Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hält die Schließung der praktischen Pilotenausbildung in Bremen für “einen Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiter”. Lufthansa verkündete am Mittwoch, dass diese künftig in Rostock-Laage durchgeführt werden soll.
„Die Entscheidung der Lufthansa ist ein Schlag ins Gesicht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bremen. Wir halten sie für einen schweren Fehler, da der Konzern damit einen ungeheuren Qualitäts- und Kompetenzverlust erleidet, den man nicht mehr einfach wett machen kann. Es ist uns völlig unverständlich, warum man diese – im besten Sinne des Wortes – Kaderschmiede nun so ausbluten lässt”, so Markus Wahl, Vorsitzender der VC. “Die aktuelle Krise ist aber nicht der eigentliche Beweggrund, sondern nur ein Vorwand für das Vorgehen der Lufthansa. Hier wird gerade alles für eine Tarifflucht getan, die unabhängig von der Corona-Krise gegen die Beschäftigten durchgedrückt werden soll. Wir sehen die vom Unternehmen so gern und oft beschworene Tarifpartnerschaft mit Füßen getreten und verurteilen dieses Vorgehen aufs Schärfste”.
Weit über 100 Flugschüler haben bereits eine Klage gegen Lufthansa eingereicht. Auch bei der Cargotochter knirscht es mittlerweile, denn diese soll verkleinert werden, jedoch gleichzeitig ist vorgesehen, dass die Beteiligung Aerologic wachsen könnte. Der Wechsel vom Fracht-Cockpit in jene der Passagier-A340 wird höchstwahrscheinlich nicht möglich sein, da dieses Muster keine lange Zukunft haben wird.
“Es ist eine Konzernstrategie, dass zu jedem Tarifbetrieb eine nicht-tarifierte Plattform in Konkurrenz aufgebaut wird. Das sehen wir nicht nur in der Pilotenausbildung, sondern auch im Projekt Ocean für Passagierflüge und im Frachtbereich, in dem Aerologic neben Lufthansa Cargo operiert”, so Wahl, der die jüngsten Entscheidungen der Konzernspitze für einen Frontalangriff auf die Tarifpartnerschaft hält.