Airbus A320 am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).
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Wizz Air will in Wien nicht dauerhaft „geschrumpft“ bleiben

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Im Spätherbst des Vorjahres kündigte Wizz-Air-President Robert Carey an, dass die Wiener Basis wieder auf Wachstumskurs ist. Die Anzahl der stationierten Flugzeuge solle auf sechs Airbus A321neo ausgebaut werden und gar ein siebentes oder sogar achtes Flugzeug standen zur Diskussion. Daraus wurde nichts, denn man hat sich auf vier Maschinen verkleinert.

Die ab Wien-Schwechat angebotenen Flugziele sind im Sommerflugplan 2022 auf 36 Destinationen in 24 Ländern geschrumpft. In mehreren Schritten hat man das Angebot ausgedünnt und nicht nur City-Strecken, auf denen man in hartem Wettbewerb mit Ryanair stand, fielen dem Rotstift zum Opfer, sondern auch „Ferienklassiker“ wie Mallorca.

Die Ukraine-Flüge mussten aus einem komplett anderen Grund auf unbestimmte Zeit eingestellt werden: Russland hat sein Nachbarland kriegerisch überfallen. Für Wizz Air hat das Folgen, denn etwa neun Prozent des Angebots hatte man in Richtung Ukraine und Russland. Noch dazu kommt, dass man im Sommerflugplan 2022 das UA-Angebot stark aufstocken wollte. Wegen des Kriegs hat man in Kiew-Schuljany drei Airbus A320 und in Lwiw einen weiteren „festsitzen“. Das Ausfliegen ist aus Sicherheitsgründen unmöglich.

Der Billigflieger musste sich rasch umorientieren und hat Kapazitäten in Richtung Westen verlagert. Nennenswert ist, dass man im Vereinigten Königreich und in Italien signifikant ausgebaut hat. Laut Carey hat man Norwegian Air Shuttle zahlreiche Slotpaare in Gatwick abgekauft und expandiert am zweitgrößten Airport der UK-Hauptstadt stark.

Verschiedene Faktoren haben zur Verkleinerung der Basis Wien geführt

Der Wizz-Air-President macht keinen Hehl daraus, dass die Basis Wien seit ihrer Eröffnung im Jahr 2018 viele „Ups and Downs“ erlebt hat. Die Corona-Pandemie hat mangels Nachfrage, die in erster Linie den Reiserestriktionen und der Lockdowns geschuldet waren, quasi zum kompletten Einbruch der Nachfrage geführt. Letztlich hat zur Entscheidung, dass man in Wien weniger Flugzeuge stationiert als ursprünglich angekündigt auch beigetragen, dass die Flughafenkosten und Steuern höher sind als anderswo. Sprich: Wizz Air kann die Maschinen, die eigentlich für den österreichischen Hauptstadtflughafen gedacht waren, ab anderen Airports billiger und gewinnbringender einsetzen. Ein weiteres „Up“ will Carey ausdrücklich nicht ausschließen. Man will das Wachstum in Wien fortsetzen und „in den nächsten Monaten das eine oder andere neue Ziel ankündigen“.

Die Entscheidung, dass Wien verkleinert wird, ist laut Carey im Jänner 2022 gefallen. Offenbar hat auch der Umstand, dass Österreich als eines von ganz wenigen Ländern gegen Ende 2021 mal wieder einen Lockdown ausgerufen hat, dazu beigetragen. Bei Wizz Air scheint dies Unsicherheit hervorgerufen zu haben, denn die Buchungszahlen sind ins Bodenlose gefallen und haben sich nur langsam erholt. Kurz darauf kam der nächste Einbruch, jedoch traf dieser fast alle Carrier in Europa, denn in vielen Ländern meinte die Politik Panik wegen Omikron schüren zu müssen.

Passagiere buchen ihre Tickets wieder früher

Der aktuelle Stand der Dinge bei Wizz Air ist, dass streckennetzweit, also auch ab Wien, die Nachfrage sehr stark angezogen hat. Doch auch der Billigflieger hat ein Problem mit dem akuten Personalmangel, der die gesamte Branche in Atem hält. Laut Carey wird man im Sommer 2022 das Angebot um etwa zwei Prozent reduzieren. Als Ursache nannte er unter anderem, dass sich die Flugzeuge an vielen Airports Verspätungen einfangen. Die Flugsicherungen in Deutschland und Polen wären wegen zu weniger Lotsen überlastet und ständig gäbe es Slot-Verschiebungen. Das Aufholen von Verspätungen wäre fast unmöglich, weshalb man etwa zwei Prozent des strecknnetzweiten Angebots „herausnimmt“. Dass es noch mehr wird, kann der Manager nicht ausschließen.

Das Buchungsverhalten der Passagiere erklärt der Wizz-Air-President wie folgt: Vor der Pandemie habe man den Großteil der Tickets etwa 90 Tage vor dem Abflug abgesetzt. Das änderte sich schlagartig, denn dann wurde über einen langen Zeitraum nur noch extrem kurzfristig gebucht, teilweise auch erst am Tag des Abflugs. Mittlerweile würden die Passagiere, je nach Strecke, ihre Flugscheine in einer Zeitspanne von 80 bis 20 Tagen vorher kaufen. Der Trend würde wieder deutlich zur langfristigen Buchung gehen. Man würde jetzt schon viele Tickets für den Winter 2022/23 absetzen, so der Manager.

Wettbewerbssituation in Wien ein wenig ruhiger

In Wien lieferte man sich unter anderem mit Ryanair und Level Europe einen scharfen Wettbewerb. Die IAG zog bei Level Europe im Zuge der Corona-Pandemie – wenig überraschend – den Stecker und schickte das Unternehmen in die Insolvenz. Die Ryanair Group flaggte das Angebot von Lauda auf Ryanair um und ist weiterhin in Wien präsent. Robert Carey räumte ein, dass der Mitbewerber eine wesentlich größere Präsenz auf dem Flughafen Wien-Schwechat hat und man durchaus auf der einen oder anderen Strecke die Wettbewerbssituation verlassen habe. Es wäre nicht mehr so viel „Feuer“ im Konkurrenzkampf wie vor der Pandemie, aber eine gemähte Wiese ist es definitiv nicht.

Bezüglich künftiger Planungen sagte der Wizz-Air-President, dass man sich ab Wien Möglichkeiten zum Geld verdienen ansehe. Dabei habe man unterversorgte Strecken mit Potential im Fokus. Jüngste Beispiele hierfür wären Damman und Abu Dhabi. Man prüft derzeit die eine oder andere Nischenstrecke, jedoch wollte der Manager dazu keine Details nennen.

Gespräche mit Klagenfurt „eingeschlafen“

Nebst Wien hat Wizz Air in Österreich auch weitere Flughäfen im Fokus, erklärte Robert Carey. Allerdings weiß man nicht so recht was man in Salzburg machen will, denn man flog kurzzeitig ein paar Umläufe im Sommer 2020 und seither ist das Comeback auf unbestimmte Zeit verschoben. Die einzige Strecke, die man derzeit im Reservierungssystem hat, kann man aufgrund eines Krieges nicht anfliegen: Kiew-Schuljany. Dort hat der Billigflieger weiterhin drei Airbus A320 stehen, die man nicht ausfliegen kann. Ein weiterer steht nach wie vor in Lwiw, bestätigte Carey.

Mit dem Flughafen Klagenfurt führte Wizz Air zeitweise durchaus intensive Gespräche über die Aufnahmen von zwei Strecken: Dabei handelt es sich um London und Bukarest. Allerdings sind die Verhandlungen irgendwann ins Stocken geraten und momentan nicht gerade „heiß“. Der Konkurrent Ryanair kündigte schon sein Comeback in Kärnten an und hat mit dem Verkauf von Flugscheinen längst begonnen. Ob Wizz Air jemals nach Klagenfurt fliegen wird? Das ist völlig offen, denn alle österreichischen Bundesländerflughäfen gelten als teuer und daher für Billigflieger wenig attraktiv. Robert Carey will generell nicht ausschließen, dass Wizz Air „irgendwann mal“ in Österreich außerhalb von Wien fliegen könnte. Irgendwelche Details nannte der Manager nicht.

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