Darum gilt das Klimaticket doch nicht überall

Flixbus (Foto: Jan Gruber).
Flixbus (Foto: Jan Gruber).

Darum gilt das Klimaticket doch nicht überall

Flixbus (Foto: Jan Gruber).
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Das österreichische Klimaticket wird unter anderem mit dem Slogan „Eins für alle“ beworben. Anders als es die Werbung vermuten lassen würde, sind nicht alle öffentlichen Verkehrsmittel inkludiert. Beispielsweise sind fast alle innerösterreichischen Fernbuslinien, der City Airport Train und die Vienna Airport Lines ausgenommen.

Sonderlich viele innerösterreichische Fernbusstrecken gibt es zwar nicht, jedoch stellen diese eine zum Teil sehr nützliche Ergänzung dar, da diese primär auf Routen verkehren, auf denen die Reisezeit mit der Bahn deutlich länger wäre. Im Klimaticket enthalten sind die von Dr. Richard betriebenen Routen G1 (Güssing-Wien) und 311 (Gleisdorf-Wien) sowie die von Postbus durchgeführten ÖBB-Intercitybusse – beispielsweise zwischen Graz und Klagenfurt.

Blaguss Reisen und Dr. Richard sind Konzessionäre einiger innerösterreichischer Strecken, die im Rahmen einer Franchisevereinbarung als Flixbus vermarktet werden. Dabei ist der deutsche Konzern jedoch nicht Auftraggeber, sondern die beiden österreichischen Unternehmen betreiben die Routen auf eigene Rechnung. Dr. Richard fährt zwischen Graz und Wien sowie Graz und Flughafen Wien. Auf der Strecke gibt es eine Einstiegsmöglichkeit, die insbesondere von Südburgenländern rege genutzt wird.

Der Mitbewerber Blaguss Reisen hat unter anderem die innerösterreichischen Strecken Klagenfurt-Wien und Graz-Linz im Portfolio. In St. Michael gibt es die Möglichkeit zum Umstieg, so dass auch Klagenfurt von Linz aus erreicht werden kann. Theoretisch kann man auch nach Wien umsteigen, jedoch dürfte dies aufgrund der gegenüber den ÖBB bzw. Westbahn deutlich längeren Reisezeit eher selten genutzt werden.

Klimaschutzministerium verweist an Verkehrsverbünde

Die Frage warum die unter der Marke Flixbus angebotenen innerösterreichischen Fernbusverkehre nicht inkludiert sind, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Operators (Blaguss und Dr. Richard) verweisen dabei auf eine Entscheidung des Klimaschutzministeriums. Eine Sprecherin des BMK erklärte gegenüber Aviation.Direct unter anderem: „Gemäß Verordnung der Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie über die Einführung des Klimaticketsauf Basis des Klimaticketgesetzes ist der CAT als reiner Zubringer zu einem Verkehrsknotenpunkt nicht vom KlimaTicket umfasst. Alternativ steht für den Weg zum Flughafen die S-Bahn zur Verfügung. Bei den Bussen ist der Anknüpfungspunkt nicht der Betreiber (z.B. Postbus oder Dr. Richard), sondern ob das Unternehmen in den jeweiligen Verbund integriert ist, was bei den genannten Strecken von Flixbus oder Blaguss und der vom Postbus betriebenen VAL nicht der Fall ist. Eine Integration weiterer Strecken liegt somit in erster Linie in der Kompetenz der jeweiligen Verkehrsverbünde“. Weiters verweist man darauf, dass auf der Klimaticket-Homepage genau dargestellt wäre wo die Netzkarte gilt.

Würde man die Logik der Argumentation des Ministeriums streng auslegen, so müsste das Klimaticket bei den privaten Eisenbahnunternehmen Westbahn und Regiojet ungültig sein, denn diese gehören keinem Verkehrsverbund an. Beide Unternehmen sind aber Partner des Klimatickets und gewähren ihren Fahrgästen einige Goodies. Ein Portrait über Klimaticket-Reisen mit der Westbahn ist unter diesem Link bereitgestellt. Was Regiojet an Bord der Züge so bietet, wird in diesem Bericht näher betrachtet.

Blaguss und Dr. Richard üben Kritik

Blaguss Reisen ist offensichtlich nicht glücklich damit, dass das Klimaticket auf den innerösterreichischen Flixbus-Strecken nicht akzeptiert werden kann. Eine Sprecherin sagte dazu gegenüber Aviation.Direct: „Selbstverständlich würden wir es begrüßen, wenn die innerösterreichischen Fernbus-Strecken in Klimaticket aufgenommen werden würden“. Im Detail will man sich aber nicht äußern und verweist an das BMK.

Deutlich gesprächiger zeigte sich der Konkurrent Dr. Richard, dessen Medienreferentin auch nicht mit Kritik am Ministerium sparte: „Das Klimaticket wird irreführenderweise mit „Alle öffentlichen Verkehrsmittel Österreichs mit einem einzigen Ticket“ beworben. Manche unserer Fahrgäste haben das Klimaticket in dem Glauben, es gelte auch in Fernbussen, gekauft. Diese Personen sind vom Klimaticket schwer enttäuscht, und zumindest einige werden es stornieren oder auslaufen lassen, wenn es weiterhin nicht in den Fernbussen gilt. Insofern wäre die Integration der Fernbuslinien in das Klimaticket sicherlich im Interesse eines Teils unserer Fahrgäste. Daher würden wir die Integration begrüßen, auch wenn wir uns dadurch keinen nennenswerten wirtschaftlichen Vorteil erwarten. Bis es dazu kommt, bleiben die Fernbuslinien die wohl letzten nicht-touristischen öffentlichen Verkehre, die sich gänzlich ohne Steuergelder finanzieren“.

Auf die Frage mit welcher Begründung die Aufnahme in das Klimaticket abgelehnt wurde, antwortete die Sprecherin des Reisekonzerns Dr. Richard wie folgt: „Eine explizite Begründung außer „derzeit nicht vorgesehen“ gab es nicht. Das BMK steht Fernbuslinien grundsätzlich sehr skeptisch gegenüber, man befürchtet große Fahrgastverluste für die Bahn. Diese Gefahr besteht jedoch aufgrund der in Österreich sehr niedrigen Bahntarife nicht. Von 2015-2019 hatten unsere beiden Fernbuslinien zwischen Graz und Wien enorme Fahrgastzuwächse, gleichzeitig ist auch die Nachfrage auf der parallelen Südbahnstrecke stark angestiegen. Das zusätzliche Angebot hat also insgesamt zu mehr Nachfrage geführt“.

Early-Bird-Nutzer müssen ab Oktober 2022 mehr bezahlen

Zusammenfassend kann man aufgrund der Stellungnahmen des Klimaschutzministeriums sowie der beiden Busunternehmen festhalten, dass derzeit keine Aussicht darauf besteht, dass die innerösterreichischen Flixbus-Strecken in absehbarer Zeit mit dem Klimaticket genutzt werden können. Selbiges gilt übrigens auch für den City Airport Train sowie die von Postbus betriebenen Vienna Airport Lines. Die ÖBB-Intercitybusse, die ebenfalls von Postbus durchgeführt werden, sind jedoch im Klimaticket enthalten.

Auf Inhaber der Netzkarte kommt im Oktober 2022 auch eine „Preiserhöhung“ zu. Im Rahmen einer Einführungsaktion wurde das bundesweit gültige Klimaticket zu einem deutlich reduzierten Preis verkauft. Die vergünstigten Kosten werden weder bei Einmalzahlung noch beim monatlichen Abo in das zweite Jahr mitgenommen. Eine Sprecherin des Klimaschutzministeriums bestätigte auf Anfrage, dass es sich um eine einmalige Aktion handelte: „Der Early-Bird-Rabatt war eine einmalige Aktion bei Einführung des KlimaTickets, daher besteht grundsätzlich kein erneuter Anspruch auf einen Rabatt bei Verlängerung. Mit Stand Ende April gab es 158.000 aktive KlimaTicket-Kunden“.

Ist ein Flixbus ein Reisebus oder ein Massenbeförderungsmittel?

Genau mit dieser Frage befasste sich ein Schriftverkehr zwischen Aviation.Direct und dem österreichischen Gesundheitsministerium. Hintergrund war, dass auf Testfahrten mit zwei ausländischen Fernbus-Operators auf Wien-Bratislava-Wien weder von Fahrgästen noch vom Fahrpersonal Masken getragen wurden. Auch das Bundesheer, das in Kittsee eine Kontrolle vorgenommen hatte, störte sich daran nicht. Die Slowakei hat – im Gegensatz zu Österreich – keine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Alpenrepublik pocht, zumindest offiziell, auf FFP2-Masken.

Die erste Anfrage an das Gesundheitsministerium – unter Vorhalt der im vorherigen Absatz geschildeten Zustände, ob in Fernbussen FFP2-Maskenpflicht besteht oder wurde von einem Sprecher wie folgt beantwortet: „In der rechtlichen Begründung zur 1. COVID-19-BMV ist folgendes festgehalten: Festgehalten wird, dass im Zusammenhang mit der Benützung von Reisebussen und Ausflugsschiffen sowie Seil- und Zahnradbahnen keine allgemeine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen besteht. Diese sind nicht vom Begriff „Massenbeförderungsmittel“ erfasst, da es sich um Dienstleistungen handelt, die nicht dem alltäglichen und lebensnotwendigen Bereich zuzuordnen sind“.

Da die Beantwortung keinen Aufschluss darüber gibt, ob man in Fernbussen Masken tragen muss oder nicht, da diese im „Volksmund“ durchaus als Reisebus interpretiert werden könnten, wurde explizit nachgefragt, ob man „im Flixbus“ Maske tragen muss oder nicht. Auf die geschilderten „Vorfälle“, dass an Bord von zwei Flix-Mitbewerbern keine Masken getragen wurden und sich das Bundesheer daran auch nicht störte, ging der Sprecher des Gesundheitsministeriums übrigens überhaupt nicht ein.

Die „Flixbus-Frage“ wurde vom Medienreferent wie folgt beantwortet: „Aus rechtlicher Sicht handelt es sich bei Flixbussen (und vergleichbaren Anbietern) um Massenbeförderungsmittel und es besteht somit Maskenpflicht“.

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