Der Chartervermarkter Green Airlines hat mangels „Flugpartner“ den Verkauf auf den Ferienstrecken ab Groningen, Paderborn und Rostock-Laage endgültig eingestellt. Vor ein paar Tagen postete das Unternehmen noch auf der Homepage und in sozialen Netzwerken, dass ab 1. August 2021 wieder geflogen werden soll.
Green Airlines wollte „klimafreundliche Flüge“ mit rund 30 Jahre alten Boeing 737-300 von Alk Air ab Paderborn und Rostock-Laage vermarkten. Nach nur wenigen Tagen sprang das bulgarische Luftfahrtunternehmen Hals über Kopf ab und moniert öffentlich die Zahlungsmoral des Ticketverkäufers. Just Us Air entschied sich erst gar nicht für Green Airlines zu fliegen und erklärte öffentlich, dass man mit diesem Unternehmen überhaupt keinen Vertrag abgeschlossen habe. Dennoch waren Flugscheine unter den Codes von Alk Air und Just Us Air im Verkauf.
Ursprünglich kündigte Green Airlines an, dass die Ferienflüge ab Groningen, Paderborn und Rostock von German Airways durchgeführt werden sollten. Doch die ehemalige WDL flog nur sporadisch ab Groningen und auch damit ist Schluss. „German Airways fliegt mit sofortiger Wirkung nicht mehr für Green Airlines ab Paderborn und Groningen“, teilte die Fluggesellschaft mit. Als Grund wird angegeben: „Grund hierfür ist das sich rasch verändernde Marktumfeld aufgrund der Covid-Pandemie und die wieder ansteigende Inzidenz in einigen Ländern.“
Lediglich auf der Strecke Köln/Bonn-Paderborn-Westerland will German Airways weiterhin fliegen. Zuletzt nahm man hierfür enorm lange Positionierungsflüge in Kauf, die das „grüne Image“ von Green Airlines nicht gerade „Öko“ erscheinen lassen. Mit diesem Background wirkt die offizielle Erklärung von Green Airlines gerade zu absurd. Anzumerken ist auch, dass Mitbewerber auf zum Teil identen Routen beste Auslastungen erzielen können. „Green Airlines lässt sein touristisches Flugangebot mit sofortiger Wirkung ruhen. Betroffen sind die Spanien- und Griechenland-Verbindungen ab den Flughäfen Paderborn/Lippstadt und Rostock-Laage nach Mallorca, Rhodos, Kreta und Kos. Auch die Strecken vom Groningen Airport Eelde nach Mallorca, Ibiza Korfu und Faro werden in diesem Zuge zunächst eingestellt. Gebuchte Tickets werden zurückerstattet. Grund für die Entscheidung ist die anhaltend schwierige Lage aufgrund der Corona-Pandemie. Die Linienverbindung zwischen Köln/Bonn beziehungsweise Paderborn/Lippstadt und Sylt bleibt bestehen“, schreibt Green Airlines in einer Medienverbindung. Hierzu ist klarzustellen, dass Green Airlines keine Fluggesellschaft ist und daher auch keine Linienflüge durchführen darf. Es handelt sich um Charterflüge und obendrein versucht sich Green Airlines mit Hilfe einer Rechtsanwaltskanzlei vor Ausgleichszahlungen nach EU 261/2004 zu drücken. Nach Außen hin gibt man sich als Fluggesellschaft, doch wenn es um die Erfüllung von Passagierrechten geht, will man keine mehr sein.
„Die am Flughafen Köln/Bonn beheimatete Airline hatte der jungen Green Airlines in den vergangenen Wochen bis zu zwei Flugzeuge vom Typ Embraer 190 samt Crews vermietet. Ein Jet war in Groningen in den Niederlanden stationiert. Der zweite Jet wird den Betrieb ab Paderborn nun nicht mehr aufnehmen“, so German Airways in einer Aussendung. Damit ist das großspurig angekündigte Ferien-Programm von Green Airlines nach nur wenigen Legs in der Versenkung verschwunden. Über deren Homepage sind nur noch die Sylt-Flüge buchbar. Weiters findet sich weiterhin die „Geisterstrecke“ Zürich, die jedoch seit langer Zeit nicht mehr gebucht werden kann.
Aus der Sicht von Green-Airlines-Chef Stefan Auwetter hört sich das so an: „Die Entscheidung unser touristisches Angebot auszusetzen ist uns schwergefallen. Sie war angesichts der Inzidenzentwicklungen in Spanien und Griechenland und der damit verbundenen verschärften Ein- und Ausreisebestimmungen jedoch alternativlos. Viele Reisende mit Ziel Südeuropa sind verunsichert und mit absehbar gering ausgelasteten Flugzeugen den Betrieb aufrecht zu erhalten, kam für uns nicht infrage“.
Umweltprojekte von der Homepage verschwunden
In der letzten Zeile der Medienmitteilung des Chartervermarkters ist zu lesen: „Ein Ausbau des Linienflugangebots und die Aufnahme neuer Strecken ist bereits geplant.“ Die momentane Nicht-Fluggesellschaft hat beim Luftfahrtbundesamt den Antrag auf Erteilung von AOC und Betriebsgenehmigung gestellt. Ob die Behörde diesen bewilligen wird, ist völlig unklar. Die Kriterien hinsichtlich Kompetenz, Sicherheit und insbesondere finanzieller Leistungsfähigkeit sind sehr streng. Möglicherweise könnte es sich auch nur um einen juristischen Kniff handeln, um sich vor den Passagierrechten drücken zu können.
Das Portal Airliners.de deckte auf, dass die auf der Homepage von Green Airlines beworbenen Umweltprojekte zum Teil nicht einmal von der Kooperation wussten. Auch wurden hierfür kostenpflichtig (Zahlungsgebühr) Spenden verlangt. Die Äußerung der Streuobstwiesen deutet darauf hin, dass davon möglicherweise nicht viel angekommen ist. Zumindest wusste man beim Trägerverein nichts davon. Nun entfernte Green Airlines die angeblich unterstützten Projekte Streuobstwiese und Hamberger Moor von der Homepage.