hat man ein modernes LED-Beleuchtungskonzept, das insbesondere auf Helligkeit setzt. Auch gibt es ausreichend Sitzgelegenheiten und der Shopping-Center bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Zeitvertreib. Internationale Reisende, die diesen neuen Busterminal nicht kennen, haben sicherlich das Gefühl, dass sie gerade in einer echten Weltstadt angekommen sind.

Lounge für internationale Fahrgäste ist vorhanden

Diesen Anspruch will man durch eine Lounge, die erst kürzlich in Betrieb gegangen ist, unterstreichen. Der private Eigentümer des Shoppingcenters inklusive Busbahnhof will erreichen, dass sein gelungenes Schmuckstück alle Vorbehalte und Vorurteile, die man so gegen Fernbusfahrten haben kann, eindrucksvoll widerlegt. Dazu gehört eben auch, dass man nach dem Vorbild von Flughäfen eine Lounge für die Passagiere bereitstellt.

Die Zugangsvoraussetzungen sind äußerst lasch, denn derzeit genügt ein internationaler Fahrschein von Bratislava Nivy irgendwohin ins Ausland. Konkret bedeutet das, dass man sich – beispielsweise – nach einem Shopping-Ausflug vor der Rückfahrt nach Wien in der Lounge aufhalten kann. Diese ist zwar nicht sonderlich groß, jedoch schön gestaltet, sauber und mal ehrlich: Wer rechnet mit einer Lounge an einem Busbahnhof in der Slowakei?

Es gibt aber Unterschiede gegenüber den exklusiven Wartebereichen von Flughäfen: Die Fahrgäste erhalten kostenloses Mineralwasser und kostenlosen Kaffee. Alle anderen Getränke und Snacks müssen bezahlt werden. Beispielsweise kostet ein Cola 1,89 Euro, so dass das Preisniveau nicht sonderlich hoch ist. Wer sparen will, der kann sich schräg gegenüber (zirka 30 Sekunden Gehzeit) im Lidl zu Supermarktpreisen mit Snacks und Getränken eindecken.

Je nach Busgesellschaft ist es durchaus möglich, dass man auch Snacks und weitere Getränke kostenfrei in der Lounge bekommen kann. Diese geben gemeinsam mit der Fahrkarte dann einen Gutschein dafür aus. Mineralwasser und Kaffee erhalten aber alle internationalen Reisenden unabhängig vom gebuchten Busunternehmen kostenfrei und ohne Beschränkung. Die Öffnungszeiten der Lounge richten sich nach dem Fahrbetrieb. Das Terminal selbst ist rund um die Uhr geöffnet und manche Geschäfte bieten auch 24/7 ihre Dienstleistungen an.

Großer Wurf, der ordentlich positive Eindrücke hinterlässt

Zusammenfassend kann man festhalten, dass Bratislava mit dem neuen Busterminal Nivy samt Shopping-Center und Lounge ein ganz großer Wurf gelungen ist. Man hebt Reisen mit Fernbussen auf ein Niveau, das bislang in Europa unbekannt war. Es bleibt zu hoffen, dass sich andere Länder und Städte von Bratislava inspirieren lassen und dies „nachmachen“.

Der Stadt Wien ist dringend zu empfehlen, dass man sich bezüglich des geplanten Busbahnhofs am Stadioncenter, der die drei momentan nicht gerade schönen Terminals beim Hauptbahnhof (Südtiroler Platz), bei der U3-Station Erdberg sowie den Bestand beim Stadioncenter ablösen soll, einfach mal ansieht was Bratislava hingestellt hat. Die Slowaken haben nicht gekleckert, sondern geklotzt und sich aus privaten Mitteln ein Bauwerk gegönnt, das einer Weltstadt würdig ist. Zumindest haben Passagiere, die am Nivy-Terminal ankommen definitiv das Feeling, dass sie in einer echten Metropole angekommen sind. Dass die slowakische Hauptstadt gar nicht so groß ist, spielt doch keine Rolle. Der erste Eindruck zählt. Und welchen „ersten Eindruck“ hinterlassen die drei Wiener Terminals oder München oder Berlin? Man darf auf keinen Fall unterschätzen, dass sowohl Slowaken als auch viele internationale Reisende den Flughafen Wien zum Fliegen nutzen und mit Bussen von/nach Bratislava reisen, weil der Schienenweg ab Schwechat unzumutbar lange wäre.

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